Der Online-Riese startet einen neuen Versuch, in den Premium-Retail einzusteigen.
Es gibt kaum mehr Handelssegmente, in denen sich Amazon noch nicht breitgemacht oder gar die Marktführerschaft übernommen hat. Amazon-Prime-Kunden in England können sich beispielsweise neuerdings gratis Lebensmittel nach Hause liefern lassen. Was auf den ersten Blick nicht wahnsinnig spektakulär klingt, ist für die großen Lebensmittelhändler in UK eine sehr ernstzunehmende Kampfansage. Nun hat der Online-Händler den Luxus-Retail im Visier.
Seinen Appetit auf Luxus hat der eCommerce-Gigant aber schon öfter unter Beweis gestellt, so wirklich hat man den Fuß in die Tür zum Premium-Segment bis dato aber noch nicht bekommen. So launchte man bereits diverse Plattformen, wie etwa einen Ableger, auf dem registrierte Mitglieder günstig Marken – zeitlich und nach Stückzahl begrenzt – kaufen konnten. In jüngster Zeit gab es vermehrt Kontakt zur Branche, etwa ein von Paparazzi viel beachteter gemeinsamer Lunch von Anna Wintour und Jeff Bezos in New York. Unter dem Namen »Common Threads: Vogue x Amazon Fashion« gab man jungen Designer ein Plattform. Erste Pläne im März, namhaften Luxuslabels einen Hafen zu bieten, wurden durch Corona gestoppt, jetzt soll es aber soweit sein.
Dennoch: Die derzeitige Situation am Luxus-Markt ist mehr als angespannt. Eine weltweite Plattform wie Amazon könnte für dringend benötigtes Kundenaufkommen sorgen. Für die Händler sind diese Nachrichten aber keine guten. Über den Vorstoß bei Supermärkten sagte der britische Retail Analyst Richard Hyman: »Für stationäre Händler ist es ungleich schwerer, Profit mit dem Online-Geschäft als mit dem stationären Geschäft zu machen. Das wirklich Furchterregende ist aber für alle, dass sie mit dem Online-Geschäft Geld verdienen müssen, wohingegen Amazon das schlicht nicht muss.« Ein Befund, der wohl auch auf den Handel mit High-End-Mode zutreffen wird.