Zalando kassiert Prognose: Wachstum bricht ei...
Zalando kassiert Prognose

Wachstum bricht ein

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Die Verbraucherstimmung ist laut GfK auf ein Allzeittief gefallen. Auch Zalando muss deshalb seine Ziele für das laufende Jahr drastisch zusammenstreichen. Statt der üblichen zweistelligen Wachstumsraten droht nun erstmals eine Stagnation.

In der Modebranche ist der Pessimismus am Vormarsch. Laut der jüngsten GfK-Konsumklimaerhebung ist die Verbraucherstimmung in Deutschland auf ein Allzeittief von minus 27,4 Punkten gefallen, die Anschaffungsneigung ist so niedrig wie seit 14 Jahren nicht mehr. Angesichts dieser verschlechterten makroökonomischen Bedingungen muss sich auch der Online-Modehändler Zalando von seinen zweistelligen Wachstumsraten verabschieden, die seit der Unternehmensgründung 2008 garantiert schienen.

Umsatz könnte stagnieren

Noch am 1. März hatte die Modeplattform für das laufende Jahr ein Umsatzplus von 12 bis 19 % auf 11,6 bis 12,3 Mrd. € angekündigt. Nun rechnet das Management nur noch mit einer Umsatzentwicklung zwischen +/- 0 und + 3 % auf 10,4 bis 10,7 Mrd. €. Im schlimmsten Fall droht dem Unternehmen, das während der Coronapandemie noch zu den großen Gewinnern gehörte, also eine Stagnation auf dem Niveau von 2021.

Doch Sorgen muss man sich um den größten Online-Modehändler Europas noch keine machen: Vergleicht man den nun angekündigten Umsatz mit jenem aus dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019, bedeutet das immer noch ein Plus von 62 %.

Zweites Quartal lief deutlich schlechter

Für das erste Quartal hatte Zalando erstmals in der Unternehmensgeschichte überhaupt ein Umsatzminus gemeldet. Für das zweite Quartal wird nun ein Umsatz »deutlich unterhalb der Analystenschätzungen« angekündigt. Diese lagen im Schnitt bei + 1,5 %. Immerhin: Nachdem der Berliner Online-Händler im ersten Quartal noch rote Zahlen geschrieben hatte, wird für das zweite Vierteljahr ein kleiner Profit erwartet. Für das gesamte Kalenderjahr wird nun mit einem bereinigten EBIT in Höhe von 180 bis 260 Mio. € gerechnet (2021: + 468,4 Mio. €). Ursprünglich hatte das Management eine Spanne von 430 Mio. bis 510 Mio. € ausgegeben.

Wie Zalando reagiert

Mit eingerechnet in die angepasste Prognose ist bereits eine Beschleunigung des Wachstums sowie eine deutliche Verbesserung der Profitabilität in der zweiten Jahreshälfte. Da nicht davon auszugehen sei, dass sich die Verbraucherstimmung kurzfristig erhole, wie es in der Mitteilung heißt, will Zalando sowohl Angebots- als auch kostenseitig reagieren. So soll das Angebot besser an die sich verändernde Kundennachfrage angepasst werden. Und bereits im zweiten Quartal wurden die Marketinginvestitionen gesenkt, die Investitionen in die Logistikinfrastruktur verlangsamt und in allen Ländern erstmals ein Mindestbestellwert eingeführt.

Corona-Boom vorbei

Die Aktie brach nach der Mitteilung ein und fiel zwischenzeitlich um bis zu 18 % auf 20,94 Euro, sie hat sich seither aber wieder auf gut 25 Euro erholt. Doch der Corona-Kursboom ist schon eine Weile Geschichte: Während der Hochphase der Pandemie hatte Zalando lange Zeit vom florierenden Online-Handel profitiert. Im Sommer 2021 Jahres hatte der Aktienkurs mit 105,90 Euro ein Rekordhoch erreicht, womit das Unternehmen damals fast 28 Mrd. Euro wert war.

Co-Chef Gentz verbreitete dennoch Optimismus. »Durch Effizienzsteigerungen im gesamten Unternehmen und gezielte Investitionen werden wir langfristig noch besser positioniert sein, um unsere Strategie umzusetzen«, erklärte er. Die Strategie und die langfristigen Ziele blieben unverändert. Es gebe noch viele ungenutzte Chancen im Modemarkt. »Wir stellen uns den Herausforderungen und passen uns an, um gestärkt daraus hervorzugehen.«
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