Corona-Krise: »Von der Gesundheits- zur Wirt...
Corona-Krise

»Von der Gesundheits- zur Wirtschaftskrise«

BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
Download von www.picturedesk.com am 20.05.2020 (20:39). ABD0019_20200317 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Die Situation in der Getreidegasse in der Salzburger Altstadt am Dienstag, 17. März 2020. - FOTO: APA/BARBARA GINDL - 20200317_PD1597
Download von www.picturedesk.com am 20.05.2020 (20:39). ABD0019_20200317 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Die Situation in der Getreidegasse in der Salzburger Altstadt am Dienstag, 17. März 2020. - FOTO: APA/BARBARA GINDL - 20200317_PD1597

85% der österreichischen Handelsunternehmen rechnen 2020 mit Corona-bedingten Umsatzeinbußen, ein Drittel bewertet die staatliche Unterstützungen mit »Nicht genügend«.

Die durch die Ausbreitung des Coronavirus notwendig gewordene behördliche Schließung der Geschäfte in Österreich zieht dramatische Folgen für den heimischen Handel nach sich. Rund 7 % der Einzelhändler haben ihren Geschäftsbetrieb bereits eingestellt oder sind aktuell damit beschäftigt, dies zu tun. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Handelsverbandes unter 161 Mitgliedern, die in Zusammenarbeit mit der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY durchgeführt wurde. Die Umfrage bildet die gesamte Branche über alle Größenklassen und Warengruppen – vom EPU und KMU bis hin zum filialisierten Unternehmen – ab.

»Was wir aktuell beobachten, ist die Entwicklung einer Gesundheitskrise zu einer Arbeitsmarkt- beziehungsweise Liquiditätskrise und letztlich einer Wirtschaftskrise«, kommentiert Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will. Ganze 85 % der Befragten rechnen heuer mit Umsatzeinbußen von durchschnittlich 32 %. Dies betrifft sogar den Lebensmitteleinzelhandel, der vom Shutdown nicht betroffen war. Nur insgesamt 15 % sehen das laufende Geschäftsjahr optimistischer: 6 % aller Handelsunternehmen gehen davon aus, ihr Umsatzniveau zu halten, 9 % erwarten eine leichte Steigerung.

Auch für 2021 geht nur ein Viertel der Befragten von einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau aus.

Ein Drittel der Händler bewertet Abwicklung der Staatshilfen mit "Nicht genügend"

Nur rund jedes siebte befragte Handelsunternehmen ist mit dem Corona-Hilfspaket der Regierung sehr zufrieden oder zufrieden. Die Mehrheit der Unternehmen hingegen (57%) zeigt sich nicht zufrieden, jeder dritte Händler entschied sich gar für die Bewertung »Nicht genügend«. Am schlechtesten fällt die Bewertung des Hilfspakets durch kleine Händler mit Jahresumsätzen von bis zu einer Million Euro aus.

Bei den staatlichen Unterstützungsleistungen gibt es einen klaren Favoriten: Knapp die Hälfte der Befragten (49%) hat das Corona-Kurzarbeitsmodell in Anspruch genommen. Gelder sind allerdings erst bei 8 % angekommen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Corona-Hilfsfonds: 19 % der Befragten haben Hilfe beantragt, erst bei 2 % ist sie erfolgt.

Hoffnungsträger Online-Shop

Eine weitere Erkenntnis: Die aktuelle Ausnahmesituation zeigt erneut, wie zentral die Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit tatsächlich sind, so Martin Unger, Leiter des Sektors Konsumgüter und Handel bei EY Österreich. Betrachtet man die Maßnahmen, die von heimischen Händlern gesetzt wurden, zeichnet sich folgendes Bild: Für über die Hälfte (57%) stand Kostenoptimierung an erster Stelle, gefolgt von unterschiedlichen Maßnahmen im Bereich Online-Vertriebskanäle, Digitalisierung und Lieferketten. Vor allem die Verkaufsstrategie hat sich stark in den digitalen Bereich verlagert: 46 % der Befragten gaben an, im Zuge von Covid-19 ihren eigenen Online-Shop ausgebaut zu haben oder aufbauen zu wollen.

Bei erwarteten Veränderungen für die Zukunft führt dementsprechend die Steigerung der Online-Bestellungen, mit der knapp drei Viertel (73%) der Händler rechnet. Auf Platz zwei der prognostizierten, langfristigen Veränderungen für den Handel und das Konsumverhalten liegt der stärkere Fokus auf Regionalität (64%), gefolgt von dem Fokus auf Nachhaltigkeit (40%).

Unger rät Händlern zu einer Multi-Channel-Strategie und einer klaren Positionierung. Zudem sollten Szenarien für die kurz- und mittelfristige Entwicklung entworfen werden: »Natürlich geht es nun erst einmal darum, alles zu tun, um diese Krise zu meistern. Dennoch erachte ich es auch als essentiell, sich die Zeit zu nehmen, um die eigene Strategie neu zu denken. Die Zeit dafür ist möglicherweise nie wieder so gut wie in den nächsten 24 Monaten.«

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