Ein Kommentar von DOB-Redakteurin Lisa Hollogschwandtner.
Ich bin in den 1990er Jahren geboren, laut Definition Teil der Generation Y. Sicherheit ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Kriege, Hungersnöte, Naturkatastrophen – all diese Begriffe sind und waren für mich und viele andere glücklicherweise noch nie Realität. Aufgewachsen in dieser privilegierten Blase bin ich eine von jenen, die zum ersten Mal damit konfrontiert wird was es heißt, wenn das Grundgefühl von Frieden, Wohlstand und Freiheit nachhaltig erschüttert wird. Selbst das Coronavirus fühlte sich zu Beginn surreal, da doch so weit weg, an. Heute erleben wir in Österreich, was es bedeutet, wenn Pandemie bei uns ankommt. Im Kern ist es ein kollektives Angst-Geschehen. Verständlich, wo doch sonst immer alles vorhersehbar ist.
Covid-19 zwingt uns zum Verzicht: Verzicht auf Gewohnheiten, Verzicht auf Vergnügen, Verzicht auf soziales Miteinander. »Social distancing« lautet das Credo – in einer Zeit, in der sich der Mensch doch evolutionsbedingt nach Beisammensein sehnt. Denn der Erfolg unserer Spezies ist vor allem auf Teamarbeit zurückzuführen. Und auf Vertrauen. So funktioniert – sehr vereinfacht gesagt – Gemeinschaft. Und genau die ist heute mehr denn je gefragt. Es ist das Ziel, solidarisch mit dieser Krise umzugehen. Durch die Hilfe für jene, die wirtschaftlich und persönlich besonders unter den Folgen von Corona zu leiden haben. Das Virus ist ein großer Spalter – Hamsterkäufe zeigen es. Aber auch ein großer Gleichmacher. Niemand ist davor gefeit, wir sitzen alle im selben Boot. In Zeiten wie diesen macht es besonders Sinn, auf andere Acht zu geben, zusammenzuarbeiten. Positives Beispiel ist die Handelsverband-Initiative »Händler helfen Händlern«, die die Beschäftigung möglichst vieler Bediensteter aus dem Non-Food-Handel sichern soll.
Und auch die Sozialen Medien zeigen aktuell ihre wirklich soziale Seite. Bereits am Wochenende wurde auf diversen Plattformen dazu aufgerufen, besonders kleine und mittelständische Unternehmen in den kommenden Wochen und Monaten zu unterstützen – mit Erfolg, wie viele ebendieser bereits am Montagabend zurückmeldeten! Der Kauf eines Online-Gutscheines der Lieblingsboutique trägt wenigstens einen kleinen Teil zur Liquidität des Stores bei. Wer sein liebstes Restaurant, den Eissalon um die Ecke oder das Lieblingscafé unterstützen will, bestellt und lässt vom (vielerorts erst am Wochenende improvisierten) »kontaktlosen Lieferservice« liefern. Und wer in puncto Nächstenliebe gleich vor der eigenen Haustüre (also direkt beim Nachbarn) anfängt, platziert im Stiegenhaus mittels Zettel das Angebot, für Personen der Risikogruppe Lebensmittel und Medikamente zu besorgen. Oder vermeidet wenigstens das Einkaufen von 8 bis 9 Uhr.
Ja, es sind kleine Taten, die aktuellen Probleme, die Sorgen und Ängste wiegen ungleich schwerer. Und dennoch sind es erste Schritte, die zeigen, dass Gesellschaft doch auch Gemeinschaft ist. Was wir jetzt brauchen ist uneingeschränkter Zusammenhalt und das Vertrauen darauf, dass auch kleine Taten in Summe Großes bewegen können.
Sollten Sie diesen Kommentar gerade »sozial distanziert« von zu Hause aus lesen eine Erinnerung: In Italien macht man sich mit den Worten »andrà tutto bene« Mut, zu Deutsch »alles wird gut«. Sie sind nicht allein. Wir sitzen alle im selben Boot.