Der Hamburger Modeagentur-Chef Norbert Gresch startet eine bemerkenswerte Initiative, um die Zeit nach Corona in richtige Bahnen zu lenken.
Manche verfallen in Schockstarre, andere wollen handeln. Der Hamburger Agenturbetreiber Norbert Gresch hat unter Agenturen, Produzenten und Einzelhändlern eine Umfrage gestartet, um, wie er sagt, »das Boot in dem wir alle sitzen, historisch in eine richtige Richtung zu lenken«. Konkret verschickte Gresch in den letzten Tagen Mails an wichtige Branchenteilnehmer, um ihre Zustimmung zu einem Vorschlag einzuholen, der »bis jetzt von allen ausnahmslos unterstützt wurde«. Die wichtigsten Eckpunkte:
• vom Zeitpunkt der Wiedereröffnung des Einzelhandels, den Abverkauf der Frühjahrs- und Sommerware bis mindestens Ende Juli zum Normalpreis (ohne panische und verfrühte Reduzierungen) einhalten
• Auslieferung der georderten Herbst- und Winterware ab Ende August 2020
• Beginn der Orderrunde F/S 2021 mit Anfang September 2020
• Auslieferung F/S 2021 ab Mitte Februar/Anfang März 2021
• Messen zur Orderrunde H/W 2021/22: Verschiebung auf Mitte Februar/Anfang März 2021
Seine Initiative, zu der der Hamburger in den letzten Tagen enorm viel Zustimmung erhielt, begründet er so: »Durch die Verlängerung der aktuellen Verkaufssaison wird dem Händler die Möglichkeit gegeben, die Ware zum regulären Preis zu verkaufen, um den wirtschaftlich erlittenen Schaden während der Schließung zu mindern oder gegebenenfalls aufzufangen. Durch die spätere Lieferung der Herbstware entsteht kein verfrühter Druck durch zu viel Ware im Geschäft und neue Rechnungen.«
Gresch ist sich sicher, dass gelernte Auslieferungsrhythmen im gesamten Jahr 2020 obsolet sein werden: »Der Lieferant legt keine dritte Warenlieferung nach: F/S 20, Flashprogramme im Mai und dann noch eine frühe Lieferung der H/W-Ware oben drauf. Er braucht auch keine aktuelle Ware bis September einlagern, um sie dann erst auszuliefern, wenn die vorangegangenen Rechnungen beglichen wurden. Außerdem ist zeitlich mehr Luft für die Erstellung der neuen Muster-Kollektionen für F/S 21.« Auch bei den Messen prognostiziert Gresch einschneidende Veränderungen: »Die Messen werden zum jetzigen Zeitpunkt kaum, wenn nicht gar keine definitiven Zusagen für Juni/Juli bekommen. Verschiebungen sind hier unumgänglich.«
Gresch fordert die Branchenteilnehmer auf, seine Initiative zu unterstützen (Infos unter Agentur@NorbertGresch.de) und neue Ideen an ihn zu liefern: »Ich wünsche uns allen, dass wir die Krise gemeinsam so schnell wie möglich überwinden«. Gresch ruft dazu auf, sich abzustimmen und solidarisch zu verhalten: »Wir haben nun eine EINMALIGE Chance, eingefahrene und unsinnige Saisonabläufe zu verändern.«