Gerry Weber leidet zwar immer noch unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, konnte jedoch immerhin das Sommerquartal mit einem kleinen Gewinn abschließen.
Die Geschäftsentwicklung des deutschen DOB-Konzerns Gerry Weber stand in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 unter starkem Einfluss der Coronavirus-Pandemie. Zwar sind seit Mai zumindest am wichtigsten Markt Deutschland alle Geschäfte wieder geöffnet, doch liegt die Kundenfrequenz weiterhin deutlich unter jener der Vorjahresperiode. Immerhin stiegen die Conversion Rate und die Durchschnittsbons, ebenso wie die Erlöse im Online-Geschäft – »ausgehend von geringen Niveaus«, wie es in einer Mitteilung zu den Quartalszahlen heißt.
Demnach hat Gerry Weber in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 einen Konzernumsatz in Höhe von 227,1 Mio. € erzielt, das ist um 38,2 % weniger als im Vorjahr. Für diesen Absturz ist freilich nicht nur Corona verantwortlich – immerhin durchlief Gerry Weber im Vorjahr ein Insolvenzverfahren samt umfassender Restrukturierung. So wurden alleine zwischen 1. April 2019 und 30. September 2020 mehr als 200 Verkaufsflächen geschlossen (netto). Derzeit hält Gerry Weber bei 593 Verkaufsflächen. Darüber hinaus hat sich die Zahl der von Partnern betriebenen Wholesale-Flächen im gleichen Zeitraum um ein Fünftel auf 2.015 verringert.
Die Ergebniszahlen
Der Rohertrag nahm um ein Drittel auf 137,0 Mio. € ab; die Rohertragsmarge verbesserte sich hingegen deutlich auf 60,3 % (VJ: 56,2 %), dank des gesenkten Materialaufwands und geringerer Bestandsveränderungen, wie der Konzern mitteilt. Das Ergebnis EBITDA drehte dank der guten Entwicklung im 3. Quartal 2020 in positives Terrain und belief sich nach den ersten neun Monaten auf 15,6 Mio. € (VJ: 43,3 Mio. €). Das Ergebnis EBIT verbesserte sich auf - 22,2 Mio. €, nachdem im Vorjahr bei dieser Kennzahl – vor allem aufgrund insolvenzbedingter Abschreibungen – noch ein Minus in Höhe von 130,2 Mio. € ausgewiesen worden war. Das ausgewiesene Periodenergebnis verbesserte sich auf - 32,2 Mio. € (VJ: - 256,0 Mio. €). Betrachtet man nur das 3. Quartal, so wurde ein Konzerngewinn in Höhe von 2,0 Mio. € erzielt.
Rabattaktionen
Aufgrund der neuesten Entwicklungen erwartet Gerry Weber, dass die negativen Einflüsse der Covid-19-Pandemie auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld mindestens bis ins Jahr 2021 anhalten werden. Zuletzt sah sich der DOB-Anbieter »gezwungen«, wie es CEO Alexander Gedat formulierte, an den branchenweiten Rabattaktionen rund um den Black Friday teilzunehmen. Als Grund dafür gab Gedat die bescheidenen Frequenzen und Umsätze in den stationären Geschäften in Deutschland während des dortigen »soften Lockdowns« an. Die Strategie von Gerry Weber sehe eigentlich eine konsequente Markenführung vor, zu der umfangreiche Rabattaktionen nicht gehören sollten, wurde betont. »Die Pandemie erfordert immer wieder – auch kurzfristige – Flexibilität«, so Angelika Schindler-Obenhaus, COO bei Gerry Weber. »Leider mussten wir uns in diesem Fall für die kurzfristige Optimierung der Liquidität und gegen den Grundsatz in unserer Strategie entscheiden, um das Unternehmen so gut wie möglich durch diese andauernd schwierige Zeit zu führen.« Auch der für die Restrukturierung zuständige Vorstand Florian Frank habe aufgrund der Lockdownverlängerung nun für die Teilnahme am Black Friday plädiert. Dieser wurde kürzlich übrigens mit Wirkung zum 1. Jänner 2021 zum Finanzvorstand bestellt – vorerst für vier Jahre.