VOEB: »Ab 2025 sollen gebrauchte Textilien fl...
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»Ab 2025 sollen gebrauchte Textilien flächendeckend gesammelt werden«

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Die niederösterreichische Unternehmerin Gabriele Jüly ist neue Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB).

Jüly folgt Hans Roth nach, der das Amt sechs Jahre lang innehatte. Als VOEB-Präsidentin vertritt Jüly über 250 Mitgliedsunternehmen der privaten Abfall- und Ressourcenwirtschaft in Österreich. Diese entsorgt rund zwei Drittel des gesamten in Österreich anfallenden Abfalls in 1.100 High-Tech-Anlagen und erwirtschaftet Umsätze in der Größenordnung von 4 Milliarden Euro pro Jahr. Die Textil Zeitung sprach mit der neuen Präsidentin.

Gratulation an die neue Präsidentin! Was wird sich unter Ihrer Leitung ändern, wo setzen Sie auf Kontinuität?
Mein Ziel ist, dass der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe noch stärker als verlässlicher Partner bei Industrie, Politik, Kommunen und Sozialpartnern wahrgenommen wird. Unsere Mitglieder sind Experten, wenn es um das wichtige Thema Kreislaufwirtschaft geht, denn aus Abfall entstehen dank unserer Betriebe neue Ressourcen. Unser Fachwissen sollte daher künftig noch stärker in die Gesetzgebung der EU-, Bundes- sowie Landesebene eingebracht werden. Daher sehe ich mein Amt als VOEB-Präsidentin als die treibende Kraft hinter allen Anliegen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Wichtig ist mir auch der intensive Austausch mit unserem Nachwuchs. Junge Menschen, die sich für Umweltschutz und Ressourcenmanagement interessieren, sollen vom VOEB unterstützt und gefördert werden.

Welches sind aktuell die brennendsten Abfall-Probleme?
Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft steht aktuell vor Herausforderungen, zu denen der massive Preisverfall und die schwindende Nachfrage nach Recyclingkunststoffen sowie die Erreichung der EU-Recyclingziele 2030 zählen, für die in moderne und effiziente Anlagen investiert werden muss.
Brennend trifft allerdings vor allem auf das Thema Lithium-Ionen-Akkus. Nur jeder dritte Österreicher kennt den Unterschied zwischen herkömmlichen Alkaline-Batterien und Lithiumbatterien, die zu gefährlichen Bränden in Mülltonnen, LKWs, Recyclinganlagen, aber auch in den eigenen vier Wänden führen. Um dieses Problem zu stoppen, fordern wir die Einführung eines Pfandsystems. Dieses könnte als Anreiz für Konsumenten dienen, die Batterien in ihren alten Smartphones, Stabmixern oder blinkenden Kinderschuhen fachgerecht zu entsorgen.

Das Textil-Recycling scheint hierzulande nach wie vor ein vernachlässigter Bereich zu sein. Welche Möglichkeiten sehen Sie hier?
In Österreich wird nur ein Prozent der Materialien, die für Kleidung verwendet werden, recycelt. Das Problem liegt darin, dass die Kleidung nicht nur aus einem Material, wie etwa Baumwolle oder Polyester, besteht. Das erschwert die Wiederverarbeitung enorm und je mehr Bestandteile Textilien enthalten, desto komplizierter ist der Recycling-Prozess. Ab 2025 sollen in Europa gebrauchte Kleidung und andere Textilien flächendeckend getrennt gesammelt werden, um die Wiederverwendung sowie ein hochwertiges Recycling zu erleichtern. Die Zusammenarbeit von Herstellern und Entsorgern wird dabei für den Erfolg eine bedeutende Rolle spielen. Allerdings gibt es in Österreich bereits zahlreiche junge Startups, die sich mit der Kreislaufwirtschaft von Textilien befassen und beispielsweise Sportkleidung aus alten Fischernetzen oder alten Werbemitteln herstellen.

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