Mit dem Kauf von Charles Vögele wollte OVS in Österreich und der Schweiz eine große Nummer werden. Nun ist die Gesellschaft in der Schweiz insolvent.
Der italienische Fast-Fashion-Filialist OVS hat sich verspekuliert. Mit dem Kauf des damals schwer kriselnden Schweizer Modefilialisten Charles Vögele wollte der größte Modehändler Italiens mit einem Schlag auch zu einer bedeutenden Nummer in Österreich und der Schweiz werden. Nun hat die Sempione Fashion AG, die OVS gemeinsam mit Finanzpartnern eigens für die Vögele-Übernahme gegründet hatte, um Nachlassstundung angesucht – die schweizerische Entsprechung eines Insolvenzverfahrens. Das zuständige Bezirksgericht hat eine Stundung aller Außenstände von vier Monaten bewilligt und die Rechtsanwaltskanzlei Holenstein als Sachwalterin eingesetzt. Damit soll ein sofortiger Konkurs und somit die sofortige Einstellung des Betriebs verhindert werden, heißt es von der Kanzlei.
»Trotz umfangreicher Anstrengungen, Sparmaßnahmen und Investitionen konnte die Gesellschaft bisher keine profitable Basis für ihr Schweizer Geschäft erreichen«, teilt Sempione mit. »Die anhaltend ungenügenden Umsätze haben zu massiven finanziellen Engpässen geführt.« In den nächsten Monaten solle nun der Liquidationsverkauf der Waren durchgeführt werden, heißt es vonseiten der Rechtsanwälte. Ferner wolle man einen oder mehrere Käufer für möglichst viele der 140 schweizerischen Filialen finden. Anschließend solle der Rest des Unternehmens Sempione Fashion AG geordnet liquidiert werden.
Österreich-Geschäft nicht direkt betroffen
Wie es mit dem Österreich-Geschäft von OVS weitergeht, ist noch unklar. Dieses wird operativ von der Charles Vögele (Austria) GmbH mit Sitz in Kalsdorf bei Graz gesteuert, einer hundertprozentigen Tochter der zahlungsunfähigen Sempione Fashion AG. Geschäftsführer Thomas Krenn betont gegenüber der
Österreichischen Textil Zeitung , dass sich das Geschäft von OVS in Österreich »deutlich besser« entwickelt habe als in der Schweiz. »Aber dass die Zahlungsunfähigkeit einer Muttergesellschaft in jedem Fall Auswirkungen auf die Tochtergesellschaften in Österreich, Slowenien und Ungarn haben wird, ist klar. Die Abklärungen dazu sind im Laufen.« Derzeit laufe der Geschäftsbetrieb unverändert weiter, akut bestehe auch keinerlei Insolvenzgefahr.
Aktuell betreibt die Charles Vögele (Austria) GmbH lediglich 13 Filialen unter dem Markennamen OVS. Nach der Übernahme durch Sempione im Herbst 2016 war eine rasche Umstellung der damals mehr als 100 Filialen von Charles Vögele auf das italienische Fast-Fashion-Konzept angekündigt worden. Lediglich 10 bis 15 % der Filialen seien ungeeignet und sollten geschlossen werden, hieß es damals. Tatsächlich wurde die Umstellung der österreichischen Läden seither immer wieder verschoben. Dafür wurden nach und nach weit mehr Vögele-Standorte geschlossen als ursprünglich geplant. AAktuell gibt es landesweit noch rund 90 Filialen der Kette.