Der Online-Modehändler Zalando streicht angesichts der geringeren Kauflaune bei vielen Verbrauchern hunderte Stellen. Das teilte das Unternehmen seinen Mitarbeitern mit.
Der deutsche Online-Modehändler Zalando kämpft nach erfolgreichen Pandemiejahren mit der deutlich geringeren Kauflaune der Verbraucher. Deshalb will das Unternehmen mit Sitz in Berlin nun einige hundert Stellen streichen, kündigten die Zalando-Chefs Robert Gentz und David Schneider am Dienstag in einem Brief an die Mitarbeiter an. „An diesem Programm werden viele Bereiche von Zalando beteiligt sein, auch auf der Ebene der Führungskräfte“, hieß es in dem Schreiben. Wie viele Arbeitsplätze genau betroffen sind, ist noch unklar. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern hätten gerade erst begonnen. Zalando beschäftigt 17.000 Menschen.
Zalando erlebte durch die Coronapandemie außerordentlich positive Jahre: Der Onlinehandel boomte, gleichzeitig sparten die Verbraucher an anderer Stelle, weil sie zum Beispiel nicht mehr in Restaurants oder Bars gehen konnten. Die Jahre 2020 und 2021 hätten für Zalando durch „den starken pandemischen Rückenwind“ ein „außergewöhnliches Wachstum“ gebracht, schrieben die Zalando-Chefs. 2020 war der Umsatz um 23,1 % auf 8,0 Mrd. Euro gewachsen, 2021 überschritt er mit einem Plus von 29,7 % sogar klar die Marke von 10 Mrd. Euro. Die Zahl der Mitarbeitenden wuchs im gleichen Zeitraum fast ebenso rasant – von gut 14.000 auf rund 17.000.
Seit der Normalisierung des öffentlichen Lebens hat sich die Kauflaune aber deutlich abgeschwächt, während gleichzeitig mehr Kunden als erwartet in die stationären Geschäfte zurückkehrten. Die Inflation führte zudem zu hohen Preissteigerungen bei den Lebenshaltungskosten – Kleidung bestellen wurde zweitrangig.
Bereits Ende Juni senkte der Konzern seine ursprünglichen Ziele für das Geschäftsjahr 2022. Bei der Präsentation der Zahlen für das 3. Quartal Anfang November betonte Gentz, dass es inzwischen weniger wahrscheinlich sei, dass Zalando die für 2025 genannten Umsatzziele erreichen werde. Nun also der Stellenabbau, der alle Bereiche außer die Logistikzentren, die Kundenbetreuung und die stationären Outlets betreffen soll.
„In den letzten Jahren haben sich einige Teile unseres Unternehmens zu sehr vergrößert, und wir haben ein gewisses Maß an Komplexität in unsere Organisation eingebracht, was unsere Fähigkeit, schnell zu handeln, beeinträchtigt“, heißt es im Brief an die Mitarbeiter. Der Stellenabbau sei ein „harter, aber notwendiger Schritt“, um sich bestmöglich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Zalando hat nach eigenen Angaben mehr als 50 Millionen aktive Kunden innerhalb von zwölf Monaten in 25 Märkten. Die Geschäftszahlen für das Jahr 2022 sollen am 7. März vorgestellt werden.