Wie eine Umfrage des KSV1870 ergab, hat jedes fünfte Handelsunternehmen ein massives Problem mit fehlenden Arbeitskräften. Dennoch sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Besorgniserregend: Wenig Strategien in puncto Nachhaltigkeit.
Zweimal im Jahr führt der KSV1870 im Rahmen des Austrian Business Checks eine Umfrage bei den österreichischen Unternehmen durch, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. So hat die Erhebung im März 2023 ergeben, dass die Geschäftslage zwar grundlegend positiv ausgefallen sei, aber nicht überall gleich. Insbesondere für den Handel würde die derzeitige Geschäftslage eine Herausforderung bedeuten. So bewerten lediglich 37 Prozent ihre derzeitige Situation mit "sehr gut" oder "gut" und weitere 36 Prozent als "durchschnittlich". 27 Prozent bezeichnen ihre Geschäfte gar als "mangelhaft" bzw. "ungenügend".
Ricardo-José Vybiral, CEO des KSV1870, erläutert die exklusiv für CASH ausgewertete Untersuchung der Kategorie Handel.
Arbeitskräftemangel: "Thema für die nächsten zehn Jahre"
Allgemein wird die Geschäftslage von 54 Prozent in Summe positiv bewertet, heißt es. Vor allem steigende Energiekosten, Preiserhöhungen bei Lieferanten und die Inflation würden den Unternehmen im Handel ganz besonders zusetzen, wie Ricardo-José Vybiral, CEO des KSV1870, erläutert: "Wo viel Licht, da auch viel Schatten und dieser kann mit dem Arbeitskräftemangel benannt werden. Fast 60 Prozent sind betroffen. Das führt zu Zusatzbelastungen für bestehende Mitarbeiter, steigende Kosten, um Mitarbeiter zu halten und Umsatzeinbußen bzw. müssen Aufträge sogar abgelehnt werden. Der Mangel an Mitarbeitern ist ein Thema für die nächsten zehn Jahre." Im Handel seien fehlende Arbeitskräfte aktuell in jedem fünften Unternehmen ein massives Problem.
Geringere Produktnachfrage bei Handelsunternehmen
Um die generelle wirtschaftliche Stabilität sowie die eigene Liquidität in Griff zu behalten, verschärften laut der Auswertung 76 Prozent (Österreich allgemein: 68 %) der österreichischen Handelsunternehmen ihre innerbetrieblichen Maßnahmen hinsichtlich Kostenmanagement. Eine erfreuliche Entwicklung zeige sich an der Umsatzfront: Rund 58 Prozent der Unternehmen im Handel sprechen demnach von steigenden Umsätzen gegenüber dem Vorjahr, zudem würde ein Viertel der Unternehmen eine (weitere) Verbesserung im Laufe des Jahres 2023 erwarten. In puncto Produktnachfrage gibt es für Handelsbetriebe allerdings noch Aufholbedarf: 35 Prozent gaben an, mit der aktuellen Situation zufrieden zu sein, in gesamt Österreich liegt diese Zufriedenheit bei 56 Prozent.
Neue Vertriebskanäle und Digitalisierung im Fokus
Laut des aktuellen Austrian Business Checks sind knapp die Hälfte der Handelsunternehmen mit der eigenen Eigenkapitalausstattung durchaus zufrieden und 63 Prozent (Österreich: 70 %) der Betriebe im Handel planen Investitionen für das laufende Jahr 2023. Der Handel würde dabei vor allem auf den Aufbau neuer Geschäftsbereiche bzw. Vertriebskanäle und die Digitalisierung fokussieren. Um die etwaigen Investments zu finanzieren, denken 17 Prozent daran, einen Kredit aufzunehmen.
Kaum Strategien in Sachen Nachhaltigkeit
Auch die Themen Cyber-Security und Nachhaltigkeit wurden im Rahme der Umfrage untersucht. Hier herrscht allerdings in allen Geschäftsbereichen noch Aufholbedarf. Nur 21 Prozent der österreichischen Unternehmen ist Cyber-Sicherheit ein Anliegen, im Handel sind es mit 18 Prozent sogar noch eine Spur weniger. Zwar hätte jedes fünfte Handelsunternehmen den Bedarf an Cyber-Security erkannt, diesem Thema dennoch kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Im Bereich Nachhaltigkeit/ESG sieht die Lage ähnlich aus: Lediglich neun Prozent der Handelsunternehmen hätten aktuell eine entsprechende Strategie vollständig umgesetzt (Österreich: 14 %).
Dieser Text erschien zuerst auf www.cash.at.