Der deutsche DOB-Anbieter Gerry Weber hat 2021 erstmals seit dem Eigentümerwechsel schwarze Zahlen geschrieben – trotz eines Umsatzrückgangs. Auch 2022 startete recht erfreulich.
So zufriedene Gesichter sah man schon lange nicht mehr bei einer Präsentation einer Gerry-Weber-Bilanz: Nach harten Sanierungsjahren und einem Eigentümerwechsel schaffte der Mainstream-Anbieter 2021 erstmals wieder einen Gewinn – und das trotz Corona. Zwar ging der Umsatz aufgrund der harten und vor allem im Hauptmarkt Deutschland so langen Lockdowns um weitere 5,5 % auf 262,7 Mio. € zurück. Die Ertragslage verbesserte sich mit einem operativen Ergebnis (normalisiertes EBITDA) von 28,8 Mio. € aber deutlich – und sogar noch stärker als von der Geschäftsführung selbst erwartet (VJ: - 39,7 Mio. €). In diesem Ergebnis enthalten ist zwar auch die sogenannte Überbrückungshilfe III in Höhe von 28,3 Mio. € – doch auch, wenn man die ausklammert, bleibt zumindest eine schwarze Null stehen. Unterm Strich beträgt das Konzernergebnis + 23,0 Mio. €.
Für CEO Angelika Schindler-Obenhaus ist das »ein ganz tolles Ergebnis angesichts der ganzen Herausforderungen, mit denen die Branche weltweit zu kämpfen hat«. Schließlich habe es mit Ausnahme der Sommermonate das ganze Jahr über in wichtigen Märkten Restriktionen von FFP2-Maskenpflicht bis hin zu Lockdowns gegeben, dazu seien die Probleme in der Lieferkette und erste Preissteigerungen gekommen.
Besonders stark sieht Schindler-Obenhaus Gerry Weber bei der Hose aufgestellt, »dort haben wir erhebliche Marktanteile gewonnen«, beim Strick habe man hingegen etwas verloren. »Wir sind mit Hochdruck dran, hier wieder Kompetenz aufzubauen.«
Trotzdem ist der Ausblick aufs gesamte Jahr 2022 getrübt. Die Wirtschaftsprognosen sehen für den Euroraum nur noch ein Wachstum von 2,8 %, für Deutschland gar nur eines von 2,1 % vor. Ein Ende des Krieges ist immer noch nicht absehbar – samt den Folgen auf Lieferketten und Inflation. Auch Befürchtungen erneuter Corona-Restriktionen im Herbst/Winter führt Finanzvorstand Frank ins Treffen. »Wir gehen nicht davon aus, dass sich all diese Themen auflösen – und auch nicht in 2023.«
Die Länder Russland und Ukraine stehen bei Gerry Weber für 6 % des Umsatzes. »Wir können nicht sagen, darauf können wir verzichten«, sagt Schindler-Obenhaus. Die Belieferung der ukrainischen Kunden wurde nach Unterbrechung wieder aufgenommen, ebenso jene nach Russland. Das große Wachstum sei heuer aber natürlich nicht aus dieser Region zu erwarten. »Wir sind jetzt sehr gut und schlank aufgestellt«, glaubt CFO Florian Frank. »Jetzt muss nur irgendwann der Umsatz kommen.«
Derzeit wird aufgrund des scharfen Gegenwinds für das laufende Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 310 bis 335 Mio. € (+ 18 bis + 27 %) ein Verlust im niedrigen einstelligen Millionenbereich erwartet.