Jahresbilanz 2020: Gerry Weber setzt verstärk...
Jahresbilanz 2020

Gerry Weber setzt verstärkt auf Outlets und E-Commerce

Gerry Weber
Ein Store im Wiener Auhof Center wurde 2020 neu eröffnet.
Ein Store im Wiener Auhof Center wurde 2020 neu eröffnet.

Gerry Weber hat 2020 einen Verlust von 65 Mio. Euro erzielt und erwartet auch für heuer rote Zahlen. Doch das Unternehmen sieht sich optimal aufgestellt und die Liquidität gesichert.

Der deutsche DOB-Hersteller Gerry Weber hat einen verpatzten Neustart hingelegt. Erst Ende 2019 wurde das langwierige Insolvenzverfahren durch einen Eigentümerwechsel abgeschlossen. Dann kam das Corona-Jahr 2020 mit europaweiten Ladenschließungen. Der Konzernumsatz sank in der Folge auf 278,2 Mio. €. Vergleiche mit dem Vorjahr sind nur bedingt möglich, da das Rumpfgeschäftsjahr 2019 einen Zeitraum von neun Monaten abbildet, während das Geschäftsjahr 2020 zwölf Monate umfasst. Im Rumpfjahr 2019 wurde noch ein Umsatz von 330, 5 Mio. € erzielt. Unter dem Strich wurde 2020 ein Verlust von 65,4 Mio. € ausgewiesen (2019: + 119,3 Mio. €).

In Österreich sank der Umsatz in etwa im gleichen Ausmaß wie auf Konzernebene (- 16 % im Vergleich zum Rumpfjahr) und kam bei 7 Mio. € zu liegen. Hierzulande gibt es derzeit 25 eigene Retail-Stores, um einen weniger als vor einem Jahr, dazu noch zwei Franchise-Stores (+/-0).

Outlet- und Online-Offensive

Als Reaktion auf die in Deutschland schon monatelang dauernden Ladenschließungen kündigte das Modeunternehmen an, weitere Flächen in Factory Outlets eröffnen zu wollen. Außerdem sollen die Umsätze im Onlinehandel um jährlich 20 % gesteigert werden, um unabhängiger vom stationären Geschäft zu werden.

Im vergangenen Jahr entfielen gut 57 % des Konzernumsatzes auf die eigenen Läden und die Online-Shops des Unternehmens, knapp 43 % auf den Großhandel. Der Online-Anteil betrug rund 10 %.

Auch 2021 rote Zahlen

In diesem Jahr erwartet Gerry Weber einen Umsatz zwischen 260 und 280 Mio. € und abermals rote Zahlen. Der Verlust soll jedoch operativ geringer ausfallen als 2020. Dabei geht das Unternehmen davon aus, dass sich die Situation im Einzelhandel im Kernmarkt Deutschland ab Mitte des Jahres schrittweise normalisiert. Die Liquidität des Unternehmens ist nach Angaben von Finanzvorstand Florian Frank derzeit gesichert. Das Unternehmen habe sich im Februar zusätzliche Kreditlinien von 5 Millionen Euro gesichert und außerdem im März eine Zahlung aus der Überbrückungshilfe III erhalten. Der interimistische Gerry-Weber-Chef Alexander Gedat blickt optimistisch in die Zukunft: »So sehr uns die Corona-Pandemie auch aktuell weiterhin im Griff hat, ändert das nichts an unserer Zuversicht für die Zeit nach der Krise: Unser Geschäftsmodell ist intakt.« Der im März zumindest in Teilen geöffnete Einzelhandel habe »einen Eindruck davon verschaffen können, dass unser Produkt von unseren Kundinnen sehr gut angenommen wird«, sagt Florian Frank.

In Kürze soll Angelika Schindler-Obenhaus den Vorstandsvorsitz übernehmen, Alexander Gedat will sich in den Aufsichtsrat zurückziehen.



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