Im TZ-Interview vor den Düsseldorfer Fashion Days nimmt Klaus Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter Bugatti Holding Brinkmann, Stellung zur aktuellen Situation in der Branche.
Bei den Düsseldorfer Fashion Days im Sommer waren die Showrooms zwar nicht gut besucht, aber es herrschte eine richtige Aufbruchstimmung, man war überzeugt, wieder normalere Zeiten vor sich zu haben. Ein halbes Jahr später findet die Order im dritten Lockdown statt. Wie wird es für die Branche weitergehen?
Obwohl ich schon lange in der Branche tätig bin, hätte ich mir in meinen größten Alpträumen nie ein solches Szenario ausmalen können. Aber wir müssen jetzt die Herausforderungen für die Branche und das eigene Unternehmen treffsicher analysieren und das Richtige tun. Die Brinkmann-Gruppe wird die Pandemie überstehen, aber das kann man nicht für die Allgemeinheit, weder für Industrie noch Handel, sagen. Wir versuchen vor allem, mit unseren Handelskunden zu sprechen, gemeinsam durch die Krise zu kommen und uns gegenseitig zu helfen.
Wenn Sie jetzt das Richtige tun, was machen Sie dann?
Das Schlimmste ist, dass man überhaupt nichts planen kann. Also ich plane nur noch von Monat zu Monat. Allerdings planen wir unsere Kosten nach dem Worst-Case-Szenario. Das heißt, wir machen kleinere Kollektionen, optimieren unsere Prozesse und investieren in Digitalisierung, auch wenn das Geld kostet. Und leider mussten wir uns auch von Mitarbeitern trennen.
Das heißt, auch bei Brinkmann wird es weitere Kündigungen im großen Stil geben?
Nein, das hoffe ich nicht. Unsere Firmen sind unterschiedlich betroffen: am stärksten Wilvorst, weil es keine Events und keine Anlässe gibt, da sind alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Bei Dressler und bugatti mussten wir Stellen abbauen – und natürlich nutzten und nutzen wir das Instrument der Kurzarbeit. Am besten in der Krise stellt sich Pikeur dar, da der Reitsport weiter ausgeübt werden konnte und die Fachgeschäfte der Reitbekleidung nicht schließen mussten.
Wovon gehen Sie jetzt aus?
Immer von dem, was gerade bekannt ist: Also rechnen wir damit, dass die Geschäfte mit 15. Februar oder mit 1. März wieder aufsperren dürfen. Sollte es zu noch längeren Schließungen kommen, dann muss man wieder nachbessern und neu planen.
Welche Erwartungen haben Sie an die Düsseldorfer Fashion Days?
Aus dem Ausland wird niemand kommen, der deutsche Handel schon. Es gibt fix vereinbarte Termine mit unseren Sales-Leuten im Showroom. Auf ausdrücklichen Kundenwunsch stehen wir, mein Sohn und ich, selbstverständlich für Gespräche in Düsseldorf zur Verfügung.
Was würde für Sie ein Lockdown bis Ostern bedeuten?
Das ist schwer zu sagen, weil ich mir dieses Szenario nicht vorstellen kann.
Dennoch: Wie sehen Sie die Frankfurter Fashion Week?
Also ich persönlich bin dazu nicht befragt worden. Man weiß, dass ich ein Verfechter einer starken deutschen Messe bin, wir hatten Berlin. Ich halte die Messe in Frankfurt für ein sehr sportliches Ziel mit vielen Fragezeichen – darunter auch die Frage, ob Frankfurt der geeignete Standort ist. Sicher bin ich, dass Düsseldorf bleiben wird, da haben die wichtigen Marken ihre großen Showrooms. Ob es diese allerdings nach der Pandemie in dieser Größe noch braucht, wird sich auch zeigen.
Und wie geht es mit dem Pitti Uomo weiter?
Sobald die Pandemie überwunden ist, wird es den Pitti wieder geben. Der ist eine starke internationale Messemarke. Ob schon im Juli oder erst im Januar 2022 wird von der Entwicklung der Pandemie abhängen.