IHaM-Analyse: Kaufzurückhaltung wird zum Daue...
IHaM-Analyse

Kaufzurückhaltung wird zum Dauerzustand

Andreas Röbl
Ernst Gittenberger und Christoph Teller vom IHaM der Johannes Kepler Universität Linz
Ernst Gittenberger und Christoph Teller vom IHaM der Johannes Kepler Universität Linz

Der abermalige Anstieg der Inflationsrate ist auch für den Handel eine schlechte Nachricht. In jedem zweiten Haushalt ist das verfügbare Budget für Einkäufe in den letzten drei Monaten geschrumpft. Die Konsumzurückhaltung verfestigt sich.

Die Hoffnungen auf eine Trendwende bei den hohen Preissteigerungen wurden enttäuscht: Nach einem Absinken der Inflationsrate auf 9,2 % im März ist die Inflation im April wieder auf voraussichtlich 9,8 % gestiegen, zeigt eine Schnellschätzung der Statistik Austria.


Damit bleibt auch die finanzielle Lage der Haushalte weiterhin angespannt. Laut Analyse des IHaM (Institut für Handel, Absatz und Marketing) der JKU (Johannes Kepler Universität) Linz ist das verfügbare Budget für Einkäufe im Einzelhandel in mehr jedem zweiten Haushalt (52 %) in den letzten drei Monaten gesunken. In 40 % ist es in etwa gleichgeblieben und nur in 8 % größer geworden.

Die Folge für den Handel: Mehr als die Hälfte der Kundinnen und Kunden wird auch in den kommenden Monaten insbesondere bei größeren Anschaffungen sparen, ein Viertel diese überhaupt verschieben. „Und diese Kaufzurückhaltung wird noch länger anhalten, denn drei Viertel der Österreicher:innen rechnen mit weiter steigenden Preisen“, so die IHaM-Experten.

Die Schwächsten sind am stärksten betroffen

„Einzelhändler:in zu sein hat schon einmal mehr Freude gemacht, denn die Teuerungswelle frisst das verfügbare Budget für Einkäufe auf – und das mittlerweile nachhaltig. Besonders stark trifft die hohe Inflation Haushalte mit geringem Haushaltseinkommen, aber selbst Haushalte mit überdurchschnittlich hohem Einkommen setzen den Sparstift bei ihren Einzelhandelsausgaben an. Ja, die Teuerungskrise ist ungerecht und trifft die ökonomisch Schwächsten am härtesten“, fasst Ernst Gittenberger die Analyseergebnisse zusammen.
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So ist das Budget für Einkäufe bei 63 % der Haushalte, die mit weniger als 2.000 Euro Nettoeinkommen auskommen müssen, zurückgegangen. Bei Haushalten mit mehr als 5.000 Euro Nettoeinkommen muss sich hingegen nur jeder dritte (35 %) einschränken.

Aufgeschoben bedeutet oft auch aufgehoben

Vor allem Für den Non-Food-Einzelhandel sind das keine guten Neuigkeiten, „denn dort kann einfach leichter gespart werden als bei Lebensmitteln“, so Gittenberger. Institutsvorstand Christoph Teller ergänzt: „Die Inflation verfestigt sich auf hohem Niveau. Die Folge davon ist, dass vor allem bei größeren Anschaffungen gespart wird oder diese verschoben werden. Plakativ ausgedrückt: Aufgeschoben bedeutet aufgehoben – und keiner weiß für wie lange. Die Aussichten auf die kommenden Monate bleiben trüb. Selbst wenn die Inflation in den nächsten Monaten nach unten geht, die Krise muss dann erst wieder aus den Köpfen der Konsument:innen – und das dauert!“




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