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Insolvenz

Huber-Gruppe: Sanierungsverfahren eröffnet

Ernst Weingartner / picturedesk.com

Der traditionsreiche Vorarlberger Wäscheproduzent will in kleinerem Rahmen weitermachen, 120 Mitarbeiter sollen ihre Stelle verlieren. Corona war nur der letzte Auslöser der Insolvenz.

Das Landesgericht Feldkirch hat am Freitag die Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung über vier Gesellschaften der Huber-Gruppe eröffnet. Betroffen sind die Huber Tricot GesmbH, die Huber-Shop GmbH, die Arula GmbH sowie die Huber Holding AG, die ihren Sitz allesamt in Götzis haben. Die Passiva belaufen sich gesamt auf 17,5 Mio. €, so der KSV1870. Betroffen sind insgesamt 585 Gläubiger sowie 545 Mitarbeiter.

Am stärksten verschuldet sind die Huber Holding AG (8,8 Mio. € Passiva) und die Arula GmbH (3,9 Mio. €). Bei der Huber-Shop GmbH, die mit 63 Filialen zu den größten österreichischen Wäschefilialisten zählt, und der Huber Tricot GesmbH belaufen sich die Passiva auf 2,5 bzw. 2,3 Mio. €. Als Insolvenzverwalter wurden Andreas Droop (Huber Tricot), Tobias Gisinger (Huber-Shop), Lukas Pfefferkorn (Arula) und Eva Müller (Huber Holding) bestellt. Laut Sanierungsplanvorschlag soll den Gläubigern eine Quote von 30 %, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, ausgezahlt werden.

Laut Gewerkschafter Bernhard Heinzle soll die Belegschaft von derzeit rund 900 Personen um 120 Mitarbeiter verkleinert werden, alle in Vorarlberg. Dass weitere, die in den Huber-Shops arbeiten, dazu kämen, sei nicht ausgeschlossen. Die abgebauten Stellen beträfen sowohl den Handel als auch die Produktion und die Verwaltung.

Schon länger Finanzierungsprobleme

Die zweimonatige Schließung der Filialen der Huber-Gruppe aufgrund der Coronavirus-Pandemie habe zu massiven Umsatzausfällen – rund 15 Mio. € von März bis Mai – und in letzter Konsequenz zu einer akuten Liquiditätskrise geführt. Probleme bestanden freilich schon vorher: Nur wegen eines außerordentlichen Ertrags belief sich das Konzernjahresergebnis 2019 auf rund 1,1 Mio. €, berichtet die APA. Ohne diesen wäre die Kennzahl ins Minus gerutscht und ein Verlust von 3,6 Mio. € resultiert, heißt es im Sanierungsantrag. 2018 hatte es einen Jahresverlust gegeben. Der konsolidierte Jahresumsatz belief sich 2019 auf rund 140 Mio. €.

Huber befand sich in den vergangenen Jahren in einem Umstrukturierungsprozess, der die Effizienz erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit steigern sollte, heißt es weiter. Es hätten sich bereits erste Erfolge gezeigt, doch durch die Covid-19-Pandemie sei es zu einer »völlig unvorhersehbaren und existenzbedrohenden Situation für die gesamte Unternehmensgruppe« gekommen.

Banken haben Konten gesperrt

Bei Geldinstituten sollen gut 15 Mio. € an Verbindlichkeiten bestehen. Die Banken sollen bereits im Frühjahr 2018 und neuerlich im April 2019 in einem Rahmenabkommen ein gemeinsames Vorgehen bezüglich des Wäscheherstellers vereinbart haben. Als Sicherheit hat Huber unter anderem die Marke Skiny an die Banken verpfändet. Die ursprünglich 25 Mio. €, die dieses Konsortium Huber bereitstellte, seien seit 2019 bis auf 14 Mio. € zurückgeführt worden. Am 15. Mai kündigte das Bankenkonsortium die Vereinbarung jedoch auf, sollten nicht bis 29. Mai Unterlagen über alternative Finanzierungsquellen vorgelegt werden, und sperrte die Konten der Huber Holding AG. Huber war es laut Insolvenzantrag nicht möglich, diese Forderungen zu erfüllen.

Grundsätzlich kann das Unternehmen positiv geführt werden, heißt es in dem Insolvenzantrag. Es gebe eine konkrete, mit der Wirtschaftsprüfergesellschaft PwC erarbeitete Strategie für die Unternehmensfortführung. Erste Sanierungsmaßnahmen seien bereits eingeleitet worden, weitere werde man mit den Sanierungsverwaltern abstimmen. Alle Konzerngesellschaften erfüllten die Voraussetzungen des Corona-Hilfsfonds, selbiges gelte auch für den Fixkostenzuschuss und die Kurzarbeitsregeln.

Über die Huber-Gruppe

Der Vorarlberger Wäschehersteller zählt seit vielen Jahrzehnten zu den führenden Textilunternehmen Österreichs. 2005 beteiligte sich die in Hongkong ansässige Benger Brands Ltd. von Robert Ng an Huber. 2009 trat Erhard Grossnigg, der den Familienbetrieb 2001 übernommen und saniert hatte, weitere 26 % an Benger Brands ab, die bis 2010 auf 100 % aufstockte.

Wie für viele Betriebe der Branche waren die vergangenen Jahre auch für Huber nicht einfach, mehrere Wechsel im Vorstand machten das deutlich. So gab es etwa ab Frühjahr 2013 nach dem Abgang von Mathias Boenke ein Jahr formell keinen Vorstandsvorsitzenden, sein Nachfolger Micha Siebenhandl blieb nur ein halbes Jahr. CEO Martin Zieger warf 2017 nach nur zwei Jahren das Handtuch, danach übernahm Robert Ng selbst. Seit Jänner wird er von CFO Michael Krauledat unterstützt.

Zur Gruppe gehören acht Gesellschaften, von denen nun vier insolvent sind. Das Markenportfolio besteht aus den Wäschemarken Huber, Skiny, Hanro und – seit 2015 – der Marke HOM mit Hauptmarkt in Frankreich, die inzwischen ein Sorgenkind sein soll.

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