Die Branche befindet sich im größten Umbruch seit Jahrzehnten. Dies zeigen auch die aktuellen Geschäftszahlen von H&M für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2016/17.
»Das Verhalten und die Erwartungen der Kunden verändern sich immer schneller« berichtet H&M-CEO Karl-Johan Persson. Und natürlich heißt Veränderung hier: Digitalisierung. In einigen etablierten Märkten erziele H&M bereits ein gutes Viertel der Umsätze online, so Persson. Zwar liege die Gewinnspanne der Online-Verkäufe bereits gleichauf wie in den physischen Stores – doch der Umsatz, der online erzielt wird, fehlt in den Stores. Laut dem soeben veröffentlichten Halbjahresbericht stiegen die Nettoumsätze der Gruppe im Halbjahr (1. Dezember 2016 bis 31. Mai 2017) im Vorjahresvergleich um 9 % auf 98,4 Mrd. Schwedische Kronen (SEK; umgerechnet 10,1 Mrd. €). H&M profitierte dabei stark von einer günstigen Entwicklung des Wechselkurses der Schwedischen Krone. Währungsbereinigt konnten die Umsätze bloß um 5 % zulegen – und damit weit weniger als das eigene Wachstumsziel, das bei 10 bis 15 % liegt. Aufschlussreich ist dabei vor allem der Blick auf die einzelnen Märkte: Im weitaus größten Markt, Deutschland, gingen die Umsätze in Summe (also online und stationär; inklusive der Tochtermarken) im Halbjahr in Euro um 1 % zurück, in Österreich gab es ein Pari (bei 281,1 Mio. €), im zweitwichtigsten Markt USA sowie in Frankreich ein mageres Plus von 1 %. Erstmals wurden in Ländern wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Schweden in den letzten sechs Monaten mehr Stores geschlossen als eröffnet. In Österreich hält man unverändert bei 83 Stores, weltweit betreiben die Schweden derzeit 4498 Geschäfte. Zwar sind für heuer nach wie vor rund 500 Neueröffnungen geplant. Diese entfallen jedoch in erster Linie auf Wachstumsmärkte großteils in Asien oder betreffen neue Konzepte wie COS, & Other Stories oder die neue Konzernmarke Arket (siehe weiter unten). Den Neueröffnungen stehen in Summe außerdem rund 100 Schließungen gegenüber. Global betrachtet steht die Verschiebung von stationär in Richtung online erst am Anfang: Für heuer und die nächsten Jahre erwartet H&M ein Wachstum der Online-Umsätze von »zumindest 25 %«.
Erstmals teilt H&M auch Zahlen zur größten Konzerntochter COS mit. Heuer werde der Umsatz der höherwertigen, designorientierten Marke erstmals die Schwelle von 1 Mrd. € überschreiben, prognostiziert der Konzern. Damit steht COS zehn Jahre nach dem Launch der Marke für rund 5 % des Konzernumsatzes. Die Gewinnspanne vergleichbar mit jener der Kernmarke H&M. Die Zahl der Stores wurde im Halbjahr um 15 auf 209 gesteigert. »Und das ist erst der Anfang«, so Persson. Auch die Entwicklung anderer Konzernmarken wie & Other Stories, Monki und Weekday beschreibt CEO Karl-Johan Persson als »sehr stark, sowohl in den Stores als auch Online«. Highlight in der zweiten Jahreshälfte ist der Launch einer weiteren neuen Marke, Arket. Im Herbst sollen fünf Stores der Marke ans Netz gehen, darunter einer in München. Vom Start weg wird Arket außerdem in 18 Märkten per Online-Shop präsent sein.
Ergebniskennzahlen
Da die Umsätze nicht wie erwartet zulegen konnten, schoss der Lagerstand um gleich 27 % (in lokalen Währungen 22 %) nach oben und liegt nun bei 3,3 Mrd. € (oder 33 % des Nettoumsatzes). Für die nächsten Monate werden deshalb verstärkte Preisaktionen angekündigt. In Österreich etwa hat H&M erstmals einen Pop-Up-Store im Fashion Outlet Parndorf angemietet, der am 14. Juli eröffnet wird. Trotz leicht rückläufiger Bruttomarge (von 54,9 auf 54,7 %) und gestiegenen Abschriften (+ 0,7 Prozentpunkte) bleibt die Modegruppe hoch profitabel: Der Gewinn nach Steuern wuchs im Halbjahr um 6 % auf umgerechnet 857,4 Mio. €. Das entspricht einer Umsatzrendite von 8,5 % (Vorjahr: 8,7 %).
H&M Store in Russland
H&M Store in Russland