»Hier bin ich König, hier kaufe ich ein«

»Hier bin ich König, hier kaufe ich ein«

Michael Gruber
Apa Picturedesk
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Vertreibt online den stationären Handel? Laut einer Studie des Gallup Instituts kaufen ÖstereicherInnen noch immer dort ein, wo sie Service und Beratung bekommen. Der Preis ist dabei nicht ausschlaggebend.

Im Rahmen einer umfangreichen Befragung hat das Gallup-Institut in Zusammenarbeit mit dem WKO-Bundesgremium Handel mit Mode und Freizeitartikel das aktuelle Einkaufsverhalten und die Erwartungen von über 1.000 ÖsterreicherInnen im Modebereich erhoben und in der Studie »Alles Online? Die Zukunft des österreichischen Handels« festgehalten.

Stationär > Online

Die Ergebnisse zeigen, dass KosumentInnen weiterhin großen Wert auf physische Shoppingerfahrungen legen und Einkaufen mit positiven Emotionen verbinden. Generell fühlen sich gemäß Studie 63 Prozent der Befragten beim Einkauf im stationären Handel wohl. Dabei ist der Anteil jener Österreicherinnen und Österreicher, die am liebsten in Geschäften einkaufen, mit 52 Prozent nach wie vor am höchsten. Weitere 37 Prozent kaufen sowohl online als auch im Geschäft gerne. Der Anteil jener Konsumenten, die reines Onlineshopping bevorzugen, ist mit 11 Prozent weiterhin eher gering. »Die Befürchtung, dass der Onlinehandel stationäre Geschäfte verdrängt, kann entkräftet werden«, erklärt Jutta Pemsel, Obfrau des Bundesgremiums Handel mit Mode und Freizeitartikeln: »Unsere Studie zeigt klar, dass der stationäre Modeeinzelhandel auch in Zukunft eine wichtige Vertriebsform darstellen wird. Die Österreicherinnen und Österreicher wünschen sich von ihren Modegeschäften kompetentes Verkaufspersonal, individuelle Beratung, positive Emotionalisierung sowie Serviceleistungen wie Schneider-, Schuh- und Reparaturleistungen.«

The best of both Worlds

Trotzdem werde es einen großen Strukturwandel geben. »Die Verschränkung von Online- und Offline-Vertriebskanälen ist den Kundinnen und Kunden sehr wichtig«, berichtet Pemsel. Wenn die Ladenflächen kleiner sind und nicht so viel Auswahl haben, wünschen sie sich beispielsweise ein Tablet mit Online-Shopping-Möglichkeit am Point of Sale. Genauso wichtig ist ein gut aufgebauter Online-Shop, der eine Ergänzung zum stationären Handel darstellt. Der Handel sollte die digitalen Möglichkeiten besser ausschöpfen, und wenn möglich sollte die stationäre Handelsfläche nicht nur Kleidung anbieten, sondern eine Allround-Experience mit Events und vielem mehr. Zumindest wünschen sich das die KundInnen.

Männer = Könige

Zwar sind für viele der Befragten Bequemlichkeit und Zeitersparnis zwei große Pluspunkte beim Onlinehandel, wohingegen der stationäre Handel mit Beratung und Service punktet. Vor allem für die Männer ist diese wichtig (80 Prozent bei Männern, 71 Prozent bei Frauen). Männer gehen meistens nur dann einkaufen, wenn sie etwas brauchen. Für sie stehen dabei Beratung, Hilfe, Service und Zeit im Geschäft im Vordergrund. Sie wollen wie Könige behandelt werden. Ist die Shoppingerfahrung stressfrei und positiv, dann kommen sie auch wieder.

Stationärer Handel ist umweltfreundlicher

Wie umweltfreundlich einzelne Vertriebskanäle wahrgenommen werden, beeinflusst die Kaufentscheidung auch. Insgesamt halten nur 13 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher den Online-Handel für umweltfreundlicher, während 41 Prozent den stationären Handel für umweltfreundlicher halten. Umweltverschmutzung durch den Internethandel entsteht aus Sicht der befragten Personen durch Verpackungsmaterial und den Transport. Beim stationären Handel wird der Energieaufwand in den Filialen, Lagerräumen und Bürohäusern genannt. Laut Pemsel ist beim Onlinehandel aber nicht der Transport und das Verpackungsmaterial das Hauptproblem, sondern die Retourenrate. Fast 60 Prozent der Bestellungen werden retourniert und die Hälfte der zurückgesendeten Ware ist nicht wieder verkaufsfähig, da sie bereits getragen oder anderweitig beschädigt wurde.

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