Michi Klemera, CEO von Luis Trenker mit Sitz in Bozen, beschreibt die schrittweisen Lockerungen in Südtirol und ist in Sorge um die Trachtenbranche.
Auch bei Luis Trenker näht man Nasen-Mund-Masken. Ab wann rechnen Sie mit dem Restart des »echten« Business?
Michi Klemera: Wir nähen Masken, weil es dadurch plötzlich wieder etwas zu tun gab und weil die Mitarbeiter mit Begeisterung dabei waren. Wir gehen seit ein paar Tagen wieder in die Firma, nie mehr als fünf Mitarbeiter, die Normalität hat sich bei uns also schon eingestellt. Für viele andere gilt das noch nicht. Wir haben unsere Fixkosten um die Hälfte reduziert, um handlungsfähig zu bleiben.
Auch im Handel in Südtirol soll es ab 18. Mai erste Lockerungen geben. Stimmt Sie das optimistisch?
Ich bleibe skeptisch. Wie soll der Einzelhandel funktionieren, wenn Gastronomie und Hotellerie noch zugesperrt bleiben müssen? In einer Tourismusregion wie Südtirol ist das eine Katastrophe, deren Ende noch lange nicht abzusehen ist. Befreundete Hotelbetreiber in der Region Meran fragen sich, ob sie heuer überhaupt noch aufsperren sollen.
In Österreich dürfen kleinere Läden ja schon seit 14. April offenhalten. Wie sehen Ihre bisherigen Erfahrungen mit der Teilöffnung hierzulande aus?
Wir haben Tageseinnahmen zwischen 1.000 und 1.500 Euro, die Kundenfrequenz ging klarerweise dramatisch zurück. Bei Umsatzeinbrüchen von minus 40 bis minus 50 % fragt man sich schon: Wo wollen wir überhaupt Umsatz machen? Wir haben darauf reagiert und die Öffnungszeiten verkürzt. Uns bleibt nur, sich den Gegebenheiten anzupassen.
Hat das Multichannel-Geschäft ihre Hoffnungen erfüllt?
Ganz ehrlich, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr nicht.
Wie sehr sind Sie mit Problemen in der Lieferkette konfrontiert?
Sehr! Die Produktion kann nicht ins Laufen kommen, wenn keine Musterung stattfindet und wir keine Prototypen bekommen. Natürlich wird sich die Saison F/S 2021 nach hinten verschieben. Ich habe mich dennoch entschlossen, auf der Pitti auszustellen, um ein Zeichen zu setzen. Insgesamt glaube ich aber, dass es für Messen in diesem Jahr ganz besonders schwierig werden wird.
Wie sehr betrifft Sie die Absage der Wiesn?
Das ist eine Katastrophe für die gesamte Trachtenbranche. Der Stadt München gehen 1,3 Mrd. Euro Umsatz verloren, die Trachtenhersteller verlieren ihr größtes Schaufenster in die Welt. Für einige Unternehmen bedeutet das wohl den Todesstoß.
Was sagen Sie Unternehmern, die sich berechtigte Sorgen um ihre Existenz machen?
Ich sage ihnen, sie sollen sich Beschäftigungen suchen, um in der Nervosität auch einmal innezuhalten. Mir gelingt das am besten in den Bergen…