Hallhuber Shop in Trier
Gerry Weber hat seine defizitäre Tochter Hallhuber mehrheitlich an den Finanzinvestor Robus Capital Management verkauft. Die Filialzahl soll stabil bleiben.
Für Gerry Weber sollte die Übernahme des vertikalen DOB-Filialisten ein großer Schritt nach vorne werden. Synergien bei Beschaffung und Logistik, Know-How in den Bereichen Vertikalisierung und Retail sowie eine Verjüngung der Kundin hatte sich der in die Jahre gekommene deutsche Modekonzern erhofft. Hallhuber wiederum wollte durch das Kapital, das Netzwerk und die Professionalität von Gerry Weber noch rascher expandieren als zuvor. Doch die Kooperation ging ordentlich daneben: Unter der Ägide von Gerry Weber schrieb Hallhuber ausschließlich Verluste, die stark forcierte Expansion – via Concessions auch im Multilabel-Handel – brachte nur höhere Kosten, aber kaum die erhofften Skaleneffekte. Mit einer der Gründe, warum Gerry Weber in die Insolvenz und in der Folge in eine existenzbedrohende Krise rutschte.
Gerry Weber bleibt beteiligt
Nun ist der Konzern das Sorgenkind los: Ein Fonds, der durch Robus Capital Management mit Sitz in Frankfurt und London verwaltet wird, hat die Mehrheitsanteile an der Hallhuber GmbH übernommen. Gerry Weber bleibt mit 12 % beteiligt. Robus hatte Hallhuber bereits im Februar dieses Jahres eine Brückenfinanzierung gewährt, um eine damals drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwehren. Gerry Weber erhält vom neuen Investor nun eine Barzahlung in Höhe 500.000 €. Zum Vergleich: 2015 hatte der damalige Besitzer, der Finanzinvestor Change Capital, von Gerry Weber mehr als 86 Mio. € für Hallhuber bekommen.
Geschäftsführung bleibt im AmtRobus sieht Hallhuber für sich alleine nicht schlecht aufgestellt. Geschäftsführer Rouven Angermann und das aktuelle Führungsteam sollen im Amt bleiben. Auch die Positionierung bleibt unverändert: »Hallhuber ist die einzige vertikale Fashion-Marke im sogenannten >Bridge-to-Premium<-Bereich. Wir bieten unseren Kundinnen trendorientierte und stilweisende Kollektionen mit Premiumanspruch zu entspannten Preisen.« Defizitäre POS und Concessions wurden bereits in den letzten Monaten geschlossen, es sei keine weitere Schließungswelle in Aussicht, sagte Geschäftsführer Angermann gegenüber der Textil Wirtschaft. »Weitreichende Investitionen« stellt der neue Eigentümer in den Bereichen E-Commerce und IT in Aussicht. Und auch über eine zukünftige Expansion im stationären Handel wird bereits wieder nachgedacht. Strategisch wichtig sei »die Präsenz in den attraktivsten Metropolen und in hochfrequentierten Flughäfen«, erläutert Angermann.
Kleines UmsatzplusFür das Geschäftsjahr 2017/18 meldet Hallhuber einen Umsatz von 197,2 Mio. €, um 1,5 % mehr als im Jahr davor. Ergebnis wurde für 2017/18 noch keines mitgeteilt. 2016/17 lag das Betriebsergebnis EBIT mit 2,5 Mio. € im Minus, im Jahr davor waren es sogar - 4,5 Mio. €.
Die Zukunft des restlichen Gerry-Weber-Konzerns soll sich im Laufe des Juli entscheiden. Zuletzt war die Rede von drei potenziellen Interessenten. Die Finanzierung ist vorerst bis in das Jahr 2020 hinein gesichert, heißt es von Konzernseite.