Die Hoffnungen auf einen dauerhaften Turnaround sind vorerst dahin: Der Mainstream-Konzern Esprit hat im ersten Halbjahr 2021 wieder einen kleinen Vorsteuerverlust erzielt. Der Umsatz ist deutlich zurückgegangen.
Esprit meldet für das erste Halbjahr 2022 einen Umsatzrückgang von 6,4 % auf 3,63 Mrd. Hongkong-Dollar (HK-Dollar), umgerechnet 441,6 Mio. €. Verantwortlich dafür sei jedoch ausschließlich die Abwertung des Euro gegenüber dem HK-Dollar, teilt der Mainstream-Anbieter mit. Zu konstanten Kursen sei ein Plus von 2 % erzielt worden.
Unterm Strich schaffte Esprit einen kleinen Gewinn von 13 Mio. HK-Dollar (1,6 Mio. €), dieser ist jedoch auf eine Steuergutschrift zurückzuführen. Vor Steuern war das Periodenergebnis mit 12 Mio. Hongkong-Dollar negativ, nach einem Gewinn von 138 Mio. HK-Dollar ein Jahr davor. Das Geschäftsjahr 2021 war das erste seit 2017 gewesen, das Esprit positiv hatte abschließen können. Für den nunmehrigen Gewinneinbruch werden vor allem der Umsatzrückgang bzw. die Wechselkursveränderungen verantwortlich gemacht.
Wachstumsinitiativen
Für CEO William Pak sind die vom neuen Managementteam eingeschlagenen Strategien weiterhin die richtigen. »Angesichts einer finanziell starken und gesunden Bilanz wird das Unternehmen weiterhin investieren, wenn sich gute Gelegenheiten bieten«, so Pak. Geprüft werde etwa der Wiedereinstieg in asiatische Märkte wie Japan, Singapur und Thailand sowie in Neuseeland und Australien.Hervorgehoben werden neben der aus Konzernsicht erfolgreichen Verlagerung der Zentrale nach Hongkong auch »Verbesserungen bei Produktangebot, Marketing und digitalen Inhalten«.
Klares Umsatzminus im E-Commerce
Auch wenn Esprit keine einzelnen Länderzahlen mehr veröffentlicht, offenbart ein Blick in die Halbjahresbilanz weiterhin interessante Details. So ist der Umsatz im europäischen Ladengeschäft (Wholesale + Retail) um 18,3 % auf 2,2 Mrd. HD-Dollar gestiegen, was angesichts der horrenden Corona-Beschränkungen im Vergleichszeitraum des Jahres 2021 gar nicht mal so viel erscheint. Überraschend hoch ist allerdings der Absturz des E-Commerce-Umsatzes um 30,6 % auf 1,37 Mrd. HD-Dollar.
Defizitäres Retail-Geschäft
Und auch die Analyse der Zusammensetzung des Gewinns zeigt einen klaren Gewinner: So hat das europäische Wholesale-Geschäft bei einem Umsatz von 1,35 Mrd. einen Ergebnisbeitrag von 155 Mio. HK-Dollar geliefert (auf operativer Ebene). Bei annähernd gleichem Umsatz (1,37 Mrd.) fiel der Ergebnisbeitrag des Online-Geschäfts mit 85 Mio. HK-Dollar hingegen nur halb so hoch aus.
Nach wie vor klares Sorgenkind ist aber weiterhin das eigene Retail-Netz des Unternehmens: Bei einem Umsatz von 854 Mio. wurde hier ein operativer Verlust von 155 Mio. HK-Dollar geschrieben. Angekündigt wird deshalb abermals die Schließung unrentabler Geschäfte und Outlets sowie die Neuverhandlung von Mietverträgen, »um sicherzustellen, dass der Einzelhandelskanal wieder zu einem profitablen und wichtigen Segment für das Unternehmen wird«, wie es im Halbjahresbericht heißt.