Unter den Ahlers-Marken schlug sich Baldessarini gemeinsam mit Otto Kern am besten und konnte die Umsätze steigern. Im Bild: der neue Showroom in Düsseldorf
Trotz abermals klar rückläufiger Umsätze konnte die Ahlers-Gruppe (Baldessarini, Pierre Cardin, Pioneer) ihren Verlust im Vergleich zum Vorjahr halbieren. Einerseits wurde deutlich gespart, andererseits verbesserten Staatshilfen die Bilanz.
»Quasi von Beginn des abgelaufenen Geschäftsjahres an war der Bekleidungseinzelhandel in Deutschland und in den meisten Ländern Europas geschlossen«, berichtet Stella Ahlers bei der Vorlage der Bilanz des Geschäftsjahres 2020/21 (per 30. November). Alleine im ersten Quartal verursachten die europaweiten Lockdowns Umsatzeinbußen von 56,3 % bzw. 28,8 Mio. € im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dieser Einbruch konnte in den drei Folgequartalen, die allesamt besser als das Vorjahr verliefen, nicht mehr aufgeholt werden. Zum Jahresende stand letztendlich ein Umsatzrückgang um 6 % auf 142,5 Mio. € in den Büchern.
»Trotz des Umsatzrückgangs konnte das Konzernergebnis durch erhebliche Kostenreduzierungen und vor allem durch die staatlichen Überbrückungshilfen deutlich verbessert werden. Die Verschuldung des Unternehmens konnte zurückgeführt werden. Die Prognose wurde deutlich übertroffen«, streicht die Vorstandsvorsitzende die Erfolge im coronabedingt so schwierigen Jahr hervor.
Baldessarini und Otto Kern positiv
Die zwei Premiummarken Baldessarini und Otto Kern konnten ihre Umsätze steigern. »Dies war nicht zuletzt dem vorangegangenen Marken-Relaunch von Baldessarini und der umgesetzten Neuausrichtung hin zu Distanzhandelskunden bei Otto Kern zu verdanken«, heißt es im Jahresbericht. »Noch in der ersten Jahreshälfte fehlende Anlässe wie Hochzeiten und Feste und die Arbeit im Home-Office führten vor allem bei Pierre Cardin dazu, dass der Aufwärtstrend bei Anzügen und Sakkos sowie Shirts noch auf sich warten ließ. Die Casual-Knitwear konnte dagegen ein leichtes Umsatzplus verzeichnen.« Die Umsätze der im Jeans & Workwear Segment enthaltenen Marken Pioneer Authentic Jeans und Pionier Workwear verringerten sich um 9,3 % auf 40,8 Mio. €.
E-Commerce und Osteuropa mit zweistelligem Umsatzplus
Regional waren die Umsatzrückgänge In Deutschland mit 11,4 % am höchsten. Das westeuropäische Ausland lag mit - 4,6 % im Konzerntrend, während die Umsätze in Osteuropa sogar um 10,3 % stiegen.
Im E-Commerce-Geschäft konnte ein kräftiges Umsatzplus von 34,2 % gegenüber dem Vorjahr erzielt werden. Zu diesem Wachstum haben sowohl die eigenen Onlineshops als auch die Marktplätze beigetragen. Die Umsätze im eigenen Retail sanken um 5,5 % - dafür waren auch Ladenschließungen verantwortlich. So wurden auch in Österreich vier Outlet-Stores geschlossen.
Kostensenkungsmaßnahmen und staatliche Subventionen
Reagiert wurde mit schon langfristig geplanten, aber auch kurzfristig eingeleitete Maßnahmen zur Kostensenkung. So fiel etwa der Personalaufwand um 11,2 %. Insgesamt gingen die betrieblichen Aufwendungen um 3,0 % zurück. Zusätzlich wurden positive Sondereffekte in Höhe von 14,7 Mio. € verbucht. Dieser Wert beinhaltet u.a. die staatlichen Überbrückungshilfen sowie Erträge aus dem Verkauf einer nicht betriebsnotwendigen Immobilie und aus der Veräußerung von Kunstgegenständen. Auch bei den Ertragsteuern kam es zu positiven Effekten – der Konzernverlust nach Steuern konnte somit gegenüber dem Vorjahr (- 18,5 Mio. €) auf - 8,9 Mio. € mehr als halbiert werden. Die Eigenkapitalquote ist leicht gestiegen und lag am 30. November 2021 bei soliden 46,6 %.
»New Tomorrow«
Im Januar 2021 hat Ahlers das Performance-Programm »New Tomorrow« begonnen. »Im Rahmen dieses Performance-Programms haben wir uns intensiv mit den für die gesamte Bekleidungsbranche relevanten Megatrends wie vor allem Digitalisierung, eCommerce, Nachhaltigkeit und Casualisierung beschäftigt. Wir haben die strategische und inhaltliche Ausrichtung unserer Marken und ihrer Vertriebskanäle neu justiert. Erste spürbare Veränderungen konnten bereits im vergangenen Sommer anlässlich der Orderrunde für Frühjahr/Sommer 2022 gezeigt werden und stießen auf sehr positive Resonanz. Für die Endverbraucher werden diese Veränderungen mit Auslieferung der Ware in diesem Frühjahr im Handel und im eCommerce sichtbar werden«, so Stella Ahlers.
Vorsichtig optimistischer Ausblick
Auf Basis der Annahme, dass in diesem Jahr keine längeren, flächendeckenden Lockdowns mehr angeordnet werden und sich die Liefer- und Produktionsketten wieder normalisieren, geht der Vorstand für das Geschäftsjahr 2021/22 von einem Konzernumsatz zwischen 180 und 195 Mio. € aus – das wäre eine Umsatzsteigerung um rund ein Drittel. Den Einsparungen durch das Performance-Programm würden kostenseitig jedoch steigende Rohstoff-, Energie- und Transportkosten gegenüberstehen. Zwar wird sowohl für das operative als auch für das Konzernergebnis weiterhin ein Verlust erwartet, jedoch nur noch in der Bandbreite zwischen - 2,0 und - 5,0 Mio. EUR €.
»Die Entwicklung der Rohertragsmarge und der Kostenstruktur wird jedoch weiterhin stark vom Ausmaß und der Dauer der Corona-Pandemie auf die Umsatzentwicklung abhängen«, heißt es abschließend.