Interview: »Für besondere Produkte hat man i...
Interview

»Für besondere Produkte hat man immer Geld«

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Sonja Himmer und Eva Buchheim von der Werbeagentur Himmer, Buchheim & Partner
Sonja Himmer und Eva Buchheim von der Werbeagentur Himmer, Buchheim & Partner

Werber raten Unternehmen in der Krise, kreativ zu bleiben und nicht zu vorsichtig zu sein. Den Trend, regionale Anbieter zu unterstützen, kann sich auch die Modebranche zunutze machen.

Die Krisen der Vergangenheit haben bewiesen, dass jene Firmen, die nicht reflexartig die Marketing- und Werbebudgets auf Null kürzen, schneller und besser aus ihr hervorgekommen. Nie ist der Gewinn von Marktanteilen und neuen Kunden leichter. Textilzeitung.at sprach darüber mit Sonja Himmer und Eva Buchheim von der Werbeagentur Himmer, Buchheim & Partner.

Wie sollen Unternehmen ihre Kommunikation und Werbung nach dem Lockdown ausrichten?

Jede Krise ist eine Chance zu entscheiden: Was bleibt und was geht. Man sollte nicht nur Antworten zu suchen, sondern auch den Fragen mehr Beachtung zu schenken. Unternehmen sind erfolgreich, wenn sie kreativ bleiben. Also warnen wir davor vorsichtig zu sein. Die Krise hat gezeigt, wie schnell internationale/externe Ressourcen wegfallen können. Für regionale Unternehmen gibt es jetzt eine einzigartige Chance: Widersetzen sie sich „Trends“ und forschen Sie was Sie dem Geist dieser Zeit geben können. Erwecken Sie Ihr Unternehmen, provozieren Sie und kommunizieren Sie. Erstaunen Sie Ihre und neue Kunden und Ihre Mitarbeiter.

Es ist ein guter Zeitpunkt. Die medialen Konditionen sind so gut wie nie. Mit einem geringeren Budget aber einer großen Idee erreichen Sie jetzt mehr als je zuvor. Auf solchen Wegen begleiten wir unsere Kunden und machen aus ihren 100.000 Euro einen vermeintlichen 300.000-Euro-Etat.

Was bedeutet das für das Geschäft mit der Mode?

Heuer haben Österreicher durch #stayathome einen ganzen Shoppingzyklus im Geschäft ausgelassen. Wenn, dann konnte man nur online kaufen. Das macht etwas mit einem Konsumenten – allerdings sind solche Eindrücke von kurzer Dauer. Für die Textilbranche glauben wir sehr stark an das Regionalitäts- und Qualitätsargument. Wer nicht billig sein will (oder kann), muss gut sein! Arbeiten Sie Ihre persönliche Markengeschichte jetzt stärker heraus. Erzählen Sie – z.B. durch Contentmarketing – die Geschichte Ihres Unternehmens, über die Qualität der Produkte, die Sie produzieren oder mit denen Sie handeln sowie warum es eine gute Idee ist, ausgerechnet bei Ihnen Kleidung zu kaufen. Denn wer jetzt weniger verfügbares Einkommen hat oder haben wird, greift zu Dingen, die einen Mehrwert bringen, die langlebig sind und lange einen Nutzen stiften werden.

Welche Dinge könnten das sein?

Was wurde während der Ausgangsbeschränkungen online konsumiert? Wir wissen, dass Yoga-Matten und Hanteln teilweise sogar ausverkauft waren. Lebensnotwendigen Dinge? Bei weitem nicht, man kann auch ohne Matte turnen, aber die Menschen haben es als Investition in sich selbst gesehen. Und das ist die Chance für den Textilmarkt nach der Pandemie: Bieten Sie Produkte, die Sinn stiften und besonders sind. Dafür hat man immer Geld.

Wie spricht man seine Kunden am besten an?

Chancen sehen wir auch für Unternehmen, die sehr direkt und persönlich mit ihrem Kundenstock kommunizieren. Dazu eignen sich digitale Kanäle sehr gut, aber auch der gute alte Anruf kann jetzt Gold wert sein. Bis hin zum Aufruf, jetzt solidarisch zu sein und das Unternehmen zu unterstützen. Stammkunden können eingeladen werden, jetzt zu kaufen, statt später. Wer ohnehin vor hat ein Produkt zu kaufen, kann es jetzt tun und seine Lieblingsmarken so unterstützen. Ehrlich währt am längsten.

Wie haben Sie als Agentur die Coronakrise erlebt?

Gut. Da wir bereits seit Jahren eine autonome Struktur haben, hat sich nichts wesentlich geändert. Nur die persönlichen Treffen mit Kunden und Kollegen haben uns gefehlt. Gott sei Dank war unsere Auftragslage akzeptabel. Dennoch waren einige Projekte von Covid-19 direkt betroffen oder wurden verschoben.

Welchen Stellenwert hat interne Kommunikation in und nach der Krise?

Einen verdammt hohen. Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter sehr gut. Sie sind Ihr verborgener Schatz. Sie sind die Multiplikatoren und erste Botschafter Ihres Unternehmens.  Und das macht sie neben der Kraft Ihrer Marke zu einem gefragten Arbeitgeber. Und natürlich wollen Sie die Besten der Besten. Oder? Aber es ist jetzt auch ein guter Zeitpunkt noch transparenter zu kommunizieren, Ängste anzusprechen, zu beruhigen. Wir sehen bei unseren Kunden, dass Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nicht mehr als selbstverständlich sehen und auch der kausale Zusammenhang – eigene Leistung – Kundenzufriedenheit – guter Verkauf – gesundes Unternehmen – eigener Erfolg besser erkannt wird. Das birgt auch eine einmalige Chance im Diskurs.

Was unterscheidet Sie von anderen Agenturen?

Wir beeindrucken Kunden nicht nur mit unserer Arbeit, sondern auch mit Schnelligkeit, Verständnistiefe, Leidenschaft und Chuzpe. Zum Bespiel konnten wir während dem „Lockdown“ gleich vier Neukundenkampagnen gleichzeitig entwickeln.

 

 

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