Tally Elfassi-Weijl, Mitbegründerin der schweizerischen Modekette, hat nach drei Jahrzehnten ihren Job als Kreativchefin des Labels zurückgelegt. Der Rückzug erfolgt in der schwersten Krise des Unternehmens.
Tally Elfassi-Weijl, die 1984 zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Beat Grüring das Modeunternehmen Tally Weijl gegründet hat, gibt ihren Rücktritt als Chief Creative Officer des Labels bekannt. Sie bleibt jedoch weiterhin Aktionärin. Beat Grüring bleibt als CEO weiterhin für die operative Führung verantwortlich. Die Leitung des Kreativteams übernimmt Robin Gartshore, der zum Chief Product Officer ernannt wird. Gartshore war im Sommer 2020 vom erfolgreichen englischen Online-Fashion-Händler Missguided zu Tally Wejjl gestoßen.
Sanierungsverfahren
Die Rochade kommt mitten in der schwersten Krise, die das Unternehmen in seiner bisherigen Geschichte durchmachen musste. In der Schweiz sind die Läden nach sechs Wochen Lockdown erst ab 1. März wieder geöffnet. Seit Dezember befindet sich die wichtige deutsche Landesgesellschaft in einem Schutzschirmverfahren, Mitte Februar wurde ein Sanierungsverfahren in Frankreich eingeleitet. Die schweizerische Muttergesellschaft stand schon im Frühjahr 2020 nach dem ersten Lockdown vor dem Aus, konnte aber durch den Einstieg eines neuen Investors und eine ordentliche Kapitalerhöhung gerettet werden. Damals wurde bereits die Schließung von 200 der europaweit rund 800 Läden angekündigt. Nun wurde zeitgleich mit dem Abschied von Elfassi-Weijl eine abermalige Kapitalerhöhung um 6,4 Mio. Schweizer Franken bekannt gegeben. Die neuen Aktien wurden allesamt von bisherigen Aktionären gezeichnet. Zu diesem Kreis zählen neben den beiden Unternehmensgründern der deutsche Textilindustrielle Hans-Rainer Rehfeld (Dr. Rehfeld Fashion Group) sowie der Vormalige Calida-Manager Marco Gadola.
Umbau kommt gut voran
Nach eigenen Angaben war man mit dem Umbau bis zum Jahresende 2020 gut unterwegs. »Doch dann kam der zweite Lockdown. Als internationaler Fashion Brand trifft er uns stark. Denn neben den fixen Kosten tragen wir auch das Moderisiko auf der Ware«, sagt CEO Beat Grüring. »Wir hoffen, dass mit Fortschreiten der Impfaktionen und rückläufigen Ansteckungszahlen die Zeit der Lockdowns jetzt allmählich zu Ende geht, so dass wir den erfolgreichen Wandel zu einem Omnichannel-Unternehmen, bei dem Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert hat, jetzt zu Ende bringen können.« Schon heute werde ein Viertel der Produkte von Tally Weijl nach Nachhaltigkeitskriterien hergestellt.