Aufgrund der schwächeren Aussichten beschleunigt Lenzing die Restrukturierungsbemühungen. Für das vierte Quartal wird ein EBITDA-Verlust erwartet.
Der börsennotierte Faserkonzern Lenzing muss seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 spürbar nach unten revidieren. Der Grund sind „Einmaleffekte im Zusammenhang mit dem beschleunigten Einsparprogramm sowie Währungseffekte und eine weitere Verschlechterung des Marktumfelds“, wie das Unternehmen Montagnachmittag mitteilte. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) werde etwa 250 Mio. Euro betragen und damit unterhalb der Markterwartungen sowie unterhalb des Vorjahres (362,9 Mio. Euro) liegen.
Wie bereits am Freitag durchgesickert war, wird Lenzing im kommenden Jahr auch Stellen reduzieren. Von 200 abzubauenden Vollzeitäquivalenten soll ein Drittel über natürlichen Abgang erreicht werden, ein weiteres über (womöglich zeitlich begrenzte) Arbeitszeitverkürzungen und ein letztes Drittel durch Kündigungen, hieß es am Montag aus Unternehmenskreisen. Der Aufsichtsrat hat in der Sitzung am Montag den Sozialplan bereits beschlossen. Die Gespräche über die Auflösung der 70 bis 80 Dienstverhältnisse werden im ersten Quartal 2023 beginnen. Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ (OÖN) hatten am Freitag berichtet, es könnten sogar rund 300 Stellen betroffen sein. Lenzing beschäftigt konzernweit knapp 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon gut 3.000 am Stammsitz in Lenzing.
24 % Umsatzplus, aber sinkende Nachfrage
Anfang November hatte der Konzern für die ersten drei Quartale 2022 eine Umsatzsteigerung um 24 % gemeldet. Das deutlich verschlechterte Marktumfeld belastete aber die Ergebnisentwicklung, hieß es. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen war im Zeitraum Jänner bis September gegenüber dem Vorjahr um 11, 6 % auf 263 Mio. Euro gesunken. Das Unternehmen sieht sich mit einer sinkenden Nachfrage und Auslastung konfrontiert. Diese soll konzernweit bei nur noch 60 % liegen. Die hohen Energie- und Rohstoffkosten belasten die Geschäftsentwicklung zusätzlich. Daraufhin war ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung in Höhe von 70 Mio. Euro jährlich angekündigt worden.
Strategische Ausrichtung unverändert
Den langfristigen Trend hin zu nachhaltigen Produkten sieht man bei Lenzing jedoch von den kurzfristigen ökonomischen Verwerfungen unberührt. Man werde deshalb das Wachstum mit nachhaltig erzeugten Spezialfasern sowie die Umsetzung der ambitionierten Klima- und Nachhaltigkeitsziele einschließlich der Transformation zu einem Modell der Kreislaufwirtschaft weiter vorantreiben.