E-Commerce: Ladenschluss im Kaufhaus Österrei...
Kaufhaus Österreich

Nach nur etwas mehr als zwei Monaten wird die Handelsplattform des Wirtschaftsministeriums wieder eingestellt und in ein Infoportal für Händler umgewandelt. WKO-Branchensprecher Trefelik sieht vor allem ein Kommunikationsproblem.

Das umstrittene Onlinehändler-Verzeichnis Kaufhaus Österreich ist in seiner bisherigen Form Geschichte. Die Website wird zu einer reinen Infoseite für Unternehmer, die ihre Online-Präsenz verbessern wollen, umgebaut und künftig von der staatlichen Förderbank aws betrieben.
Das Projekt war von Anfang an von Spott und Häme aus allen Richtungen begleitet. Kritisiert wurde neben den hohen Kosten auch die schlechte Nutzbarkeit der Website für Endkunden. Wer etwa auf der Seite nach Schuhen suchte, dem wurden ein Tischtennis-Shop, eine Bergbauern-Seite und ein Angebot für Kinderbekleidung als erste Präferenzen angezeigt. Diese Suchfunktion kommt nun weg.
»Primäre Intention des Kaufhaus Österreich war und ist es, österreichische Unternehmen und vor allem die vielen KMU bei ihren E-Commerce-Aktivitäten bzw. beim Einstieg in den E-Commerce zu unterstützen«, sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nun. Als konkrete Beispiele dafür, wie das in Zukunft passieren solle, nannte Schramböck Tutorials und Webinare mit Infos darüber, wie man einen Onlinehandel aufzieht. »Wichtig ist gewesen, die Diskussion über die Notwendigkeit von E-Commerce für unsere Händler in Gang zu setzen.« Angekündigt wird von Schramböck auch eine 15 Mio. Euro schwere direkte Förderung für E-Commerce-Projekte. Zudem seien über die Investitionsprämie bisher 60 Mio. Euro für Digitalprojekte von Handelsunternehmen abgerufen worden.

Trefelik: »Kommunikationsproblem«

Für Bundesspartenobmann Rainer Trefelik stellt sich das Debakel rund um das Kaufhaus Österreich in erster Linie als großes Kommunikationsproblem dar: »Man hat sich hier von Anfang an in eine Erwartungshaltung manövriert, die praktisch nicht zu erfüllen war.« Die Plattform, die ja in erster Linie als Unterstützung für die Händler geplant war, wurde über die Medien hauptsächlich als Konkurrenz zu Amazon & Co. propagiert: »Das konnte nicht funktionieren. In vier Monaten kann man keinen Algorithmus nachbauen, den die Online-Multis über Jahre perfektioniert haben.« Auch andere große Player hätten am Anfang Durststrecken erlebt oder über Jahre rote Zahlen geschrieben, bis sie auch wirtschaftlich erfolgreich waren. »Das Kaufhaus Österreich sollte Hilfestellung für den regionalen Handel bieten, was ja eine sehr gute Initiative ist. Auch andere Plattformen haben sich während der Krise hier etabliert. Aber mit einem ,österreichischen Amazon‘ wurde das Projekt einfach falsch angepriesen. Der Medienhype hat dann sein Übrigens getan.«

Millionengrab

Erstmals hat das Wirtschaftsministerium nun auch die Kosten genau aufgedröselt. In Summe kostete das Projekt an die 1,3 Mio. Euro. Beim Projektpartner WKÖ sind dazu lediglich 36.000 Euro an Kosten aufgelaufen, heißt es. Die Kammer habe eine Schnittstelle zu den heimischen Händlerinnen und Händlern geboten, Betreiber und Auftraggeber sei aber das Ministerium gewesen, heißt es in einem Statement der WKÖ. Mit der Übernahme des Betriebs durch die aws scheide die Wirtschaftskammer aus dem Impressum aus.
Ende November war das Kaufhaus Österreich von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und WKÖ-Präsident Harald Mahrer das »als Unterstützung österreichischer Onlinehändler im Kampf gegen Amazon, Zalando & Co« präsentiert worden. Bis Mitte 2021 sollten »einige Tausend Händler« mit an Bord sein, hieß es damals. Für den Betrieb des Online-Händlerverzeichnisses sollte ursprünglich die Wirtschaftskammer verantwortlich sein.
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