Die Krise hat das Leben auf dem gesamten Globus über Nacht digitalisiert. Wo haben Lockdown und Co konkret neue Onlinewelten geschaffen oder verstärkt? Und: Was bleibt? Ein datengetriebener Streifzug durch die neue digitale Alltagswelt.
Das Coronavirus prägt weiter unser tägliches Leben - oder sorgt zumindest für Gesprächsstoff. Laut Talkwalker lag die Anzahl der Erwähnungen von COVID-19 in sozialen Medien in der Woche vom 14. Mai bis 20. Mai 2020 weltweit bei 40,8 Mio. Vergleichsweise stiller ist es auf Nachrichten-Webseiten um das Virus geworden.
Am 16. März war Österreich mit dem Inkrafttreten des Covid-19-Maßnahmengesetzes in den Lockdown-Modus gegangen. Home Office und Co zeigen bereits in der ersten Woche digitale Auswirkungen: Mehr als die Hälfte der Befragten hat laut MindTake-Studie das Internet mehr als üblich genutzt.
Das von der Regierung verordnete Social Distancing katapultierte die Bevölkerung in eine noch nie zuvor dagewesene Situation. Es galt, die analoge Distanz virtuell zu überbrücken. Digitale Kommunikationsdienste erlangten einen noch nie zuvor dagewesenen Stellenwert. Im Rahmen einer Umfrage gaben rund 62 % der 16- bis 23-jährigen Befragten weltweit an, dass sie Messaging-Dienste wie WhatsApp oder Facebook Messenger in der aktuellen Situation häufiger nutzen als noch vor der Corona-Krise. Rund ein Viertel der 57- bis 64-Jährigen stimmte dieser Aussage ebenfalls zu.
Auch das Online Shopping erfuhr durch die Geschäftsschließungen Aufwind: Insgesamt 19 % der heimischen Online-Käufer haben vor dem Ausbruch des Coronavirus mindestens einmal pro Woche im Internet eingekauft. Während der Corona-Krise erhöht sich dieser Anteil auf 28 %. Langfristige Verschiebungen in die digitale Einkaufswelt dürften allerdings ausbleiben: Laut Modellrechnungen des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Universität Linz wird die Online-Shopping-Frequenz anschließend nahezu auf das Niveau der Vor-Corona-Phase zurückgehen.
Videokonferenzen und Home-Office-Tage dürften dagegen langfristiger Teil der neuen digitalen Welt werden. Lange hatte Microsofts Videochat-Dienst Skype hier die Nase vorn. Als großer Aufsteiger der Krise entpuppte sich allerdings Konkurrent Zoom: Der Konferenz-Dienst ist die meistgenutzte Video-Plattform in der Corona-Pandemie.
Und auch Streamingdienste zählen in einer Phase, in der wir mehr Zeit zu Hause verbringen, zu den größten Gewinnern. In puncto gestiegener Nutzungsdauer hat Österreich die Nase vorn, wie eine weltweite Studie von TV-Vermarkter Wurl Inc zeigt: Vom 13. bis 14. März 2020 stieg der Zeitaufwand für das Streamen von TV und Video in Österreich und Spanien um mehr als 40 %, in Deutschland um 32 %. Auf das in der Krise enorm gestiegene Datenvolumen hatte Netflix zuletzt mit einer Drosselung der Streaming-Qualität in Europa reagiert.
Fest steht - Bewegtbild boomt in der Krise. Eine Messung des britischen IT-Unternehmens SimilarWeb bescheinigt sowohl YouTube als auch Netflix in der Krise steigenden Traffic weltweit. Das kostenlose Videoportal YouTube startete bereits von einer höheren Ausgangsbasis. Im Corona-Monat April belief sich die Anzahl der Visits von youtube.com auf rund 33,4 Mrd. Im Vergleich zum Vormonat ist die Anzahl der Seitenbesuche damit um rund zwei Milliarden gestiegen. Auch Netflix setzte sein Wachstum, von Corona-Zeiten befeuert, deutlich schneller fort: Die Anzahl der Visits von netflix.com lag im April bei rund 2,97 Mrd. - das entspricht einer Steigerung um rund 440 Mio. im Vergleich zum Vormonat.