Während der Covid-19 Pandemie haben immer mehr Konsumenten die Möglichkeit von Click&Collect genutzt. In Amerika wird dieses Modell zunehmend durch Drive-in-Optionen erweitert.
Online bestellen, vor Ort abholen und gegebenenfalls auch gleich wieder umtauschen. Speziell in den USA und Kanada hat sich während des Lockdowns auch ein Drive-in-Modell etabliert. Im brasilianischen Sao Paulo gibt es sogar ein Einkaufszentrum, das man mit dem Auto durchfahren kann. Das erspart lange Warteschlangen, man kann die Kinder am Rücksitz angeschnallt lassen und am wichtigsten: Es reduziert die Ansteckungsgefahr gegen Null.
Notwendige Einkäufe – leicht gemacht
Mittlerweile beschäftigen sich bereits Marktforscher und Unternehmensberater mit der Thematik: „Diesen Geist bekommen wir nicht mehr in die Flasche zurück,“ meint beispielsweise Matt Katz, vom weltweiten Consulter SSA & Company und fügt hinzu: „Und es ist eine hervorragende Dienstleistung am Kunden.“ Laut Adobe Analytics, haben in den USA Click&Collect-Bestellungen zwischen 1. und 20. April um 208 Prozent zugenommen. Auch wenn sich dieses Tempo verlangsamt hat, die Studienautoren haben festgestellt, dass 23 Prozent der Online-Shopper eine Form von Click&Collect einer Lieferung nach Hause vorziehen.
Ein neues Phänomen ist die Möglichkeit des Drive-in-Shoppings. Kunden können Waren des täglichen Bedarfs online bestellen und fahren dann zu einem ihnen zugewiesenen Parkplatz beim entsprechenden Händler. Die Ware wird ohne weitere Kosten direkt bis zum Kofferraum geliefert.
Der Diskonter Target aus Minneapolis testet diese Form des Shoppings bereits seit 2017. In den letzten Monaten ist die Nachfrage aber förmlich explodiert: ein Plus von 1000 Prozent im Vergleich zum April des Vorjahres. Laut dem Unternehmen erhalte man so auch loyalere Kunden, die am POS ebenfalls mehr ausgeben als zuvor.
„Die Konsumenten mögen es flexibel und wollen selbst bestimmen, wie sie bedient werden,“ so Greg Portell vom Unternehmensberater Kearney. Das könne eine Lieferung nach Hause, eine rasche Abholung oder auch das Stöbern im Store sein: „Es erzeugt jedenfalls einen neuen Grund, warum Kunden einen Händler einem anderen vorziehen.“
Für Meghan Stabler von der Online-Platform BigCommerce ist klar: „Es geht in erster Linie um Bequemlichkeit und ich glaube, die Möglichkeit des Drive-in wird uns auch nach Corvid begleiten.“ Allerdings sollten solche Dienstleistungen kostenlos bleiben, um vom Kunden angenommen zu werden. Händler müssen sich aber bereits an neue Gegebenheiten anpassen: Zukünftig wird es wohl weniger Autobesitzer und mehr Car-Sharer geben. Auch die Möglichkeit, Drive-ins als Fußgänger oder Radfahrer benutzen zu können, sollte überdacht werden. Grab aus Singapur hat bereits 2012 die Zeichen der Zeit erkannt. Das Technologie-Unternehmen verbindet via App Millionen von Konsumenten, Fahrern und Händlern in ganz Süd-Ost-Asien und hat eine Reihe von Lieferoptionen entwickelt. In den letzten Monaten sind Lebensmittelhändler und Supermärkte in 50 Städten dazu gekommen.
Umkleiden am Parkplatz
Kunden, die nicht-lebensnotwendige Produkte kaufen wollen, tendieren aber eher dazu, selbst in den Laden zu gehen. „Wer gerne stöbert, anprobiert oder die Ware angreifen möchte, der wird wohl weiterhin eine Boutique oder ein Shopping Center aufsuchen,“ erklärt Greg Portell. Allerdings gibt es auch jene Konsumenten, die sich zurzeit in Läden unsicher fühlen. Für diese werden sich die Retailer wohl innovative Wege überlegen müssen, wie sie das In-Store-Erlebnis virtuell zu den Kunden bringen. Einige der internationalen Top-Center entwickeln bereits gebrandete Pop-up Pick-up Bereiche. Auch Nordstrom mit seinen „leeren“ Abhol- und Service-Stationen könnte als Zukunftsmodell dienen.
Ideen gibt es jedoch viele, etwa Open-Air Pop-up Umkleiden. Diese sind einerseits sicher, andererseits bieten sie wiederum eine neue Shopping-Experience. Was für viele Experten aber feststeht: Corona bedeutet auch eine Renaissance der kleinen, lokalen Läden und der Spezialisten, besonders wenn es um Einzel- oder Sammlerstücke geht. Sehr viele Konsumenten stellen sich aber mittlerweile die Frage, warum sie in einen Laden gehen sollen, wenn sie nicht in einen Laden gehen müssen.