Nach dem Anschlag in Wien waren fast alle Geschäfte in der City geschlossen. Auch in den Tagen danach stand die Stadt nahezu still.
»Die Empfehlung des Innenministers heute in der Früh war, die Innenstadt zu meiden und das gilt natürlich auch für uns und unsere Beschäftigten«, sagte Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, am Dienstag, dem Tag nach dem Terroranschlag, der in der Wiener City vier Todesopfer forderte. Der Branchenvertreter betreibt selbst ein Damenmodengeschäft in der Kärntner Straße, gleich gegenüber der Staatsoper. Für ihn sei das heurige Jahr nun endgültig ein »Horrortrip der Extraklasse«.
Laut Handelsverband hatten am Dienstag rund 90 % der Händler im 1. Bezirk geschlossen. In den angrenzenden Bezirken 2 bis 9 war hingegen die überwiegende Anzahl der Geschäfte geöffnet. Viele große Einkaufszentren in der ganzen Stadt hatten sich angesichts der unübersichtlichen Lage ebenfalls dazu entschieden, den Dienstag geschlossen zu halten – teils auch auf dezidierte »Empfehlung« der Polizei, wie man hört. Dazu zählten auch das größte Shopping Center der Stadt, das Donau Zentrum, sowie »The Mall« beim Bahnhof Wien Mitte, der Steffl in der Kärntner Straße und der Gerngroß in der Mariahilfer Straße. Die Sicherheit der Bevölkerung stehe an oberster Stelle, betonten die Betreiber unisono.
»Flagge zeigen«
Am Mittwoch wurden die Geschäfte wieder geöffnet. »Wir lassen uns nicht in die Knie zwingen, wir zeigen Flagge«, sagte der Handelsobmann. Doch laut Handelsverband blieben die Kunden weiterhin aus. »Aus dem Wiener Textilhandel haben uns Meldungen von Umsatzrückgängen von 60 bis 100 % am Dienstag und 30 % bis 80 % am Mittwoch erreicht«, berichtet der freiwillige Interessensverband. »Viele KMU-Händler melden für den Mittwoch ebenfalls Verluste zwischen 60 und 70 %.«
Dazu käme noch die Wirkung des zweiten Lockdowns. Mit dem Entfall der Gastronomie sei ein wesentliches belebendes Element weggefallen. »Viele
Shoppingcenter aber auch diverse Einkaufsstraßen wirken seit dem Anschlag sowie seit dem Inkrafttreten des zweiten Lockdowns wie verlassen«, schrieb der Handelsverband am Donnerstag. »Daher ist auch der Ausblick der Umsatzentwicklung weiter verhalten.« Einzig der Lebensmitteleinzelhandel, der das Mandat der Grundversorgung inne hat, meldet konstante Umsätze bzw. leichte Steigerungen.
»Toxische Mischung«
Die Handelsbranche gerade in der Bundeshauptstadt ist heuer durch die coronabedingten Schließwochen, die fehlenden Touristen, den Trend zu Home-Office und die eingetrübte Konsumstimmung ohnehin schon schwer gebeutelt. Ab 2. November gilt zusätzlich der Lockdown für Gastronomie und Dienstleistungen samt Ausgangsbeschränkungen in der Zeit von 20 Uhr bis 6 Uhr. »Es ist ein dermaßen schwieriges Jahr für alle Betriebe und Mitarbeiter. Da braucht man viel emotionale Stabilität, dass man hier durchkommt«, meint Handelsobmann Trefelik. Dass jetzt auch noch ein Anschlag dazu komme, sei eine »toxische Mischung«.