100. Pitti Uomo: »Piccolo Pitti« als kraftvol...
100. Pitti Uomo

»Piccolo Pitti« als kraftvoller Start für die »neue« Menswear

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Freude in Florenz: Der erste Pitti nach der Corona-Zwangspause zeigte eine revolutionäre Erneuerung der Menswear und erzeugte endlich wieder Mode-Euphorie. Der konnte auch das Fehlen vieler Einkäufer aus Asien und Übersee nichts anhaben.

Gut, es waren nur rund 330 Aussteller, die sich und ihre Kollektionen im Rahmen der 100. Ausgabe des Pitti Uomo in der Fortezza da Basso zeigten. Aber selbst die Mini-Ausgabe der bedeutendsten Menswear-Messe der Welt wurde als Befreiungsschlag gefeiert - von den Messeverantwotlichen und der gesamten Branche. »Wir haben uns auf die Messe gefreut wie Kinder auf ihren ersten Schultag«, sagte Claudio Marenzi, Chef des Luxusherstellers Herno und Präsident der Pitti Immagine. Und tatsächlich: Der Pitti Uomo war die erste Großveranstaltung in Italien, ja in ganz Europa, in puncto Modemessen, Florenz, so die Messemacher, sei endlich wieder »der Nabel der Modewelt«. Zwei Mal in Folge musste die Messe abgesagt werden, in den letzten 18 Monaten verlor die italienische Bekleidungsindustrie ein Umsatzvolumen von 2 Mrd. Euro - und jetzt endlich der Neustart, wenn auch auf Sparflamme. Um die Fortezza halbwegs zu füllen und die Lücken zwischen den Top-Ausstellern (darunter Herno, Alpha Tauri oder Brunello Cucinelli) nicht zu groß erscheinen zu lassen, bündelte man die Messen: Die Kindermodenmesse Pitti Bimbo und die Garnmesse Pitti Filati fanden zeitgleich von 30. Juni bis 2. Juli statt, in beiden Branchen wurde der durch die Zusammenlegung neue und damit ungewohnte Termin eher verhalten angenommen.

Modern und oftmals Gender-free

Wie so oft in Florenz war auch diesmal die Menswear der uneingeschränkte Star. Und hier zeigt sich, dass die Hersteller die harte Corona-Zeit für eine grundsätzlichen Neuorientierung genutzt haben. Zwischen angesagten Comfort-Looks und der neuen »Urban Uniform« bilden sich neue Dresscodes, die die Kategorisierung in Formalwear und Casual vollends aus den Angeln heben. Mal sportiv, mal preppy - hybrid ist das Zauberwort der Stunde und meint Teile, die rund um die Uhr und zu so gut wie jeder Gelegengeit getragen werden. Es sind nicht mehr konkrete Anlässe, die die Menswear prägen, sondern Themen, die neue Sortimente, Styles und Looks erzeugen: Natürliche Materialien, innovative Mischungen aus modernen Qualitäten, helle, natürliche Farben, der Anspruch nach Nachhaltigkeit sowie der Gute-Laune-Faktor starker Farben (von Pink über Türkis bis zu Knallgrün) bilden die Ideenbasis für die Must-haves im Sommer 2022. Als da wären leichte Polos, feinste Rundhals-Pullis, edle Fieldjackets, schenkelweite, verkürzte Hosen, unkonstruierte Sakkos oder kragenlose, ultraleichte Jacken, Workerwear-Hosen und -Jacken, Overshirts - und Leinen, Leinen, Leinen, die 80er-Jahre-Feeling verbreiten.

Kleiner und kompakter erscheinen die Kollektionen, die Krise der letzten Monate habe gezeigt, was man alles weglassen kann, meinen viele Hersteller. Was übrig bleibt sind modische, moderne Highlights, denn (und auch darüber ist sich die Menswear einig): Der neue Mann wird so einkaufen wie Frauen - nur das wirklich Neue weiß da zu faszinieren. Pitti Uomo Nr. 100, das war Pitti Uomo Nr. 1 nach Corona. »Pitti ist die Basis der Modewelt«, ist auf einem der vielen Fahnen am Messegelände zu lesen. Dem ist nichts hinzuzufügen.




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