Vor Insolvenzeröffnung: Fosun rettet Tom Tail...
Lothar Prokop
Der neue Tom-Tailor-Showroom im Salzburger Gusswerk
Der neue Tom-Tailor-Showroom im Salzburger Gusswerk

Der chinesische Haupteigentümer der insolventen Modegruppe Tom Tailor kauft die Hauptmarke aus der Insolvenz heraus und rettet sie damit vor der Pleite.

Der vorläufige Gläubigerausschuss der Tom Tailor Holding SE hat den Eckpunkten für einen Verkauf der Tom Tailor GmbH an verbundene Unternehmen von Fosun International Limited zugestimmt. Die Tom Tailor GmbH ist für das operative Geschäft der Kernmarke Tom Tailor zuständig. In der insolventen Holdinggesellschaft Tom Tailor SE waren bisher die Anteile an der Tom Tailor GmbH sowie am DOB-Filialisten Bonita, der sich aktuell in einem Schutzschirmverfahren befindet, gebündelt. Mit dem nunmehrigen Schritt wurde die Marke Tom Tailor vor der Pleite gerettet. Zum Kaufpreis werden keine Angaben gemacht.

Hintergrund

Anfang 2019 baute der chinesische Mischkonzern Fosun seinen Anteil an der Mittelpreis-Modemarke Tom Tailor im Zuge einer Kapitalerhöhung von 29 auf 35 Prozent aus. So sollte dem damals bereits angeschlagenen Textilhersteller (Umsatz 2019: 803 Mio. €; - 4,8 %) unter die Arme gegriffen werden. Wenige Monate später – vor ziemlich genau einem Jahr - kippten zwei Drittel der anderen Anleger ihre Aktien auf dem Markt, Fosun griff zu und landete am Ende bei knapp 80 Prozent der Anteile.

Abwärtsspirale

Erklärtes Ziel der Chinesen ist es, der größte Modekonzern zu werden und dabei Marken von günstig bis Luxus unter einem Dach zu vereinen. Bisher konnte Fosun Beteiligungen an der französischen Luxusmarke Lanvin, dem griechischen Modeunternehmen Folli Follie, dem amerikanischen Premium-Label St. John, dem italienischen Luxusanbieter Caruso, aber auch der heimischen Strumpf-Institution Wolford erwerben. Eine Gemeinsamkeit, die diese Unternehmen haben, ist, dass sie alle schwer angeschlagen sind. Leider konnte Fosun hier aber keine echten Sanierungserfolge verzeichnen. Auch bei Tom Tailor war und blieb die Entwicklung niederschmetternd. So gelang es nie, die Marke am chinesischen Markt zu etablieren. Nach einem rapiden Kursverfall – beim Einstieg stand die Aktie bei 14, 27 Euro und sank rapide auf 2,30 Euro – mussten die Chinesen Tom Tailor vor weniger als einem Jahr mit einer Finanzspritze aus der schlimmsten Misere helfen. Im Juni hat die Muttergesellschaft der Tom Tailor GmbH, die Tom Tailor Holding SE, nun endgültig und nicht zuletzt Corona bedingt Insolvenz angemeldet, nachdem die Tochter Bonita sich wegen drohender Zahlungsunfähigkeit unter den Schutzschirm geflüchtet hatte.

Insolvenzverfahren vor Eröffnung

Wie es konkret mit der Tom Tailor ist noch unklar. Im Juni stellte man allerdings klar, dass die Insolvenz der Holding keinen Einfluss auf die Marke und das operative Geschäft habe, das unter der GmbH angesiedelt sei. Kurz zuvor hatte das Unternehmen eine Zusage für eine Bund-Länder-Bürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten. Außerdem hatten die Gläubigerbanken die bisherigen Kreditlinien bis September 2024 verlängert. Auch Fosun International Limited hatte ein bestehendes Darlehen bis Dezember 2024 verlängert. Der vorläufige Gläubigerausschuss hat nun den Eckpunkten für einen Verkauf der Tom Tailor GmbH an verbundene Unternehmen von Fosun International Limited zugestimmt. Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Tom Tailor Holding SE soll in der kommenden Woche eröffnet werden, teilte der Konzern am Donnerstag mit.




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