Kahlschlag: Swarovski: Jeder Vierte muss gehe...
Kahlschlag

Swarovski: Jeder Vierte muss gehen

Picturedesk
Die Swarovski-Filiale in der Wiener Kärntner Straße
Die Swarovski-Filiale in der Wiener Kärntner Straße

Am Montag erhielten 200 Mitarbeiter des Tiroler Kristallkonzerns die Kündigung. Im Herbst fallen weitere 1.000 Stellen weg.

Ende Juli  machte eine Schreckensmeldung die Runde: Der größte Tiroler Arbeitgeber kündigte in einer Aussendung einen Abbau von 600 Arbeitsplätzen an, 200 davon am Firmensitz in Wattens, an. Die Corona-bedingten Ausfälle und nicht zuletzt der komplette Stillstand des Fremdenverkehrs hat Österreichs drittwertvollste Marke unter Druck gebracht. Weltweit mussten hunderte Stores vorübergehend geschlossen werden. Besonders betroffen waren dabei der Travel-Retail-Bereich sowie Tourismus-Hot-Spots und stark frequentierte Einkaufsstraßen, besonders in Asien und den USA.

Transformation

Robert Buchbauer, seit Anfang April CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung, kündigte eine »Transformation« des Unternehmens an, die für den erfolgreichen Weiterbestand essenziell sei: »Dabei wird es auch zu schmerzhaften Einschnitten kommen.« Produktion und Sortiment müssten schlanker, effizienter und flexibler werden, so der CEO im aktuellen ORF-Interview. Auch wenn es schmerzhaft sei, sollen im Herbst daher 1.000 der aktuell 4.600 Mitarbeiter gekündigt werden. Mittelfristig will man sich bei 3.000 Mitarbeitern einpendeln. Somit fallen bis 2022 nochmals 600 Arbeitsplätze weg.
Am Montag erfolgte nun die erste Kündigungstranche: 200 Mitarbeiter aus Vertrieb und Marketing erhielten per Mail den blauen Brief. Für diese wurde eine Unternehmensstiftung eingerichtet.
Im Herbst soll zudem der Beschluss gefasst werden, dass Swarovski zu einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft umgewandelt wird.

Scharfe Kritik

Scharfe Kritik kommt naturgemäß aus der Politik. Als der Konzern im Juni den Stellenabbau ankündigte, meldeten sich Vertreter aller Parteien unmittelbar zu Wort. Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer deutet einen Missbrauch des Kurzarbeitszeitmodelles an. So habe Swarovski in der Krise die Möglichkeit der Kurzarbeit genutzt und nun bis September verlängert: »Swarovski will bis Herbst die Kurzarbeitsgelder abholen und danach den weiteren Stellenabbau vorantreiben.« Kurzarbeit solle vor Arbeitslosigkeit schützen und kein »Taschenspielertrick für Milliardenkonzerne« sein. Die Gewerkschaft fordert mittlerweile eine Rückzahlung des Kurzarbeitsgeldes und eine Prüfung der Swarovski-Finanzen. Wobei CEO Buchbauer klarstellt: »Das Unternehmen bekommt nichts von dem Kurzarbeitsgeld, das kommt ausschließlich den Arbeitnehmern zugute.«
Patrick Haslwanter von der FPÖ Tirol hofft auf ein Einlenken der Unternehmensleitung und fordert die Landesregierung auf zu handeln. Er kritisierte auch das Vorgehen, Mitarbeiter per Mail zu kündigen. Bei Swarovski stellte man hingegen klar, dass nur die Terminvereinbarungen für die Gespräche mit den Mitarbeitern per Mail erfolgt seien. Diese würden selbstverständlich persönlich über die Kündigung informiert werden.

stats