Jahresbilanz 2019/20: Corona zwingt Wolford z...
Jahresbilanz 2019/20

Corona zwingt Wolford zur schnelleren Neuaufstellung

Wolford
Die 2019 eröffnete Wolford-Filiale in Amsterdam
Die 2019 eröffnete Wolford-Filiale in Amsterdam

Der seit Jahren mit roten Zahlen kämpfende Vorarlberger Wäschehersteller Wolford muss seinen Umbau beschleunigen. Der Verlust hat sich verdreifacht.

Beim Vorarlberger Wäschehersteller hat die Corona-Pandemie tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Der operative Verlust (EBIT) hat sich im Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende April) auf 28,7 Mio. € verdreifacht, der Verlust nach Steuern auf 27,4 Mio. € mehr als verdoppelt.
Früher als andere Wirtschaftsbereiche und auch als andere Konkurrenten, nämlich schon im Jänner, war Wolford von der Coronakrise getroffen worden, als es in China mit dem Lockdown begonnen hatte. Im März und April kamen wegen des Corona-Lockdowns und der massiven Einschränkungen des Reiseverkehrs die Einkäufe von Luxuswaren dann weltweit zum Erliegen. Bei Wolford brachen die Umsätze im März und April 2020 um rund 60 % ein. Im gesamten Geschäftsjahr 2019/20 lag der Umsatz bei 118,5 Mio. € und damit um 13,6 % unter Vorjahr.

Abfederungsmaßnahmen

Zur Abfederung der Rückgänge wurden kurzfristig Instrumente wie die Kurzarbeit, Zahlungserleichterungen bei staatlichen Abgaben, die Verringerung und Verschiebung von Mietzahlungen sowie Sonderkündigungen von unprofitablen Standorten eingesetzt. Ein Teil der Produktionsanlagen wurde für die neu begonnene Fertigung von Schutzmasken umgestellt. Dafür wurde im Werk in Slowenien eine Produktionslinie mit einer Kapazität von ca. 10.000 Masken pro Tag aufgestellt. Bis heute habe Wolford bereits rund 170.000 Gesichtsmasken verkauft, teilt das Unternehmen mit.

Auswirkungen bis Mitte 2021 erwartet

Im Mai, dem ersten Monat des neuen Geschäftsjahres, lagen die Rückgänge noch immer bei etwa 50 %, weil die Boutiquen von Land zu Land zu unterschiedlichen Terminen wiedereröffnet wurden. Aufs Geschäft drücken dürfte die Coronakrise wohl noch bis Mitte des Kalenderjahres 2021 – also bis hinein ins nächste Geschäftsjahr, erwartet Wolford. Auf operativer Ebene plant das Unternehmen trotzdem für das Kalenderjahr 2021 die Rückkehr in die Gewinnzone, wie es im Jahresbericht heißt.

Dem Management sei bewusst, dass sich der Strukturwandel in der Modebranche im Zuge der Corona-Krise nochmals drastisch verschärft und dies »nicht ohne substanzielle Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell bleiben kann«, schreibt Wolford. Viele der Boutiquen-Standorte müssten neu bewertet werden. Es werde eine Reihe zusätzlicher Schließungen geben, aber auch Neueröffnungen an strategisch wichtigen Plätzen.
Aktuell arbeite das seit Herbst 2019 amtierende neue Vorstandsduo an einem Plan zur nachhaltigen Neuaufstellung. Ein laufendes Restrukturierungsprogramm wurde einem »Corona-Stresstest« unterzogen. Alle Schritte würden erneut hinterfragt und adjustiert.

Personalabbau und Liegenschaftsverkauf

Weiter gesunken ist die Beschäftigtenzahl – auch schon vor Corona: Ein Jobabbau in der Verwaltung ließ die durchschnittliche Mitarbeiterzahl im Geschäftsjahr 2019/20 um 104 auf 1.243 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) sinken. Trotzdem erhöhten sich die Personalkosten um 2,59 Mio. auf 62,83 Mio. €. Dies war nach Konzernangaben im Wesentlichen auf Abfindungszahlungen an die ehemaligen Vorstände sowie auf den Stellenabbau in der Administration zurückzuführen.
Zur »Reparatur« der Bilanz wurde Ende Mai die Betriebsliegenschaft in Bregenz für 72 Mio. € an die benachbarte Industriegruppe Blum verkauft, tatsächlich nötige Flächen wurden zurückgemietet. »Damit konnten wir in der Krise Wolford komplett entschulden, die Bilanz reparieren und ein Cash-Guthaben generieren, mit dem wir nun noch schneller als geplant den Umbau der Firma vorantreiben können«, heißt es im Jahresbericht. Der Buchgewinn in Höhe von 49 Mio. € wird erst in der nächsten Bilanz wirksam.

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