Laut WKÖ ist der Gesamtumsatz im Handel 2020 nominell um 5,6 % zurückgegangen. Doch innerhalb des Handels gibt es große Unterschiede. Bekanntes Schlusslicht: die Bekleidung mit einem Minus von 25 %.
Erstmals präsentiert die WKÖ ihre Jahresbilanz (Jänner bis November 2020, für Dezember liegen noch keine oder nur vorläufige Daten vor) in Zusammenarbeit mit dem Economica Institut für Wirtschaftsforschung. Eine Bilanz, die ein düsteres, aber auch divergentes Bild zeigt. Insgesamt sind die Umsätze um 5,6 Prozent zurückgegangen. "Die Krise hat mit wenigen Ausnahmen alle Handelssektoren schwer getroffen", erläuterte Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Großhandel vs. Einzelhandel
Dass Handel nicht gleich Handel ist, zeigt sich schon bei den Zahlen zwischen Groß- und Einzelhandel. Denn während der Großhandel einen Umsatzrückgang von 7,2 Prozent hinnehmen musste, bliebt der Einzelhandel mit +0,1 Prozent stabil. Selbst der Lebensmittelbereich, der im Einzelhandel stark war - dazu wird im Detail noch eingegangen -, konnte den Großhandel nicht herausreißen. Im Gegenteil, vor allem die geschlossene Gastronomie und Hotellerie führte auch hier zu Umsatzeinbußen von 4,2 Prozent.
Food vs. Non-Food
Allerdings ist auch die stabile Zahl im Einzelhandel für 2020 kaum repräsentativ. Außer dem Lebensmittelhandel, der stets offen halten durfte, die Nahversorgung der österreichischen Bevölkerung sicherte, auch von der geschlossenen Gastronomie profitierte und so nominell um 8,9 Prozent zulegte, konnte kaum eine Branche dazu gewinnen. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation im Modebereich. Der stationäre Bekleidungshandel war mit einem Einbruch um 24,6 Prozent konfrontiert, der Schuhhandel verlor 16,6 Prozent, und selbst der Sportartikelhandel bilanzierte mit - 1,0 Prozent unter dem Vorjahr. Im Schnitt verbuchte die Non-Food-Branche ein Umsatzminus von 3,6 Prozent.
Online vs. Offline
Ebenfalls profitieren konnte im letzten Jahr der Onlinehandel, der um 17,4 Prozent zulegen konnte. Die Umsatzkurve verlief dabei parallel zu den Lockdowns, wo jeweils die Umsatzspitzen zu finden sind, während sich die Kurve in den Zwischenphasen wieder etwas abflachte. Einen Wermutstropfen gibt es aber auch hier: Die Ausgaben der Österreicher bei ausländischen Anbietern nehmen ebenfalls stark zu. In diesem Bereich wäre es laut WKÖ dringend notwendig, faire Wettbewerbsbedingungen für den heimischen Handel zu schaffen. "Es geht uns hier um eine faire Besteuerung und gleiche Bedingungen im Abgabenrecht", so Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel.
Prognosen für 2021
Optimistischer blickt man nun aber wieder in die Zukunft, denn die Konjunkturprognosen gehen von einer Erholung der heimischen Wirtschaft aus. Lauft Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) soll das BIP 2021 nominell um 6,1 Prozent steigen, die Konsumausgaben der privaten Haushalte um 7,5. Allerdings werden wir das Vorkrisenniveau frühestens 2022 wieder erreichen. "Wie schnell sich der Handel im laufenden Jahr erholen wird, hängt maßgeblich auch vom weiteren Verlauf der Covid-19-Infektionen und den damit verbundenen Maßnahmen ab", betont Handelsobmann Trefelik. Die Öffnung der Handelsgeschäfte mit 8. Februar 2021 war dabei für die Unternehmen enorm wichtig, um die Liquidität zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten. Aber es braucht auch die Gastronomie und Hotellerie, die vor allem den Handel in Tourismusregionen bedingen. Generell braucht es laut Trefelik vier Dinge: Planbarkeit, Erreichbarkeit, faire Rahmenbedingungen und eine Vermeidung zusätzlicher Kosten. Aber man müsse auch an den eigenen Geschäftsmodellen arbeiten und diese gegebenenfalls hinterfragen. Eine Zukunft sieht er im Multichanneling.
Dieser Text erschien zuerst auf www.cash.at.