Nicht überragend fällt die Bilanz zum ersten verkaufsoffenen Sonntag seit den 1960er-Jahren aus. Hohen Kosten standen nur mancherorts erfreuliche Umsätze gegenüber.
Wegen der vierten Corona-Welle ist ein Großteil des stationären Handels heuer um drei Einkaufssamstage im Advent und den traditionell starken Marienfeiertag umgefallen. Nicht nur deshalb lagen die Erwartungen vor dem verkaufsoffenen Sonntag hoch. Immerhin war es der erste Sonntag seit 1960, an dem in ganz Österreich die Läden offenhalten durften. Somit galt er vielen auch als inoffizieller Testlauf für eine immer wieder diskutierte breitere Sonntagsöffnung im Handel. Wie in den 1950er-Jahren wurde der offene Sonntag vor Weihnachten auch diesmal von vielen als »Goldener Sonntag« propagiert. Doch in der Rückschau hat er sich kein Edelmetall verdient.
Das große Einkaufswochenende ist innerhalb der Branche höchst unterschiedlich ausgefallen. Während mancherorts das Geschäft gut lief, blieb es anderenorts deutlich unter den Erwartungen. Einig war man sich, dass der zusätzliche Einkaufstag die Coronasorgen des Handels nicht vergessen ließ. Laut Schätzung des Handelsverband brachte der Sonntag Umsätze von 180 Mio. Euro – das ist nicht einmal die Hälfte der Umsätze des Samstags. Der einzige offene Einkaufssamstag soll 380 Mio. Euro in die Kassen gespült haben.
Vergleichsweise gut lief es da noch in Wien: Sowohl in der Innenstadt als auch auf der Mariahilfer Straße waren viele Menschen unterwegs. Beachtliche Warteschlangen vor den Kassen mussten in manchen Mode-und Spielwarengeschäften oder auch in Buchhandlungen in Kauf genommen werden. Schuhe, Sportartikel und Weihnachtsdeko schienen ebenfalls begehrt zu sein. Wobei viele Händler mit Rabatten nachhalfen. Erfreulich sei die Situation vor allem in den Einkaufszentren und den größeren Einkaufsstraßen. In den Nebenlagen sei es ruhiger gewesen, berichtete die Wiener Handelsobfrau Margarete Gumprecht.
Das bestätigte Anton Cech, Head of Shopping Center Management bei Unibail-Rodamco-Westfield Österreich, der von einer gelungenen Premiere sprach. Sowohl die Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf als auch das Wiener Donauzentrum seien »sehr gut besucht« gewesen. In den niederösterreichischen Einkaufszentren Rosenarcade Tulln und City Center Amstetten sprach man gleichlautend von »Frequenzzahlen vergleichbar mit jenen an einem 8. Dezember ohne Lockdown«. Abseits der Einkaufszentren ist das Feedback aus den Bezirkshauptstädten jedoch bescheidener.
Auch Johann Höflmaier, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Salzburger Wirtschaftskammer zeigte sich zufrieden. Die Frequenz sei mit einem Freitag vergleichbar. Er sah mit dem Aufsperren am Sonntag »ein starkes Signal, wieder für den Kunden da zu sein«, wie er betonte. Die Sonntagsöffnung bezeichnete er als einen »Akt der Selbstverteidigung«. Zu Unrecht werde der Handel immer als Treiber der Infektion dargestellt. Dabei würden alle Kunden vorbildlich die Masken tragen.
WKO-Handelsobmann Trefelik sah die außertourliche Sonntagsöffnung als absolut wichtige Botschaft in dieser schwierigen Zeit, sie sei aber keine Dauerlösung. Warum die Umsätze und Kundenfrequenzen so unterschiedlich ausfielen, habe mehrere Gründe, so Trefelik. In Wien etwa hatte diese Gastronomie noch geschlossen, besonders den City-Boutiquen hätten die Touristen gefehlt. Auch die Anti-Corona-Demos hätten viele potenzielle Kunden verschreckt. Auch dass der Lebensmittelhandel nicht offenhalten durfte – besonders in vielen Einkaufszentren ein wichtiges Zugpferd – war nicht gerade hilfreich.