Der Messepark ist auch im Corona-Jahr das aus Mietersicht beste Einkaufszentrum des Landes. Dahinter folgen durchwegs Nahversorungszentren, die während der Pandemie am besten punkten konnten. Bester Betreiber bleibt die Rutter-Gruppe.
Jedes Jahr befragt die Wiesbadener Wirtschaftsberatung Ecostra die Mieter der heimischen Shoppingcenter, welche ihrer Standorte wirtschaftlich am erfolgreichsten sind. Bereits in den Jahren 2012 bis 2016 und dann wieder 2018 belegte der Messepark in Dornbirn den Spitzenplatz im Shoppingcenter Performance Report Österreich, fiel aber in den letzten Jahren etwas ab. Nun meldet sich der Messepark aber wieder an der Spitze zurück – und das trotz der lange Zeit geschlossenen Grenze zur Schweiz und der damit fehlenden Schweizer Kundschaft. »Offensichtlich wurden die Schweizer Kunden durch Vorarlberger kompensiert, welche nun verstärkt im eigenen Bundesland ihr Geld gelassen haben«, kommentiert Joachim Will, Geschäftsführer von Ecostra.
Eine ähnliche Entwicklung war auch bei anderen Vorarlberger Einkaufszentren zu beobachten. So schaffte es das GWL in Bregenz auf den dritten Platz im Ranking. Der Zimbapark in Bludenz-Bürs befindet sich ebenfalls in den Top 10.
Angesichts der veränderten Kundennachfrage wurden im Corona-Jahr vor allem Shoppingcenter mit einer klaren Nahversorgungsprägung nach oben katapultiert. So konnte sich das Riverside in Wien-Liesing von einem 26. Platz im Vorjahres-Ranking auf den zweiten Stockerlplatz verbessern. Das Stadtteilzentrum West in Innsbruck, das bisher immer in den hinteren Bereichen des Rankings zu finden war, stieß dank Mietern wie Merkur, Hofer und Müller sogar in die Top 10 vor. Nichtsdestotrotz konnten sich einige großdimensionierte Flaggschiffe des Handels ebenso gut behaupten, etwa der Europark in Salzburg (7.), die Plus City in Pasching (11.) und das dez in Innsbruck (12.). Schlusslichter sind mit der Shopping Arena und dem Forum1 zwei Salzburger Center. An drittletzter Stelle findet sich die Bahnhofcity im Wiener Hauptbahnhof. Wie das Forum1 lebt auch die Bahnhofcity wesentlich von den Frequenzen der Reisenden – hier hat sich der Rückgang der Reisetätigkeit und die Verlagerung der Arbeit in das Home Office bemerkbar gemacht.
In der Kategorie der Fachmarktzentren hat das Shopping Haidäcker Park in Eisenstadt erstmals den 1. Platz erobert, gefolgt vom GEZ West in Gleisdorf und dem Gewerbepark Stadlau in Wien. Dass von den Mietern die Wirtschaftlichkeit der Shops in Fachmarktzentren besser bewertet als jene in geschlossenen Malls, »war auch in der Vergangenheit schon so, hat sich aber unter den Bedingungen der Corona-Pandemie nochmals merklich verstärkt«, so Will.
Rutter-Gruppe bleibt bester Betreiber
Seit der Shoppingcenter Performance Report im Jahr 2012 erstmals erstellt wurde, hat noch nie ein anderes Unternehmen als die Rutter-Gruppe das Ranking der kompetentesten Betreiber von Shoppingcentern angeführt. Das hat sich auch in Corona-Zeiten nicht geändert. An zweiter Stelle folgt die SES vor der ECE, wobei die Rutter-Gruppe den Abstand auf die Zweit- und Drittplatzierten nochmals deutlich ausbauen konnte.
„Wir verstehen diese Anerkennung der Mieter auch als eindeutiges Zeichen, dass der stationäre Handel weiterhin über ein beachtliches Potenzial verfügt, solange wir strategisch und flexibel auf die neuen Herausforderungen reagieren.“
Stefan Rutter, Rutter Center Management GmbH
Ein Drittel der Mieter in ernsthaften Schwierigkeiten
Die behördlich verordneten Maßnahmen haben den Handel durchwegs einem enormen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt. Ein Drittel der befragten Filialisten haben angegeben, dass ihr Unternehmen durch Corona in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist. In Reaktion haben über zwei Drittel der Centermieter ihre Mietzahlungen ganz oder teilweise ausgesetzt. 15 % der Befragten sind deshalb in juristische Auseinandersetzungen mit Vermietern verwickelt. Und es ist davon auszugehen, dass nach dem Lockdown der Druck auf die Mieten anhält: Etwa 80 % der befragten Filialisten wollen ihre Miethöhe nachverhandeln, 75 % gehen davon aus, dass die restriktiven Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie zu einer nachhaltigen Verlagerung von Umsatzanteilen aus dem stationären Handel in das Internet führen werden. Auch in der weiteren Standortexpansion drücken die Filialisten deshalb auf die Bremse. »Die Laufzeiten der Mietverträge werden wohl kürzer, es werden häufig beidseitige Ausstiegsklauseln aufgenommen und die bislang bekannten Spitzenmieten dürften weitgehend Geschichte sein«, glaubt Will.