Schuhhandel: Görtz im Sanierungsverfahren
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Görtz im Sanierungsverfahren

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Der deutsche Schuhhändler Görtz, der auch in Österreich aktiv ist, ist zum Sanierungsfall geworden. Die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH hat ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt.

Für die beiden Töchter Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH wurde zudem ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das zuständige Gericht hat die Verfahren inzwischen bewilligt. Der Geschäftsbetrieb in den Filialen, der Zentrale in Hamburg und den beiden Zentrallagern läuft der Mitteilung zufolge uneingeschränkt weiter. »Alle Stores haben geöffnet«, hieß es. In Deutschland betreibt der Händler aktuell knapp 160 Filialen, in Österreich gibt es nur noch zwei Standorte im Kaufhaus Gerngross in der Wiener Mariahilfer Straße sowie im Grazer Stammhaus von Kastner & Öhler.

»Enorme Kaufzurückhaltung«

Als Auslöser wird die »enorme Kaufzurückhaltung« der Kunden durch die starke Inflation und die Verunsicherung durch den Ukraine-Krieg angegeben. Nun wolle man sich »konsequent restrukturieren und zukunftssicher aufstellen«, heißt es in der Mitteilung. Das 1875 gegründete Traditionsunternehmen hatte schon in der Corona-Pandemie massiv gelitten und 2021 vom deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) eine Kapitalspritze über 28 Mio. € bekommen, berichtet die »FAZ«. Im Corona-Jahr 2020 war der Umsatz um mehr als 20 % auf 199 Mio. € eingebrochen, der Verlust summierte sich auf 36,3 Mio. €. Der Münchner Finanzinvestor Afinum, der bei Görtz 2014 mit 40 % als Retter eingestiegen war, zog sich im Herbst 2020 zurück, schreibt die Zeitung. Die Mehrheit der Anteile liegt bei der Gründerfamilie.
„Görtz ist eine starke und bekannte Marke, die weiterhin viel Potential in sich trägt. Als Omnichannelhändler sind wir überzeugt, dass wir nach der Sanierung eine erfolgreiche Zukunft erwarten können und ein nachhaltiges Wachstum erzielen werden.“
Frank Revermann, CEO Görtz

Sanierung geplant

Bei dem Schutzschirmverfahren handelt es sich um eine Spezialform zur Sanierung des Unternehmens in Eigenverwaltung, bei dem das bisherige Management die Geschicke des Unternehmens in der Hand behält. Die Geschäftsführung um CEO Frank Revermann und CFO Tobias Volgmann bleibt im Amt, ein Sachwalter führt die Aufsicht. Im Verfahren kann sich ein Unternehmen etwa leichter etwa von Mietverträgen lösen. Görtz hofft, so »die Kostenstrukturen an die veränderten Marktbedingungen anpassen» zu können.

Die Geschäftsführung wird in den kommenden drei Monaten einen Sanierungsplan erarbeiten und dem Gericht vorlegen. Wenn die Gläubiger diesem Plan zustimmen und das Gericht ihn bestätigt, ist die Fortführung von Görtz gesichert.

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