Neueröffnung: Lanzer Loft: Back to the Roots
Neueröffnung

Lanzer Loft: Back to the Roots

Lanzer Loft

Stephan Lanzer, vormals Geschäftsführer des Grazer Modehauses Knilli, hat sein Unternehmen vor vier Jahren verkauft. Nun fängt er nochmals ganz neu an, mit einem coolen, hochmodischen Konzept.

Das MP09, ein Büro- und Eventgebäude vor den Toren von Graz, hat vor zehn Jahren architektonisch und inhaltlich Zeichen gesetzt. Die architektonische Skulptur an der Liebenauer Tangente, die an einen schwarzen Panther erinnert, dient dem Optik-Unternehmen Pachleitner als Headquarter, ist Standort des Zwei-Hauben-Restaurants Nullneun, eine Seminar- und Eventlocation – und seit kurzem auch ein neuer Fashion-Hotspot.
»Lanzer Loft – Selected Labels« hat am 10. Oktober neu eröffnet, mitten in einem äußerst schwierigen Herbst also. Stephan Lanzer winkt ab: »Im Textilhandel gibt es doch längst keine günstige Zeit mehr«, lacht der Vollblut-Modeunternehmer. »Auch in schwierigen Zeiten gibt es immer Chancen für etwas Cooles, mit dem man gegen den Strom schwimmen kann.«

»Für die Grazer tragbar und leistbar«

Etwas Cooles ist das 440 Quadratmeter große »Loft« tatsächlich geworden. Etwas, das in der zweitgrößten Stadt Österreichs bisher gefehlt hat. Der Markenmix setzt auf Neues und Altbewährtes, kombiniert Exklusives mit marktstarken Brands. »Wir haben eine gute Mischung gefunden, die für die Grazer tragbar und auch für das junge Publikum leistbar ist«. Zum Markenportfolio zählen etwa Etro, Dsquared2, Helmut Lang, Closed, Drykorn, MSGM, Ganni, Zadig & Voltaire, GMS 75, Avant Toi und Aspesi. Viel Italienisches und Französisches gibt es, Sneaker kommen von Golden Goose oder New Balance, dazu gibt es Naturkosmetik aus den Alpen. Alles handverlesen von Stephan Lanzer. »Selected Labels« eben.

Stephan Lanzer vor seinem neuen Store
Lanzer Loft
Stephan Lanzer vor seinem neuen Store

Denn nun macht Lanzer, Jahrgang 1972, wieder alles selbst, den Einkauf, das Marketing, den Verkauf. »Der persönliche Faktor ist für mich das wichtigste am Shopping Experience. Und diese Emotionalität wird noch viel wichtiger werden. Dass ich selbst im Laden stehe, ist unser großer Benefit gegenüber Online. Ebenso, dass ich den Einkauf selber mache. Das ist der Stoff, den wir fürs Storytelling brauchen. Es ist gewaltig viel, was wir dem Kunden dadurch geben können.« Ganz wichtig beim Thema Emotion ist Lanzer übrigens auch die Musik – ein riesiges DJ-Pult, das fix im Laden installiert ist, zeugt davon.

»Mit 100 % Kraft auf der eigenen Fläche sein«

Ende 2016 hat Stephan Lanzer das Grazer Traditionsmodehaus Knilli an die Casa Moda GmbH von Wilfrid Wetzl verkauft. Teil des Deals: Der Name Knilli bleibt in Graz erhalten, Lanzer führt die Geschäfte der Dependance vor Ort noch drei Jahre lang weiter. Knilli gibt es nun zwar weiterhin Graz, doch mittlerweile ohne Lanzer. Auch von allen Franchise-Läden von Marken wie Tommy Hilfiger, Hugo Boss und Closed hat sich der Unternehmer getrennt. „Ich hatte Läden von Kitzbühel bis nach Slowenien. Eine Zeit lang bin ich nur noch im Auto gesessen – und gemacht habe ich eigentlich gar nichts. Darum war es schon länger mein Ziel, wieder mit 100 % meiner Kraft auf meiner eigenen Fläche zu sein.«

Der Vorplatz soll für Kooperationen und Veranstaltungen genutzt werden.
Lanzer Loft
Der Vorplatz soll für Kooperationen und Veranstaltungen genutzt werden.

Dass sich der Grazer Innenstadthandel seit Jahren schwer tut, ist kein Geheimnis. Mit Jahresende sperrt nun sogar Zara seinen City-Standort zu. Lanzer führt »allen voran ein Parkplatzproblem« ins Treffen – dem er mit seinem neuen Standort nun ausweicht. »Hier habe ich einen enorm großzügigen Vorplatz, auf dem man auch schön sitzen kann und der der sich auch für Kooperationen und Veranstaltungen anbietet – ich habe eine Riesenfreude damit.« Direkt vor dem Gebäude bleibt die Straßenbahn stehen, mit dem Auto fahren täglich 20.000 Leute vorbei, die Bürostandorte rundherum werden, so Lanzer, von »designverliebten Menschen« frequentiert.

Verkauf über Facetime und WhatsApp

Mit dem ersten Monat war Lanzer »mehr als zufrieden«. Gerade in der Corona-Zeit biete der Standort weit abseits vom üblichen Shopping-Gedränge Vorteile. »Die Kunden kommen meist alleine ganz gezielt her und haben viel Platz für sorgenloses Shopping.« Jetzt, während der Lockdown-Phase, versucht er den Verkauf über Facetime oder WhatsApp, stellt die Waren noch am selben Tag zu und überlässt sie den Kunden sechs Tage zur Anprobe. Die Ergebnisse sind ermutigend, aber einstweilen »ein Tropfen auf den heißen Stein«, wie er zugibt. Bei Knilli hat Lanzer bereits 2013 mit dem Verkauf über die internationale Online-Plattform Farfetch begonnen, auch das setzt er nun fort.
»Ich bin voller guter Zuversicht«, schließt Lanzer. »Der Kunde spürt die positive Energie – und wird dies auch berücksichtigen, wenn er entscheidet, welches Geschäft er besuchen wird.«




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