Modekette vor dem Aus: Adler geht das Geld au...
Modekette vor dem Aus

Adler geht das Geld aus

Lothar Sprenger
Adler Modemarkt Dresden Mickten
Adler Modemarkt Dresden Mickten

Die insolvente deutsche Modekette Adler schlägt Alarm. Dem Unternehmen, das auch mit 24 Filialen in Österreich präsent ist, droht mitten in der Investorensuche das Geld auszugehen.

Adler brauche 10 Mio. Euro, nachdem die meisten der 140 Filialen in Deutschland wegen des Corona-Lockdowns noch geschlossen seien, sagte Vorstandschef Thomas Freude am Dienstag in einer Medienkonferenz. Das deutsche Wirtschafts- und das Finanzministerium seien aber nicht bereit, einen Kredit aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zur Verfügung zu stellen, kritisierte er. Damit seien 3.200 Arbeitsplätze bei Adler Mode gefährdet. Die Verhandlungen mit dem WSF zögen sich seit Wochen hin.

Adler hofft, bis Ende Mai einen neuen Investor gefunden zu haben, der das Unternehmen aus der Insolvenz herauskauft. Das auf Mode für die ältere Generation spezialisierte Unternehmen hatte im Jänner mitten im Lockdown Insolvenz angemeldet und will sich in Eigenverwaltung sanieren. Die Finanzierung war über einen Massekredit gesichert, doch reicht der nach Angaben des Unternehmens nicht mehr aus, weil fast alle Adler-Filialen in Deutschland wegen der »Bundes-Notbremse« wieder schließen mussten.

Keine Überbrückungshilfe für insolvente Unternehmen

»Es ist ein Drama, dass Adler jetzt, wo es Hoffnungen auf ein Ende der Lockdowns gibt, nun in eine immer schwierigere Lage kommt«, sagte Freude. In Österreich und der Schweiz sowie in Luxemburg seien die meisten Filialen geöffnet. Die österreichische Landesgesellschaft ist auch nicht insolvent, aber von der Mutter wirtschaftlich abhängig.

Adler hatte in der Coronakrise noch vor der Insolvenz eine Landesbürgschaft von Bayern und Baden-Württemberg bekommen. Weitere Staatshilfen gab es nicht. »Das Verhalten von Bundesfinanz- und Bundeswirtschaftsministerium widerspricht diametral der groß angekündigten Politik der Bundesregierung«, kritisierte Anwalt Christian Gerloff, der Adler als Sanierer zur Seite steht. Auf die »Überbrückungshilfe III« haben Unternehmen in der Insolvenz keinen Anspruch.

Adler kämpft seit Jahren

Das Unternehmen kämpft seit vielen Jahren gegen eine rückläufige Tendenz: Stand 2015 noch ein Umsatz von 566,1 Mio. € in der Bilanz, sank dieser bis 2019 auf 495,4 Mio. €. In Summe gingen somit 12,5 % des Umsatzes verloren, während die Filialzahl mit 172 (2015: 177) annähernd stabil blieb. Mehrmals gab es Jahre mit Verlusten, in anderen Jahren wurde ein positives Ergebnis nur aufgrund von Immobilienverkäufen gerettet. Das Jahr 2019 war für Adler trotz weiterhin rückläufiger Umsätze zumindest beim ausgewiesenen Jahresüberschuss mit 5,1 Mio. € das erfolgreichste seit 2015. Dann folgte das von der Pandemie gekennzeichnete Geschäftsjahr 2020. Nach neuen Monaten (bis Ende September) summierte sich der Jahresverlust nach Steuern bereits auf 63 Mio. Euro, für das gesamte Jahr liegen noch keine Zahlen vor. Laut Freude summieren sich die Umsatzausfälle inzwischen aber auf rund 280 Mio. Euro.



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