Lockdown-Ende in Ostösterreich: »Von der Inte...
Lockdown-Ende in Ostösterreich

»Von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt«

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Der Parkplatz der SCS am Montag nach dem Ende des Lockdowns
Der Parkplatz der SCS am Montag nach dem Ende des Lockdowns

Sie wurde sehnlichst erwartet: Die Wiederöffnung des Handels in Wien und Niederösterreich. Der Ansturm blieb zwar aus, die Händler zeigen sich dennoch zufrieden mit den ersten Geschäftstagen.

Am Montag gingen die Rollläden nach dem neuerlichen Lockdown auch im Rest der Ostregion endlich wieder nach oben. Egal ob G3, Fischapark oder die SCS: Die Shopping Center wurden zwar nicht gestürmt, gut besucht waren sie allemal. Sicherheitskonzepte und eigens eingerichtete Teststraßen funktionierten praktisch klaglos. Und die Kunden – darunter auch so manche Schnäppchenjäger – schlugen vor allem dort zu, wo sie seit Wochen keine Gelegenheit mehr dazu hatten. Auch bei der Mode. Zwar wurden zu Beginn der Woche vielerorts Umsätze über jenen üblicher Wochentage gemeldet, der Handelsverband sah jedoch in einer ersten Aussendung »noch viel Luft nach oben«.

Verhaltene Freude

Nina Stift, Inhaberin des gleichnamigen Traditionsmodehauses in Tulln und oberste Standesvertreterin der Branche in Niederösterreich, ist erleichtert, glücklich und scheint vor Tatendrang förmlich zu platzen. Mit guter Miene zum unfreiwilligen Spiel und einer ordentlichen Portion Humor hat die Händlerin die langen Wochen der Schließung bewältigt: Ihre Modetipps und »Ninas Hose« auf Facebook gingen viral und sorgten bei Kunden und Mitarbeiterinnen für gute Laune. Das Lockdown-Ende in Niederösterreich ist für Stift ein »riesiger Freudentag«. Seit dem ersten Lockdown im März vergangenen Jahres hat der Handel 116 Schließtage überstehen müssen: »Das entspricht mehr als ein Drittel des Jahres – eine Katastrophe«, so Stift. Jeder Tag, der nun offen ist, sei für sie »ein gewonnener Tag«. Ihre Kunden wären ebenfalls glücklich: »Man merkt richtig, wie sich die Leute freuen, wieder einkaufen gehen zu können.« Die Freude sei allerdings ein wenig getrübt: »Es fehlt die Gastro!« Auch das Einkaufsverhalten sei noch verhalten: »Die Anlassmode leidet. Die Leute wissen ja immer noch nicht, ob eine Taufe oder Hochzeit jetzt tatsächlich stattfinden kann oder doch nicht.« Dennoch, sie zeigt sich sehr optimistisch: »Fürs erste bleibt jetzt alles offen – weitere Lockdowns können wir uns einfach nicht leisten. Mal schauen, was dann der Herbst bringt.«

Patient Handel

Ihr Kollege Rainer Trefelik, Bundesspartenobmann und Chef der Wiener Institution Popp & Kretschmer, schlägt in die gleiche Kerbe: »Offen zu haben ist auf jeden Fall besser als zu zu sein.« Er kann von sehr unterschiedlichen Reaktionen aus der Branche berichten: »Wie zufrieden die Händler sind, hängt auch von der Lage ab. Aus der City habe ich nicht gerade Jubelstürme gehört.« Auf der Mariahilferstraße sei man hingegen recht zufrieden. Allerdings hätten dort eher die günstigeren Young Fashion-Anbieter das Geschäft gemacht. Wovor ihm aber graue, seien die zu erwartenden Rabatt-Schlachten: »Es ist wirklich bitter, wenn man sieht, wie nach jedem Lockdown wieder geschleudert wird. Wenn man nicht einmal mehr den Deckungsbeitrag erwirtschaftet, wie soll das dann funktionieren?« Auch Trefelik hofft auf ein baldiges Öffnen der Gastronomie: »Ohne dieses Sozialleben ist der Handel, ist eigentlich die ganze Stadt trist.«

Vorerst müsse man sich von Woche zu Woche vorantasten: »Wir werden sehen, wie sich das alles entwickelt, auch angesichts von Aktionen wie dem Woman Day nächste Woche. Auch das Wetter hat großen Einfluss auf die Kauflust. Wie wird es, wenn es wieder regnet?« Dennoch: Der Handel befindet sich auf dem langsamen Weg der Besserung: »Momentan wurden wir von der Intensivstation auf die normale Station verlegt – gesund sind wir aber immer noch nicht.«
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