Bei Auzinger in Enzenkirchen (OÖ) hat man die Corona-Zeit genützt, um einen großen Schritt nach vorne zu machen. Die Verkaufsfläche wurde von 700 auf 1.200 m² fast verdoppelt.
Tracht und Anlassmode sind seit jeher die Schwerpunkte im Sortiment des Familienunternehmens Auzinger. Genau diese Segmente waren es auch, die von der Corona-Pandemie am stärksten getroffen wurden. Das Traditionshaus nützte die Zeit der Lockdowns trotzdem für einen großen Schritt nach vorne: Das Mode- und Trachtenhaus wurde komplett umgebaut, die Verkaufsflächen im Erdgeschoß erweitert und erstmals auch Flächen im Obergeschoß dazu genommen. Die gesamte Verkaufsfläche wurde so von 700 auf knapp 1.200 m² erweitert.
»Bei einer solchen Entscheidung gehe ich nicht von den letzten zwei Jahre aus, sondern lege unsere Entwicklung in den letzten zwanzig Jahren zugrunde«, erklärt Firmenchefin Carina Leithner, die das Familienunternehmen in zweiter Generation führt. »Wir haben viele Stammkunden und wissen, dass viel Menschen gerade solche Häuser schätzen, in denen sie ein hochwertiges Angebot und gute Beratung bekommen. Gleichzeitig gibt es davon immer weniger. Während der Lockdowns hatten wir genug Zeit, den Umbau gut zu planen. Man muss auch in den schlechten Zeiten investieren. Und die Reaktion der Kunden hat vom ersten Tag an gezeigt, dass wir richtig lagen.«
Nach Komplettumbau: Auzinger Mode und Tracht
Eigene Trachtenproduktion als Spezialität
Bis zum Jahreswechsel 2021 lief der Totalabverkauf, danach war das Haus in dem 1.800-Einwohner-Ort im Bezirk Schärding für zehn Wochen komplett geschlossen. Am 17. März wurde die Neueröffnung gefeiert. »Das Geschäft ist vom ersten Tag weg gelaufen. Wir haben schon im Jänner und Februar die ersten Anmeldungen entgegengenommen, und es ist seither nicht mehr abgerissen«, freut sich Leithner, die Tochter der Unternehmensgründer Christine und Hans Auzinger.
Etwa die Hälfte des Angebots von Auzinger entfällt auf Mode mit Marken wie s.Oliver, Mac, Gerry Weber, Pepe Jeans oder Tommy Hilfiger, die zweite Hälfte auf die wahre Spezialität des Hauses: in Eigenproduktion hergestellte Tracht der Marken Kaiseralm und Landgraf sowie neu: Anna die Bluse und Johann das Hemd. Da die Produktion ebenfalls in Enzenkirchen angesiedelt ist, dient das Verkaufshaus so gleichermaßen als Flagship-Store für die eigene Kollektion.
Alle Sortimentsbereiche ausgebaut
Die Entwurfsplanung stammt von Wiener Retail-Architekten Alfred Leitl, die Ausführungsplanung sowie die Ausführung der Einrichtung von WHIR 3/Herbert Hirtenlehner aus Seitenstetten. Beide sind jahrzehntelange Branchenprofis mit langjähriger Tätigkeit u. a. für Umdasch, wo etwa Leitl elf Jahre Lang als Planungsleiter tätig war. Hirtenlehner wiederum verweist auf seine langjährige Tätigkeit für Kastner & Öhler, wo er u. a. den jüngsten Store im Kaufhaus Tyrol in Innsbruck geplant hat.
Im Rahmen des Umbaus wurden alle Sortimentsbereiche erweitert und das Haus komplett neu und klar strukturiert. Auch die Fassade wurde vollständig erneuert, die Schaufenster vergrößert, bis zum Boden gezogen und auch nach innen geöffnet. Der Eingangsbereich widmet sich der konsumigen Damenmode, auf der ehemaligen Herrenfläche befindet sich nun die Kinderabteilung. Im Zentralbereich wurde eine Café-Lounge mit rund 20 Sitzplätzen geschaffen, auch in allen anderen Abteilungen sind großzügige Verweilbereiche integriert. Ebenfalls im Erdgeschoß finden sich außerdem die Abteilungen für Herren, klassische Damenmode und Tracht. Das Obergeschoß ist ausschließlich dem Anlass-Bereich für Damen und Herren gewidmet, wobei auch hier der Schwerpunkt auf (Festtags-)Tracht liegt.
Natur-Spaziergang
Zu den Herausforderungen des Umbaus gehörten laut Herbert Hirtenlehner die niedrigen Raumhöhen von teils nur 2,60 Meter, was mit einer offenen Betondecke und nur teilweise abgehängten Deckenelementen gelöst wurde. »Wir haben auch die Wandpräsentationen in die Höhe gezogen, wodurch ein luftiger Eindruck entsteht«, so Hirtenlehner. Hilfreich sind auch die sehr hellen Rückwände. In den Mode-Abteilungen wird bei den Warenträgern Rohstahl-Optik mit Eiche kombiniert, im Anlassbereich ist der Auftritt mit Silber- und Gold-Metallic nochmals deutlich wertiger.
Auch das Thema Natürlichkeit spielt im gesamten Haus eine große Rolle: In den Modeabteilungen finden sich stilisierte »Bäume« aus stoffbespannten Säulen und in die Decke integrierten Videoscreens, in der Tracht sorgen Wände aus Moos und Eiche sowie eine duftende Heuwiese als Tapete für das entsprechende Ambiente. Und um auch dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung zu tragen, »wurden möglichst viele Regale vom Bestand wieder in die neuen Verkaufsflächen integriert und mit einem neuen Look versehen«, wie Alfred Leitl betont.