Kollektivverträge: Handels-KV: 1,5 % Gehaltsp...
Kollektivverträge

Handels-KV: 1,5 % Gehaltsplus, freiwillige Corona-Prämie

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Ein Abschluss in Höhe der Inflationsrate stellt sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite zufrieden. Auch Änderungen im Rahmenrecht kommen.

Auch die diesjährigen Kollektivvertrags-Verhandlungen standen ganz im Zeichen von Corona. Schon in der ersten Verhandlungsrunde nach knapp elf Stunden haben sich die Sozialpartner auf einen neuen Handelskollektivvertrag geeinigt. Die Gehälter für die 415.000 Angestellten und die Entschädigungen für die 18.000 Lehrlinge steigen per 1. Jänner 2021 um 1,5 %. Dies entspricht in etwa der durchschnittlichen Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate, die bei 1,47 % liegt.
Den Kurs hatte schon traditionell die Metallindustrie vorgegeben. Dort hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft Ende September ebenfalls am ersten Verhandlungstag auf ein Gehaltsplus von 1,45 % geeinigt. Wobei: Traditionell schließen die Metaller immer deutlich höher als der Handel ab.

Corona-Prämie

Die von der Gewerkschaft geforderte Corona-Mitarbeiterprämie ist nicht Teil des neuen Kollektivvertrags. Die Sozialpartner einigten sich aber auf eine Aufforderung an Betriebe, die trotz Krise finanziellen Spielraum sehen, eine Prämie in Höhe von mindestens 150 Euro auszuzahlen. Eine verpflichtende Prämie von 150 Euro gibt es für Lehrlinge im Handel, die während des Lockdowns zur Arbeit herangezogen wurden.
»Mit dem Abschluss ist es gelungen, einen wichtigen Beitrag zur Kaufkraftsicherung in einer schwierigen Zeit zu leisten, ohne dabei die Unternehmen zu überfordern« – so fasst Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), das Verhandlungsergebnis aus seiner Sicht zusammen.
Es gebe auch Signale von großen Handelsbetrieben, dass sie die freiwillige Corona-Mitarbeiterprämie ausbezahlen wollen, sagte der Handelsobmann. »Die Prämien sollen noch heuer an die Beschäftigten fließen und die Konsumlaune zum Weihnachtsgeschäft positiv beeinflussen«, so Trefelik. So kündigte etwa der Rewe-Konzern mit den Marken Billa, Bipa, Merkur und Penny bereits am Mittwochabend eine Corona-Prämie für seine 40.000 Mitarbeiter an.

Änderungen im Rahmenrecht

Weiters wurde einige kleinere Änderungen im Rahmenrecht vereinbart. Bei überlangen Arbeitszeiten würden die Ruhezeiten verlängert und zu Silvester gebe es einen Zuschlag ab 13.00 Uhr, so die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Anita Palkovich von der GPA-djp. Die Arbeitgeberseite betont wiederum Liberalisierungen bei der so genannten Schwarz-/Weiß-Regelung für die Samstagsarbeit, die die Wochenendarbeit für Teilzeitkräfte erleichtern würden. Diese Rahmenrecht-Änderungen treten bereits ab 1. Dezember in Kraft.
Außerdem wird die Frist für den Umstieg auf das neue KV-Gehaltssystem um ein Monat auf 1. Jänner 2022 verlängert. Seit Ende 2017 gibt es einen neuen Handels-KV mit höheren Einstiegsgehältern, seitdem läuft die Übergangsfrist für die Betriebe.

Handelsverband zufrieden

Der Handelsverband – eine freiwillige Interessenvertretung von rund 3.000 Unternehmen – begrüßte den KV-Abschluss angesichts der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. »Vor diesem schwierigen Hintergrund gratulieren wir den Verhandlungspartnern zur Einigung. Arbeitnehmer und Arbeitgeber leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Arbeitsplätze im österreichischen Handel«, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. Gleichzeitig nennt er die Erhöhung um 1,5 % eine »für viele Händler kaum zu bewältigende Belastung«.
Die KV-Verhandlungen fanden aufgrund der Coronakrise unter schwierigen Vorzeichen statt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie haben die Handelsbranche höchst unterschiedlich getroffen. Während der Lebensmitteleinzelhandel, Elektronikketten, Baumärkte und Einrichtungshäuser Umsatzzuwächse verzeichneten, brachen die Erlöse im Textil-, Schuh- und Kfz-Handel massiv ein.

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