Interview: »Ohne Öffnung Anfang Mai droht Kat...
Interview

»Ohne Öffnung Anfang Mai droht Katastrophe«

Foto Weinwurm
Günther Rossmanith, Obmann des Bundesgremiums Handel mit Mode und Freizeitartikeln in der WKO
Günther Rossmanith, Obmann des Bundesgremiums Handel mit Mode und Freizeitartikeln in der WKO

Branchensprecher Günther Rossmanith freut sich über das Aus für die geplanten Zutrittstests im Handel, fordert aber vehement die Öffnung der Geschäfte ab 3. Mai in Wien und Niederösterreich.

Die geplanten Zutrittstests im Einzelhandel sind seit Anfang dieser Woche endgültig vom Tisch – ein Erfolg, den sich auch die Sparte Handel in der Wirtschaftskammer auf ihre Fahnen heftet. »Diese Tests wären eine massive Barriere für den stationären Handel gewesen und hätten die Kunden erst recht wieder in Richtung Onlinehandel getrieben. Doch wir konnten diese Pläne erfolgreich abwehren«, sagt Günther Rossmanith, Bundesgremialobmann für den Handel mit Mode und Freizeitartikeln.

In den Bundesländern Niederösterreich und Wien muss der Handel abseits der Grundversorgung noch immer geschlossen halten. »Der 3. Mai ist für die Modebranche die absolute Deadline für eine Öffnung, alles andere wäre eine Katastrophe«, bekräftigt Rossmanith mit Blick auf die in den Regalen liegende Frühjahrsware. Nach der Frühjahrssaison 2020 und dem Weihnachtsgeschäft 2020 wäre mit einer noch späteren Öffnung die dritte wichtige Verkaufssaison in Folge komplett verpatzt. »Dass der Handel kein Corona-Hotspot ist, bestreitet inzwischen niemand mehr. Die Sicherheitskonzepte mit 20 Quadratmetern pro Kunde, Maskenpflicht und Desinfektionsstationen haben sich bestens bewährt. Daran haben sich die Kundinnen und Kunden inzwischen ebenso gewöhnt wie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.«

Schlechtes Wetter, fehlende Gastronomie

Mit einem riesigen Ansturm sei auch bei einer Öffnung am 3. Mai nicht sofort zu rechnen - »doch alles ist besser als diese permanente Schließung«, so Rossmanith. Auch in jenen Teilen des Landes, in denen die Modegeschäfte derzeit offenhalten dürfen, laufen die Geschäfte bescheiden. Als Gründe nennt Rossmanith abseits der allgemeinen Corona-bedingten Kaufzurückhaltung auch die geschlossene Gastronomie sowie das maue April-Wetter, das keine Lust auf Shopping macht. »Keine Frage: Die Erwartungen an die Umsätze waren überall deutlich höher.« Auch im Burgenland, wo seit Anfang dieser Woche wieder geöffnet ist, verlief der Start mehr als schleppend. Besonders in Parndorf fehlen die Kunden aus Wien, Niederösterreich und dem Ausland, strenge Polizeikontrollen tun das Übrige. Davon konnte sich Rossmanith bei einem Lokalaugenschein selbst überzeugen: »Ich habe Parndorf noch nie so leer gesehen, es ist eine fast gespenstische Stille.«

Entscheidend für gute Geschäfte im Modehandel sei auch die rasche Öffnung der Gastronomie. »Wir hoffen, dass das mit Mitte Mai passiert«, so Rossmanith. »Das wäre ganz wichtig, um das Shopping-Erlebnis wieder aufzuwerten, aber auch um Kaufimpulse zu schaffen.« Wer ins Restaurant geht, will schließlich besser aussehen als im Halb-Lockdown zuhause.

Leere Kassen

Die Öffnung am 3. Mai auch in Wien und Niederösterreich ist für Rossmanith »alternativlos«. Der Handel brauche dringend Geld in der Kassa, um die Rechnungen bezahlen zu können. Darüber hinaus laufen Ende Juni die vom Staat zugesagten Stundungen aus. »Für viele Betriebe ist Feuer am Dach«, so der WKO-Branchenvertreter. Der Ausfallsbonus helfe vor allem kleineren Geschäften, für März und April wurde die Deckelung immerhin von 30.000 auf 50.000 Euro angehoben. Für größere Betriebe stehen die Förderinstrumente Fikostenzuschuss II (bzw. 800.000) und Verlustersatz zur Verfügung. Wie im Vorjahr kann auch heuer der Wertverlust saisonaler Ware angesetzt werden. Wobei, so Rossmanith, die entsprechenden Ausführungsbestimmungen noch nicht final veröffentlicht sind.

Trotz leerer Kassen im Handel rechnet der Branchenvertreter nicht mit vorgezogenen Sale-Aktionen. »Letztes Jahr ist es gelungen, nach der Wiedereröffnung nach dem ersten Lockdown den Sale nach hinten zu schieben und gestaffelt damit zu beginnen. Auch die Kunden haben das gut angenommen. Ich hoffe, dass das auch heuer hält!«

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