Insolvenzverfahren: Warenhausriese Galeria so...
Insolvenzverfahren

Warenhausriese Galeria soll auf »harten Kern« schrumpfen

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Rene Benkos Galeria Karstadt Kaufhof sucht erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren – schon zum zweiten Mal in zwei Jahren. Zumindest jeder dritte Standort wird geschlossen.

Die angeschlagene deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof will sich in einem sogenannten Schutzschirm-Insolvenzverfahren sanieren. Wie ein Unternehmenssprecher bestätigte, reichte der Konzern einen entsprechenden Antrag beim Amtsgericht Essen ein. Das Verfahren ist auf Sanierung ausgerichtet.
Beim Schutzschirm-Insolvenzverfahren übernimmt zwar ein gerichtlich bestellter Sachverwalter die Aufsicht über die Rettungsmission. Die Unternehmensführung behält aber weiterhin die Kontrolle und wird extern beraten. Laut »Wirtschaftswoche« sollen die beiden Insolvenzexperten Frank Kebekus und Arndt Geiwitz eingesetzt werden, die bereits beim Schutzschirmverfahren 2020 im Einsatz waren.

Keine Staatshilfe mehr

Zuvor waren nach Informationen der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« (FAZ) die Verhandlungen um einen weiteren Kredit aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung gescheitert. In der Debatte um neuerliche Staatshilfen hatte sich etwa die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur für ein Engagement des Galeria-Eigners Rene Benko ausgesprochen: »Ja, ich glaube, Herr Benko ist am Zug, auch Kapital mit hereinzugeben«, sagte Neubaur vor gut einer Woche. Der Warenhauskonzern ist ein Tochterunternehmen der Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko. Galeria Karstadt Kaufhof hatte bereits in den letzten zwei Jahren 680 Mio. € an Staatshilfe erhalten. Erst im Jänner hatte die deutsche Regierung das Unternehmen mit 220 Mio. € gestützt.

Harte Einschnitte

Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der FAZ, das Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens »um mindestens ein Drittel reduziert werden«. Kündigungen seien unvermeidbar. Der Konzern betreibt mit 17.000 Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten. Damit stehen mehr als vierzig weitere Filialen vor dem Aus. Insolvenzverwalter Geiwitz sprach am Dienstag gegenüber dem deutschen Fernsehsender WDR sogar davon, dass »nur ein harter Kern« von den jetzt 131 Kaufhäusern übrigbleiben werde. Welche, das werde in spätestens drei Monaten feststehen.

Bereits 2020 hatte das Unternehmen ein Schutzschirmverfahren durchlaufen. Damals waren vierzig von zuvor noch 171 Häuser geschlossen worden, Forderungen von rund 2 Mrd. € mussten auf Lieferantenseite abgeschrieben werden.

Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach von Altlasten befreit erfolgreich durchstarten könnte, erfüllte sich nicht: Als das Verfahren mit September 2020 abgeschlossen wurde, hatte die Coronakrise bereits voll eingesetzt – und schon bald wurden abermals Zweifel an der Überlebensfähigkeit des Konzerns laut. Doch diesmal sprang der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds mit den erwähnten dreistelligen Millionenhilfen ein. Nun wiederum machen der Kette die hohen Energiekosten und die grassierende Konsumzurückhaltung zu schaffen.

Gewerkschaft kritisiert Benko

Nach der Ankündigung der Filialschließungen will die Gewerkschaft Verdi um die Arbeitsplätze kämpfen. Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger forderte ein größeres Engagement Rene Benkos zur Rettung des Unternehmens. »Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo der Eigentümer ist in dieser existenziell höchst bedrohlichen Situation für 17.400 Menschen und ihre Familien.« Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. »Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer.«

Außerdem müsse die Konzernführung ein tragfähiges Zukunftskonzept präsentieren. »Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben«, sagte Nutzenberger. Verdi habe die Unternehmensleitung aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten.
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