Mit dem Einzelhandel wurden auch die Eigentümer von Handelsimmobilien stark von der Corona-Krise getroffen. Die steigenden Leerstände sollten sich auch auf die Mietniveaus auswirken.
Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung – mit Ausnahme des Lebensmittelhandels waren und sind alle großen Mietergruppen von Einzelhandelsimmobilien mit voller Wucht von der Corona-Krise getroffen. Besonders Einkaufszentrenbetreiber sind von einer Schließungswelle betroffen, wie sie nie zuvor zu verzeichnen war. Anbieter wie Colloseum, Dressmann, Tally Weijl, Runners Point und Stefanel ziehen sich ganz aus dem Markt zurück oder reduzieren ihr Filialnetz drastisch.
Ein Teil dieser Flächen, vor allem solche an schwächeren Standorten, werde wohl dauerhaft nicht mehr zu vermieten sein, glaubt man beim Immobiliendienstleister EHL. Denn im Gegensatz zu den Vorjahren kämen auch aus den Branchen, die bisher in größerem Ausmaß frei werdende Einzelhandelsflächen absorbierten, also z. B. Gastronomie und Gesundheitsdienstleister, derzeit nur recht vereinzelt Impulse.
Eine Folge der steigenden Leerstände: Die Mieten werden »mit einiger Sicherheit« billiger – im Unterschied zu früher auch in den A-Lagen und sogar bei absoluten Spitzenflächen etwa im Goldenen U in Wien. »Mit den stark zurückgegangenen Umsätzen können die zwischen 130 €/m2 auf der Kärntner Straße und bis zu 400 €/m2 in Bestlage am Kohlmarkt liegenden Mieten bei weitem nicht erwirtschaftet werden. Die düsteren Mittelfristprognosen für den Städtetourismus lassen erwarten, dass dies jedenfalls noch bis Ende des Jahres der Fall sein wird«, sagt EHL-Einzelhandelsexperte Mario Schwaiger. Am besten hielten sich derzeit Standorte mit hohem Nahversorgungscharakter, also vor allem Fachmarktzentren mit großen Lebensmittelmärkten. Bei nachhaltig erfolgreichen Ketten wiederum wären Vermieter noch mehr als bisher bereit, diese mit attraktiven Konditionen langfristig zu binden.