Geschäftszahlen des Wäsche-Marktführers: Palm...
Geschäftszahlen des Wäsche-Marktführers

Palmers deutlich über 2019

Phillipp Lipiarski
Die dritte Palmers-Kollektion von Marina Hoermanseder
Die dritte Palmers-Kollektion von Marina Hoermanseder

Zu einer Bilanzpressekonferenz ohne Bilanz lud Palmers am Donnerstag. Statt dessen gab es viele positive Neuigkeiten, aber wenige Aussagen zu unerfreulichen Themen wie etwa dem Hygiene-Austria-Debakel.

Daraus, dass die Corona-bedingten Ladenschließungen den Wäschekonzern stark getroffen haben, macht der neue Finanzdirektor Robert Weiß keinen Hehl. 20 Mio. € Umsatz hätten die Maßnahmen der Regierung Palmers in Summe gekostet. Im Gegenzug habe Palmers 7,5 Mio. € an staatlichen Förderungen bekommen. Davon entfielen 4,3 Mio. € auf die Kurzarbeit, der Rest verteile sich auf Fixkostenzuschuss und Umsatzersatz. Trotz des Umsatzeinbruchs erwarte man für 2020/21 »ein ausgeglichenes Ergebnis bei einem positiven EBITDA« so Weiß. Warum man das Ergebnis für das mit 31. Jänner abgelaufene Geschäftsjahr noch nicht kenne? Palmers wolle die wegen der Pandemie verlängerte Frist für die Bilanzlegung nutzen und die Zahlen erst bis Ende Jänner 2022 finalisieren, erklärte Weiß.

Wie das Zauberstück eines ausgeglichenen Ergebnisses vonstattengehen soll, wird aus den wenigen und sehr selektiv vorgelegten Daten nicht klar. Denn selbst im Geschäftsjahr vor der Pandemie (2019/20) hatte die Palmers Textil AG bei einem Umsatz von knapp 63 Mio. € ein negatives EGT in Höhe von 2 Mio. € verbucht. Mit den erwähnten 20 verlorenen Umsatzmillionen wäre ein knappes Drittel des Umsatzes verloren gegangen. Im März und April 2020 traf der erste Lockdown das Unternehmen mit - 55 % bzw. - 69 % Umsatzrückgang, der November-Lockdown schlug mit - 31 % zu Buche, der Tiefpunkt wurde im Jänner 2021 mit - 82 % erreicht. Ralph Hofmann, Director of Marketing & Sales bei Palmers, sieht sich mit diesen Zahlen freilich »deutlich besser als der Markt«. Mehr noch: Das Geschäftsjahr sei »ein voller Erfolg« gewesen. Palmers habe keine einzige Filiale zusperren, keine einzige Mitarbeiterin entlassen müssen.

Aktuelles Geschäftsjahr

Seit dem Beginn des neuen Geschäftsjahres gab es keine Lockdowns mehr, für die sechs Monate seither werden deshalb durchwegs positive Zahlen ausgewiesen. Laut eigenen Angaben wurde im 1. Halbjahr insgesamt ein Umsatzwachstum von 32 % im Vergleich zu 2020 erzielt. Dabei sei das Filialgeschäft in Österreich um 36 %, das Franchisegeschäft in Österreich um 28 % und der E-Commerce gar um 61 % gewachsen. »Damit haben wir sogar das bisher umsatzstärkste Jahr 2019 um 14 % übertroffen«, jubelt Hofmann. Auch dazu werden freilich keine absoluten Zahlen genannt. Schon heute geht Finanzdirektor Weiß »von einem starken Anstieg des Unternehmensergebnisses« für das Gesamtjahr aus.

Wachstumsoffensiven

Nach Produktgruppen wird besonders das »Wohlfühlsortiment«, also Nachtwäsche und Loungewear, mit einem Plus von 19 % im 1. Halbjahr 2021 im Vergleich zu 2019 besonders hervorgehoben. Bei den Herren habe man den Umsatz sogar verdoppelt, »und hier sehen wir auch noch ein Riesenpotenzial für die Zukunft«, so Head of Product Eva Renk-Klenkhart. Auch die vollständig überarbeitete Unterwäsche würde bei den Kunden gut ankommen, hier liege das Plus bei 4 %. »Qualität steht nach Corona im Mittelpunkt des Kaufinteresses«, hier könne Palmers punkten.
Das Leading Team von Palmers: Robert Weiß (Director Finance), Eva Renk-Klenkhart (Head of Product) und Ralph Hofmann (Director Marketing & Sales)
Philipp Lipiarski
Das Leading Team von Palmers: Robert Weiß (Director Finance), Eva Renk-Klenkhart (Head of Product) und Ralph Hofmann (Director Marketing & Sales)

Nichts als Lob gab es auch für die neue Linie Basics by Palmers, die seit März in allen Interspar-Märkten angeboten wird, sowie die wiederauferstandene Tochtermarke p2, die nach dreijähriger Pause wieder in über 500 Bipa-Filialen angeboten wird. Letztere soll in Kürze auf Herren ausgeweitet werden, während Basics by Palmers künftig auch in kroatischen Interspar-Märkten aufliegen soll. »Gerade in Zeiten von Pandemien ist es besonders wichtig, mehrere Standbeine zu haben«, meint Marketing-Direktor Hofmann. Darüber hinaus mache man mit öffentlichkeitswirksamen Kapselkollektionen – soeben wurde die dritte Kollektion von Marina Hoermanseder auf die Flächen gebracht – neue Kundengruppen auf Palmers aufmerksam.

Neue Standorte

Neu ins Leben gerufen wurde im Vorjahr das umfangreiche Segment Palmers Home, das sich mittlerweile in drei Stores auf großzügigen Shop-in-Store-Flächen findet (Linz/Mozartkreuzung, Salzburg/Getreidegasse, Parndorf). Dieser Tage wird das Home-Sortiment, das laut Hofmann auch »die beste Bettwäsche der Welt« umfasst, in zehn weitere Palmers-Standorte als Shop-in-Shop integriert.

Heute ist Palmers an über 300 Standorten in 17 Ländern mit eigenen Filialen, Shop-in-Shop- und Franchise-Flächen in ganz Europa vertreten. Künftig sollen es mehr werden, deutet Hofmann an: »Palmers wird in Bälde mit mehreren neuen Flagship-Stores in Österreich aufschlagen.« Durch die Welle an Geschäftsschließungen seien vor allem in den Landeshauptstädten einige attraktive Geschäftslokale zu deutlich attraktiveren Konditionen zu haben als bisher. Diese Gelegenheit wolle man nutzen.

Hygiene Austria

Zur Causa Prima, den Betrugsvorwürfen rund um den Maskenhersteller Hygiene Austria, an dem Palmers zuerst als Joint-Venture-Partner führend beteiligt war und dann sogar alle Anteile übernahm, wollte man bei der Pressekonferenz trotz vieler Nachfragen von Journalisten kein Wort verlieren. Es handle sich um ein komplett eigenständiges Unternehmen, hieß es bloß. Inzwischen gibt es rund 100 Verfahren gegen die Palmers-Tochter, der »Standard« berichtet über 40 bereits vollstreckbare Zahlungsbefehle. Der Palmers-Vorstand und frühere Hygiene Austria-Chef Tino Wieser trat bei der Pressekonferenz nicht auf. Er hatte in der Vergangenheit zwar bestätigt, dass aus China importierte Masken mit der Aufschrift »Made in Austria« versehen wurden, alle Betrugsabsichten dahinter aber scharf dementiert. Auch dass Mitarbeiter unterentlohnt wurden, bestreitet Wieser.

Unbeantwortet blieben auch Fragen nach den Eigentümerverhältnissen und Veränderungen in der Geschäftsführung von Palmers – schließlich traten bei der Pressekonferenz weder Luca und Tino Wieser noch Matvei Hutman auf. »Heute freuen wir uns, dass wir das Vertrauen bekommen haben, Palmers zu repräsentieren. Was die Zukunft bringt, das wird man sehen«, sagte Marketingchef Hofmann lediglich.




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