Zu einer Bilanzpressekonferenz ohne Bilanz lud Palmers am Donnerstag. Statt dessen gab es viele positive Neuigkeiten, aber wenige Aussagen zu unerfreulichen Themen wie etwa dem Hygiene-Austria-Debakel.
Daraus, dass die Corona-bedingten Ladenschließungen den Wäschekonzern stark getroffen haben, macht der neue Finanzdirektor Robert Weiß keinen Hehl. 20 Mio. € Umsatz hätten die Maßnahmen der Regierung Palmers in Summe gekostet. Im Gegenzug habe Palmers 7,5 Mio. € an staatlichen Förderungen bekommen. Davon entfielen 4,3 Mio. € auf die Kurzarbeit, der Rest verteile sich auf Fixkostenzuschuss und Umsatzersatz. Trotz des Umsatzeinbruchs erwarte man für 2020/21 »ein ausgeglichenes Ergebnis bei einem positiven EBITDA« so Weiß. Warum man das Ergebnis für das mit 31. Jänner abgelaufene Geschäftsjahr noch nicht kenne? Palmers wolle die wegen der Pandemie verlängerte Frist für die Bilanzlegung nutzen und die Zahlen erst bis Ende Jänner 2022 finalisieren, erklärte Weiß.
Wie das Zauberstück eines ausgeglichenen Ergebnisses vonstattengehen soll, wird aus den wenigen und sehr selektiv vorgelegten Daten nicht klar. Denn selbst im Geschäftsjahr vor der Pandemie (2019/20) hatte die Palmers Textil AG bei einem Umsatz von knapp 63 Mio. € ein negatives EGT in Höhe von 2 Mio. € verbucht. Mit den erwähnten 20 verlorenen Umsatzmillionen wäre ein knappes Drittel des Umsatzes verloren gegangen. Im März und April 2020 traf der erste Lockdown das Unternehmen mit - 55 % bzw. - 69 % Umsatzrückgang, der November-Lockdown schlug mit - 31 % zu Buche, der Tiefpunkt wurde im Jänner 2021 mit - 82 % erreicht. Ralph Hofmann, Director of Marketing & Sales bei Palmers, sieht sich mit diesen Zahlen freilich »deutlich besser als der Markt«. Mehr noch: Das Geschäftsjahr sei »ein voller Erfolg« gewesen. Palmers habe keine einzige Filiale zusperren, keine einzige Mitarbeiterin entlassen müssen.
Nichts als Lob gab es auch für die neue Linie Basics by Palmers, die seit März in allen Interspar-Märkten angeboten wird, sowie die wiederauferstandene Tochtermarke p2, die nach dreijähriger Pause wieder in über 500 Bipa-Filialen angeboten wird. Letztere soll in Kürze auf Herren ausgeweitet werden, während Basics by Palmers künftig auch in kroatischen Interspar-Märkten aufliegen soll. »Gerade in Zeiten von Pandemien ist es besonders wichtig, mehrere Standbeine zu haben«, meint Marketing-Direktor Hofmann. Darüber hinaus mache man mit öffentlichkeitswirksamen Kapselkollektionen – soeben wurde die dritte Kollektion von Marina Hoermanseder auf die Flächen gebracht – neue Kundengruppen auf Palmers aufmerksam.
Heute ist Palmers an über 300 Standorten in 17 Ländern mit eigenen Filialen, Shop-in-Shop- und Franchise-Flächen in ganz Europa vertreten. Künftig sollen es mehr werden, deutet Hofmann an: »Palmers wird in Bälde mit mehreren neuen Flagship-Stores in Österreich aufschlagen.« Durch die Welle an Geschäftsschließungen seien vor allem in den Landeshauptstädten einige attraktive Geschäftslokale zu deutlich attraktiveren Konditionen zu haben als bisher. Diese Gelegenheit wolle man nutzen.
Unbeantwortet blieben auch Fragen nach den Eigentümerverhältnissen und Veränderungen in der Geschäftsführung von Palmers – schließlich traten bei der Pressekonferenz weder Luca und Tino Wieser noch Matvei Hutman auf. »Heute freuen wir uns, dass wir das Vertrauen bekommen haben, Palmers zu repräsentieren. Was die Zukunft bringt, das wird man sehen«, sagte Marketingchef Hofmann lediglich.