Die insolvente Modekette Adler hat aller Voraussicht nach mit dem Berliner Mischkonzern Zeitfracht den ersehnten Investor gefunden. Die Altaktionäre gehen komplett leer aus.
Die Adler Modemärkte AG hat von der Berliner Zeitfracht Logistik Holding GmbH ein unwiderrufliches Angebot zum Abschluss einer Investorenvereinbarung erhalten. Damit könnte die insolvente Modekette kurz vor der Rettung stehen. Das Übernahmeangebot gilt auch für alle Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg, erklärte Adler. Zum Kaufpreis teilte das Unternehmen nichts mit.
Damit die Übernahme vonstattengehen kann, muss allerdings innerhalb weniger Wochen noch viel geschehen. Adler hatte im Jänner Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Nun muss ein formelles Insolvenzverfahren eröffnet werden, Adler geht derzeit vom 1. Juli aus. Dann braucht das Gericht einen Insolvenzplan, und Adler muss eine Investorenvereinbarung mit Zeitfracht abschließen. Außerdem muss die Gläubigerversammlung noch zustimmen.
Aktionäre gehen leer aus
Der derzeitige Plan sieht eine Kürzung des Grundkapitals der Kette auf null vor. Anschließend sollen die neuen Investoren im Zuge einer Kapitalerhöhung neues Eigenkapital ins Unternehmen einzahlen. Damit würden die neuen Investoren die alleinigen Aktionäre der Adler Modemärkte AG. »Die bestehenden Aktien werden somit aller Voraussicht nach vollständig wertlos«, teilt Adler mit. Die Adler-Aktie, die am Montag noch für 1,28 Euro gehandelt wurde und kurz nach der neuen Mitteilung auf 26 Cent abstürzte, soll nach der Übernahme vom Kurszettel gestrichen werden. »Idealerweise kann das Unternehmen das Insolvenzverfahren bereits Ende August 2021 beenden«, heißt es in der Mitteilung zum weiteren Zeitplan.
Unklar ist bisher, was das für Arbeitsplätze und Filialen bedeutet. Die Textilkette beschäftigte Ende März noch rund 3.160 Mitarbeiter. Derzeit betreibt die Gruppe 171 Modemärkte, davon 142 in Deutschland, 24 in Österreich, drei in Luxemburg und zwei in der Schweiz. Thomas Freude, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, ist zuversichtlich, dass der Neustart gelingt. »Positiv stimmt uns auch die gute Nachfrage, die wir seit Wiedereröffnung unserer Standorte nach dem Lockdown-Ende verzeichnen können«, so Freude.
Der neue Eigentümer
Zeitfracht, einer der Gründer des Paketdienstes DPD, hat seine Wurzeln in der Logistikbranche, hat in den letzten Jahren aber schon öfter stark angeschlagene Unternehmen aus der Insolvenz herausgekauft, darunter Teile von Air Berlin und den Buchgroßhändler KNV. In der Textilbranche war der Konzern bisher aber nicht aktiv.
Die auf Mode für Über-50-Jährige spezialisierte Modekette Adler hatte im Jänner mitten im Lockdown Insolvenz angemeldet, um sich in Eigenverwaltung zu sanieren. Das Unternehmen führte die Pleite auf die monatelangen erzwungenen Ladenschließungen in der Coronapandemie und den damit verbundenen Umsatzeinbruch zurück. Der derzeitige Haupteigentümer konnte Adler nicht unter die Arme greifen – er ist selbst insolvent. Nach monatelangem Ringen hatte das Unternehmen einen staatlichen Überbrückungskredit über zehn Millionen Euro bekommen, um die Zeit zu überbrücken, bis ein Investor gefunden sei.