In Ländern wie Deutschland und Frankreich wird der Handel per Gesetz bzw. Verordnung zum Energiesparen verpflichtet. Hierzulande regiert (noch) das Prinzip Freiwilligkeit. Der Handelsverband gibt inzwischen Energiespar-Tipps.
WKO-Handels-Obmann Rainer Trefelik warnte zuletzt angesichts der rasant ansteigenden Energiepreise vor einer Kostenexplosion. Der Anteil der Energie- an den Gesamtkosten würde sich im Schnitt von bisher 0,7 % in Richtung 3 % vervierfachen und so
bei vielen Handelsunternehmen den gesamten Gewinn auffressen.
In Frankreich wurden der Handel bereits dazu verpflichtet, seine Türen geschlossen zu halten. Bei geöffneten Türen entstehe in klimatisierten Geschäften um 20 % mehr Verbrauch, »und das ist absurd«, kommentierte die Ministerin für die Energiewende, Agnès Pannier-Runacher. Bei Zuwiderhandeln drohen nun Geldstrafen von bis zu 750 Euro. Die Ministerin will außerdem Leuchtreklame in der Zeit von 01.00 bis 06.00 Uhr verbieten.
Auch in Deutschland verstärkt die Regierung mit einer Reihe von Maßnahmen den Druck zum Energiesparen. Laut einer gestern beschlossenen Verordnung ist ab 1. September das dauerhafte Offenhalten von Ladentüren und Eingangssystemen in Geschäftsräumen untersagt (sofern dies nicht die Funktion eines Ausganges als Notausgang bzw. Fluchtweg behindert), Werbeanlagen dürfen sogar von 22.00 Uhr bis 06.00 Uhr nicht beleuchtet sein. Die Schaufensterbeleuchtung ist davon nicht umfasst. Die Verordnung gilt vorerst für sechs Monate, also bis 28. Februar.
Warnung vor dunklen Innenstädten
Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt angesichts dieser Maßnahme vor dunklen Innenstädten. »Mit der Schaufensterbeleuchtung sorgen wir auch für Sicherheit und soziale Verantwortung in den Städten, vor allen Dingen in den weniger frequentierten Zeitfenstern in der Nacht«, sagt Verbands-Geschäftsführer Stefan Genth. Auch die Polizei warnt, ein Beleuchtungsverbot könnte zu mehr Einbrüchen, Vandalismus und Sachbeschädigung führen. Ins gleiche Horn stößt in Österreich Rainer Trefelik. »In einer Stadt, in der ab 22 Uhr alles finster ist, will ich nicht wohnen«, meinte der Handels-Obmann. Darüber hinaus hätten wir in Österreich schon jetzt mehr als genug Bürokratie. »Der Handel besitzt genug Hausverstand und Eigeninteresse, um seine Kosten im Griff zu haben. Wir müssen uns nicht auch noch vorschreiben lassen, wann wir welche Lampen abzudrehen haben.«
Tipps des Handelsverbands
Ungeachtet dieser Argumente hat der österreichische Handelsverband jüngst in Kooperation mit der Swiss Retail Federation eine Liste an Empfehlungen herausgebracht, um den Strom- und Gaskonsum im Handel zu reduzieren. Vorgeschlagen werden darin u. a.:
Reduktion der Beleuchtung:• Die Intensität der Beleuchtung sollte, wo immer möglich und ohne Mehraufwand technisch umsetzbar, systematisch reduziert werden.
• Außerhalb der Öffnungszeiten könnten Leuchtreklamen ausgeschaltet werden.
• Ausschalten des Lichtes in allen Bereichen, in welchen sich keine Personen aufhalten.
• Nach Ladenschluss könnten alle elektronischen Geräte wie Drucker, PCs, Kassen, etc. ausgeschaltet und nicht im Stand-By Modus belassen werden (sofern dies technisch möglich ist).
Raumtemperatur:• Die Geschäftsräume sollten auf eine möglichst niedrige Temperatur geheizt werden. Dafür werden für Verkaufsflächen 18 - 19°C für Büros 19°C, für Lagerräume 18°C empfohlen.
Belüftungsanlagen:• Fahren Sie Belüftungsanlagen außerhalb der Öffnungszeiten auf ein Minimum herunter.
• Stellen Sie sicher, dass die Belüftungsanlagen während der Geschäftszeiten nicht mehr als 1 Stunde Vorlauf und maximal 15 Minuten Nachlauf haben.
• Stellen Sie sicher, dass Anlagen regelmäßig gewartet werden, um energetisch wirksam zu bleiben.
Weitere Maßnahmen:• Verwenden Sie nach Möglichkeit Funktionssteckleisten mit einer Zeitschaltuhr.
• Verwenden Sie zur Beleuchtung – wo immer möglich – LED-Leuchtmittel.
Ähnliche freiwillige Energiespaßnahmen unterstützt auch der deutsche Verband HDE. »Da aber gleichzeitig bekannt ist, dass bei geschlossenen Ladentüren weniger Kunden ins Geschäft kommen und durch weniger Beleuchtung auch der Werbeeffekt auf der Straße nachlässt«, wie der HDE in einer Mitteilung schreibt, wurden eigens dafür Plakate entwickelt, die die Kunden auf die Thematik hinweisen. Unter Slogans wie »Türen zu, Geschäft offen!« wird auf den Beitrag des Handels zum allgemeinen Energiesparen hingewiesen. Die
Plakate stehen den Händlern frei zum Download zur Verfügung.