In acht Bundesländern hält mit 5. März wieder eine weitgehende Normalität Einzug. Sie ist Voraussetzung für einen florierenden Handel. Wien bleibt bei seinem Sonderweg.
Mit 5. März werden fast alle Corona-Regeln in Österreich aufgehoben, hat die Bundesregierung am Mittwoch beschlossen. Für den Handel bedeutet das das Ende der FFP2-Maskenpflicht und damit die Rückkehr der Mimik im Beratungsgespräch. Erhalten bleibt die FFP2-Maske lediglich im Lebensmittelhandel, in Apotheken, Banken, Postfilialen sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch auch der komplette Wegfall der Sperrstunde und der G-Regeln in der Hotellerie, Gastronomie und den körpernahen Dienstleistungen sowie das Aufsperren der Nachtgastronomie und die Erlaubnis für Veranstaltungen jedweder Art sind für den Handel Anlass zur Freude.
»Je stärker wir uns in Richtung Normalität bewegen und je besser wir lernen, mit dem Virus zu leben, desto besser für uns alle. Denn eine weitgehende Normalität ist Voraussetzung für einen florierenden Handel. Daher freut es mich, dass die Bundesregierung jetzt die richtigen Öffnungsschritte setzt und die Maske ab 5. März endlich Geschichte ist«, kommentiert Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Denn nur ohne Maske sei »das Einkaufserlebnis auch das, was es sein soll. Und gerade für jene Branchen, die nach wie vor stark unter den Auswirkungen der Pandemie leiden, wie etwa der Schuh- und der Bekleidungshandel, ist dies sehr wichtig«, betont Trefelik.
Mit den umfassenden Öffnungsschritten würden »weitere Milliardenschäden abgewendet und viele Jobs gesichert«, freut sich auch Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will über den »Freedom Day« für die heimischen Unternehmen. »Endlich müssen sich die Menschen beim Flanieren in den Einkaufsstraßen, Shoppingcentern und Ortskernen größtenteils keine Gedanken mehr darüber machen, ob sie eine Maske oder ihren Grünen Pass mithaben. Viele Barrieren werden damit reduziert, die Spontanität darf zurückkehren. Durch das Ende der 3G-Regelung in der Gastronomie erwarten die stationären Geschäfte ein wöchentliches Umsatzplus von 50 Millionen Euro, denn der Handel als Yin und die Gastro als Yang gehören nun mal zusammen«, erklärt Will.
Wiener Sonderweg
Wien hat sich abermals für einen vorsichtigeren Weg entschieden und behält im gesamten Einzelhandel die FFP2-Maskenpflicht bei. Wien wird vorerst auch die 2-G-Regel in der Gastronomie vorläufig beibehalten. »Die Pandemie ist noch nicht gemeistert, das Coronavirus bleibt Teil unseres Lebens. Es gibt angesichts der hohen Infektionszahlen keinen Grund, leichtsinnig zu sein«, sagte Bürgermeister Michael Ludwig, der zudem auf die hohen Belastungen für das Gesundheits- und Pflegepersonal verwies: »Wir hatten in den letzten Tagen in Wien Spitzenwerte, was die Belagszahlen auf den normalen Spitalsstationen betrifft. Wir hoffen aber, dass wir den nächsten Öffnungsschritt sehr bald setzen können, aber jetzt ein genaues Datum zu nennen, wäre noch zu früh, da die epidemiologische Lage einfach noch zu unsicher ist.«
Im Handel stößt der Wiener Bürgermeister damit auf wenig Verständnis. »Ein Alleingang einzelner Länder benachteiligt manche Standorte massiv und führt zu Wettbewerbsnachteilen«, kritisiert Rainer Trefelik. Auch in der Vergangenheit habe der Wiener Handel durch länger dauernde Lockdowns und die seit Juli 2020 durchgehend geltende Maskenpflicht über Gebühr gelitten, dazu kämen noch die wöchentlichen Demonstrationen und Protestmärsche, die die Konsumlust der Menschen schmälerten. »Der Virus ist in Wien nicht anders als in anderen Bundesländern oder Landeshauptstädten in Restösterreich, daher haben wir in dieser Phase kein Verständnis mehr für den erneuten Wiener Sonderweg«, meint auch Rainer Will.