Immer weniger große Onlinehändler teilen sich einen immer größeren Anteil des Online-Marktes. Allein Amazon steht für ein Viertel des Branchenumsatzes, während Zalando den Modemarkt klar dominiert.
Amazon, Zalando, Universal: Die Reihenfolge der umsatzstärksten Online-Shops Österreichs ist seit Jahren konstant. Doch zusehends enteilt Spitzenreiter Amazon dem Wettbewerb: Laut der soeben erschienenen Studie »E-Commerce-Markt Österreich 2020« hat der globale Branchenführer seinen Vorsprung im Geschäftsjahr 2019 noch einmal deutlich ausgebaut. Innerhalb eines Jahres steigerte sich der Umsatz um 16 % auf 834,3 Mio. €. Der Zweitplatzierte, der Modehändler Zalando, legte hingegen laut der Auswertung des deutschen Statistikportals Statista und des deutschen EHI Retail Institute nur um 1,5 % auf 346,8 Mio. € zu. Universal auf Rang 3 musste sogar ein Umsatzminus von 10,5 % auf nunmehr 111,9 Mio. € hinnehmen. Angemerkt sei: Die Studie beruht größtenteils auf Schätzungen und Hochrechnungen, da viele Onlinehändler keine Umsätze auf Länderbasis nennen.
Dominanz der Großen
Insgesamt ist der Umsatz der 250 größten E-Commerce-Anbieter in Österreich im vergangenen Jahr laut den Daten um 13,5 % auf 3,6 Mrd. € gewachsen. Die zehn größten Onlineshops verbuchten davon fast die Hälfte für sich. »Immer weniger große Onlinehändler teilen sich einen immer größeren Anteil der Online-Torte«, kommentiert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. »Spitzenreiter Amazon allein kommt mit 878 Mio. € auf ein Viertel.« In dieser Zahl sind Film- und Musik-Streamingdienste sowie Waren, die von Dritthändlern über den Amazon-Marktplatz verkauft werden, noch gar nicht einbezogen. Alleine letzteres dürfte sich mittlerweile auf mindestens 900 Mio. € belaufen.
Die Dominanz der Großen zeigt sich auch am Online-Markt für Mode: Branchenleader Zalando setzt mit seinen 346,8 Mio. € mehr um als alle restlichen in den Top 30 vertretenen Online-Modeanbieter zusammen.
Das Ranking
Während die »großen Drei« unverändert blieben, findet sich auf Platz vier ein Aufsteiger: Shop-apotheke.at hat mit einem Umsatzwachstum von gut 50 % auf 93,7 Mio. € zwei Plätze gut gemacht. Otto fiel deshalb mit nahezu unverändertem Umsatz (84,4 Mio. €) auf Rang 5 zurück. Ebenfalls um zwei Plätze vorgerückt ist der Online-Shop von H&M, hm.com (+ 29 % auf 70,5 Mio. €), der nun auf Platz 7 rangiert. Die restlichen Spitzenpositionen sind eher Technik-orientiert. Aus der Modewelt finden sich innerhalb der 30 umsatzstärksten Online-Shops noch bonprix.at auf Rang 17 (39,3 Mio. €; + 17 %), aboutyou.at (Rang 18; 38,0 Mio. €; + 284 % (!)), bestsecret.at (23; 28,8 Mio. €; + 41 %) und esprit.at (26; 22,7 Mio. €; + 2 %).
Alle Zahlen umfassen die in Österreich erzielten Nettoumsätze in Mio. € für das Geschäftsjahr 2019 im Vergleich zu 2018, bereinigt um Retouren und sonstige betriebliche Erträge.
Österreichischer Handel hinkt hinterher
Obwohl der Handelsverband mittlerweile 13.500 aus Österreich betriebene Online-Shops zählt, hat sich an der Marktmacht internationaler Player bisher nur wenig geändert. Anton Salesny vom Institut für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien und Kooperationspartner der Studie kommentiert das Potenzial: »Ein Großteil der österreichischen Internetausgaben fließt nach wie vor in den internationalen Online-Handel. Auch Versuche, durch Einrichtung österreichischer und regionaler Plattformen diese Abflüsse in das Ausland wesentlich zu reduzieren, zeigten in den letzten Jahren noch nicht den gewünschten Erfolg.« Der Handelsverband hat deshalb nun die Initiative
kaufsregional.at gestartet.