Einer der Finalisten: Bründl Sports mit dem erweiterten Flagship-Store in Kaprun
Im Rennen um den EuroShop RetailDesign Award 2022 sind 37 Teilnehmer im Finale. Ganz vorne bei den Top-Trends im Ladenbau ist das Thema Nachhaltigkeit.
Seit 2008 werden jährlich die EuroShop RetailDesign Awards vergeben. Um sich im Wettbewerb durchzusetzen, müssen die Bewerber mit einem gelungenen Mix aus Ladenarchitektur, Farben, Materialien, Beleuchtung und Visual Merchandising überzeugen, der die Sortimentsbotschaft und Zielgruppenansprache klar erkennen lässt. Heuer schafften es aus 87 Einreichungen aus 28 Ländern 37 Projekte ins Finale – darunter zwei Händler aus Österreich: Einerseits die Boutique lieblingsDINGE, der 180 m2 große Shop des Hotels Forsthofgut in Leogang, designt von der Münchner Designbüro Gruschwtz, andererseits der neue, auf 2.500 m2 erweiterte Flagship Store von Bründl Sports in Kaprun, entworfen von Blocher Partners und umgesetzt von Umdasch.
Top-Trends im Ladenbau
Claudia Horbert, Ladenbauexpertin des EHI Retail Institute, hat die Einreichungen gesichtet, um die wichtigsten Trends im internationalen Retail-Design zu identifizieren. »Holz, ein Symbol für Nachhaltigkeit und ein Megatrend im Einzelhandel, ist nach wie vor ein bevorzugtes Material im Ladenbau«, sagt die Expertin. »Oft wird es mit frischen und lebendigen Farben kombiniert, um starke Akzente in verschiedenen Ladenbereichen zu setzen. Darüber hinaus sind neue Materialien erfunden worden, um die Anforderungen nachhaltiger Konzepte zu erfüllen.« Auch recycelte Materialien umd Möbelstücke kommen vermehrt zum Einsatz. »Produkte, die nicht mehr verwendet werden können, erhalten so ein zweites Leben«, erklärt Horbert. »Verschiedene Holzarten sind zu einem bestimmenden Element für den Ladenbau geworden. Zusammen mit einer weichen und warmen Farbgebung schafft es eine gemütliche Atmosphäre, während es in Kombination mit Metallteilen, Beton und Gittern ein rohes, technisches Design erzielt.«
Auch der Hotel-Shop lieblingsDINGE in Leogang zählt zu den Nominierten für den EuroShop RetailDesign Award 2022.
Auch neu erfundene Materialien, die auf den ersten Blick vielleicht nicht danach aussehen, sind umweltfreundlich – z. B. Kunststofffliesen oder Reste der Textilindustrie, die vor dem Wegwerfen bewahrt werden. Sie liefern genau den richtigen Input für neue nachhaltige Storekonzepte.
Der Laden als sozialer Ort
Moderne Geschäfte binden ihre Kundschaft in ein interaktives Storytelling ein. »Heute geht es mehr um das Erlebnis vor Ort als nur um den reinen Kauf eines Artikels – mit dem Laden als sozialem Ort und Treffpunkt für Gemeinschaft, der Cafés und Restaurants, persönliche Dienstleistungen, Kunstgalerien, Co-Working-Spaces, Lesungen, Workshops und vieles mehr vereint. Angesichts der zunehmenden Vermischung von Einkaufen, Gastronomie, Arbeit und Unterhaltung müssen Verkaufsräume mehr als nur eine Funktion erfüllen. Daher ist Flexibilität von großer Bedeutung, nicht nur um zwischen verschiedenen Kategorien zu wechseln, sondern auch bei Übergängen zwischen Segmenten und Bereichen.«
Roboter und digitale Spiegel
Da die Kundschaft ein nahtloses Einkaufserlebnis erwartet, schaffen zeitgemäße Ladenkonzepte durch die Nutzung digitaler Tools und Services Omnichannel-Erlebnisse – so gibt es laut EHI vermehrt Angebote wie:
• Spiele-Touchpoints und Selfie-Punkte
• Laufstrecken für die Analyse des Laufstils
• digitale Spiegel in Umkleidekabinen und in der Beauty-Abteilung
• Roboter als Kundenassistenten.
Der menschliche Faktor stirbt dadurch aber keinesfalls aus: »Da das Leben zunehmend digitaler wird, suchen Menschen nach realen Erfahrungen, die alle ihre Sinne ansprechen«, meint EHI-Expertin Claudia Horbert. »Das Kundenerlebnis wird somit wichtiger als die Transaktion mit Einzelhändlern. Die Pandemie hat auf andere Art und Weise gezeigt, wie wichtig es ist, Stores zu kreieren, die sich an neue Verhaltensweisen und Konsummuster anpassen können.«